Ermhof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten auf deiner Diskussionsseite.

Ermhof ist ein kleiner Weiler mit ca. 20 Einwohnern, der zum nördlich gelegenen Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz gehört. Der Ort ist ausschließlich landwirtschaftlich geprägt und besteht aus 3-4 (ehemaligen) Bauernhöfen.

Inhaltsverzeichnis

1 Landschaftliches
2 Geschichtliches
- 2.1 Kirche St. Martin
- 2.2 Sonstiges
3 Wirtschaft
4 Weblinks

[Bearbeiten] Landschaftliches

Ermhof liegt inmitten von hügeligen Mischwäldern (Nadel- und Buchenmischwald) und Feldern. Die Gegend ist durch felsigen Untergrund gekennzeichnet. Das Grundgestein tritt teilweise offen zutage. Es existiert ein Klettersteig im Fels names „Buchenstein“ westlich vom Ort. Die Landschaft lädt zum Wandern und Radfahren ein.

[Bearbeiten] Geschichtliches

[Bearbeiten] Kirche St. Martin

In Ermhof existierte bis 1979 die Kirche St. Martin, die nach den Ergebnissen von Ausgrabungen des Jahres 2006 (geplant auch 2007) zu den ältesten Kirchengründungen der Oberpfalz zählt. Schon der Ortsname (Erstnennung 1306 als Erbenhoven) spricht für eine Gründung des Orts vor ca. 900 n. Chr. Er wird gebildet mit dem frühmittelalterlichen Suffix "-hofen" und dem germ. Personennamen "Arbo" als Bestimmungswort. Die Kirche St. Martin wurde wohl zu Beginn des 8. Jahrhunderts, vielleicht im Zuge der Eichstätter Bistumsgründung um 743 als Eigenkirche eines möglicherweise fränkischen Grundherren (Arbo?)auf dessen Adelscurtis (Hofanlage) errichtet. Der Ursprungsbau war möglicherweise ein Holzpfostenbau, der wohl im 9. Jahrhundert, vielleicht bereits um 800, von einer steinernen Saalkirche mit eingezogener Apsis abgelöst wurde. Wohl im 10./frühen 11. Jahrhundert wurde die Apsis zugunsten eines Rechteckchores abgebrochen. Weitere Bauphasen sind für das späte Mittelalter nachzuweisen. Im Außenbereich der Kirche konnten eine Reihe von frühmittelalterlichen Gräbern des 8. bis 10. Jahrhunderts archäologisch untersucht werden, darunter Baumsargbestattungen und das Grab einer an Händen und Füßen gefesselten Frau sowie zahlreiche Gräber mit Steinsetzungen auf der Grabsohle. Die Grabung wird 2007 fortgeführt. Die Kirche verlor wohl bereits während des 12./13. Jahrhunderts zunehmend ihre Bedeutung an den Nachbarort Neukirchen(!). Zwischen 1306 und 1816 war die Kirche St. Martin in Ermhof schließlich als Wallfahrtskirche regionales Zentrum des religiösen Lebens. Überreste der Kirche, die südlich des Hofes Nummer 2 am Ortsausgang nach Pilgramshof stand, sind nur noch als Bodendenkmal vorhanden.

Fachwerk-Gasthaus (18.Jh) - Rückseite

[Bearbeiten] Sonstiges

Der Bahnhof vom nahegelegenen Neukirchen war im frühen 20. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für den Farbstoff Ocker, der von Farbgräbern in Tiefen von 3-10m rund um Ermhof abgebaut wurde. Die letzten überlieferten Grabungen fanden im Zeitraum bis ~1920 durch die damals ortsansässige Familie Hammer statt. Der Ocker-Abbau im Bereich Ermhof wurde schließlich eingestellt. Auslösend war der Einsturz eines ca. 8m tiefen Schachtes im Gebiet zwischen Ermhof und 'auf den Flatschen' nach einem Wassereinbruch, bei dem die Werkzeuge im Schacht zurückgelassen werden mussten. Zur damaligen Zeit wurde mit einfachsten Mitteln ohne bergmännische Ausrüstung gegraben. Der zunehmende Abbau bedurfte gößerer Grabungstiefen, die ohne größeren Aufwand nicht mehr risikolos erreicht werden konnten.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Im Ort existieren noch zwei Bauernhöfe, die Vollerwerb betreiben. Ein weiterer (ehemaliger) Hof beherbergt eine private Fasanen- und Kleintier- sowie Ziegenaufzucht. Die eigentliche Landwirtschaft wurde hier schon vor längerem aufgegeben. Die umliegenden Wälder werden, getrieben durch die Holzpreisentwicklung, seit Herbst 2006 vermehrt zur Nutzung für Industrieholz herangezogen. Die frühere Nutzung als Brenn- und Bauholz für den Eigenbedarf befand sich schon seit 1995 auf dem Rückzug.