Ethnologischer Film
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Der Ethnologische Film ist eine besondere Form des Dokumentarfilms, bei der es um die Darstellung des Menschen als Teil seiner soziokulturellen, sozioökonomischen aber auch geologisch-biologischen Umgebung/Umwelt geht. Ein wichtiges Merkmal des ethnologischen Dokumetarfilms ist in der Regel die Darstellung einer Gruppe (Ethnie), wobei sich einige Regisseure auch auf die Darstellung eines Protagonisten beschränken, der dabei stellvertretend für eine Gruppe steht (Beispielsweise ein Fischer oder Wanderarbeiter). Eines der frühesten und gleichzeitig bekanntesten Beispiele für den Ethnologischen Film ist "Nanook of the North" von Robert J. Flaherty, der dem Zuschauer einen relativ authentischen Einblick in das Leben einer Inuit-Familie (Eskimo) vermittelt, wobei er stets eine bewusste filmische Dramaturgie verfolgt.
Wissenschaftliche Bedeutung des Ethnologischen Films
In der Theorie geht es beim Ethnologischen Film im Wesentlichen um die Frage, in wie weit audiovisuelle Aufnahmetechniken zu wissenschaftlichen Zwecken innerhalb der Ethnologie genutzt werden können und ob die Ausdrucksmöglichkeiten des Films dabei wissenschaftlich relevant sind oder nicht. Da Filme in erster Linie der Unterhaltung dienen, wird der Ethnologische Film von vielen Ethnologen als ein für wissenschaftliche Zwecke nicht besonders geeignetes Darstellungsmedium angesehen, dass eher in den Bereich der Populärwissenschaft gehört. Dabei wird insbesondere auf die Schwierigkeit der Theoriebildung mittels filmischer Darstellungen hingewiesen. Der Ethnologe und Filmemacher David MacDougall geht in seinem Buch Transcultural Cinema auf die Unterschiede zwischen Wort und Bild ein. Er bestätigt darin, dass die Theoriebildung wie sie in schriftlicher Form erfolgt im Film nicht möglich ist, der Film dafür aber über andere interessante Darstellungsmöglichkeiten verfügt, weil es sich dabei gegenüber dem Text um ein grundsätzlich anderes Medium handelt. So seien Texte immer darauf angewiesen komplexe Umgebungen in vereinfachenden Kategorien zu beschreiben und "Fremdes" müsse immer dem "Bekannten" gegenüber gestellt werden um schriftlich beschreibbar zu sein. Der Film hat hingegen die Möglichkeit die Komplexität einer Situation weitgehend realistisch wiederzugeben und vermittelt dem Zuschauer kulturelle Unterschiede daher eher auf intuitive Art und Weise.
Literatur zum Thema: MacDougall, David: Transcultural Cinema, Princeton University Press 1998, ISBN 0-691-01234-2