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Explikation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mit Explikation (lat. explico - Auseinandersetzung, Darlegung, Entwirrung, Erläuterung, Deutung) wird die erläuternde Bestimmung der Bedeutung eines Ausdrucks bezeichnet. Der Begriff der Explikation findet Anwendung

1. in der Logik, um einen noch unklaren Ausgangsbegriff so zu spezifizieren, dass er als wissenschaftlich fundierter Begriff Verwendung finden kann.

2. bei der Begriffsbestimmung von Symbolen, konventionellen Bezeichnungen u. a. in der mathematischen Logik.

3. in der Philosophie durch Verbesserung bzw. Präzisierung eines gegebenen intuitiven Begriffes durch einen strengen Begriff. Der gegebene Begriff heißt Explikandum, das Resultat der Operation der Explikation hingegen wird Explikat genannt.

Nach Rudolf Carnap ist die rationale Nachkonstruktion von Begriffen eine der wichtigsten Aufgaben der Philosophie.

Die Aufgabe der Begriffsexplikation besteht darin, einen gegebenen, mehr oder weniger unexakten Begriff durch einen exakten zu sersetzen. Der gegebene Begriff (sowie der dafür verwendete Ausdruck) soll Explikandum heißen, den exakten Begriff (sowie den dafür vorgeschlagenen Ausdruck) hingegen, der den ersten ersetzen soll, nennen wir Explikat. Das Explikandum kann der Sprache des Alltags oder einem frühen Stadium der Wissenschaftssprache entnommen sein. Das Explikat muß durch explizite Regeln für seine Anwendung gegeben werden. Dies kann z.B durch eine Definition geschehen, welche diesen Begriff in ein bereits vorhandenes System von logischmathematischen oder empirischen Begriffen einordnet. (Carnap (1959), S.12)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zum Übergang vom Explikandum zum Explikat

Der Übergang vom Explikandum zum Explikat erfolgt durch einen Abstraktionsvorgang, bei dem das konstruktive Element der Abstraktion wesentlich im Vordergrund steht.

Beispiel:

Es soll ein logisches Explikat der Wenn-so-Beziehung gefunden werden. Das Explikandum kommt in Aussagen der Form „Wenn p, so q“ vor. Mit dem Alltagsgebrauch der Wenn-so-Beziehung sind eine Reihe nichtlogischer Momente in höchst unklarer Weise verknüpft. Man nimmt etwa an, dass p die Ursache für q sein müsse, damit die Aussage „wenn p, so q“ wahr ist.

Bei entsprechenden Testfragen ergibt sich ferner, dass die meisten Menschen die Aussage für falsch halten, wenn p falsch, q aber wahr ist. Ein Explikat zu diesem Explikandum ist, wie eine eingehende Analyse feststellt, die Implikation. Sie ist ausschließlich durch nachstehende Wahrheitstabelle festgelegt:

                  p      |    q   |     p  -> q 
                  ___________________________________
                  w      |    w   |         w
                  w      |    f   |         f
                  f      |    w   |         w
                  f      |    f   |         w  
 


Diese Begriffsexplikation verwirft das Explikandum nicht schlechthin als falsch, sondern bewahrt die wissenschaftlich wertvollen und richtigen Momente auf, beseitigt Unklarheiten und begriffliche Unschärfe und führt schließlich zu dem von allen psychologischen, kausaltheoretischen u. a. Momenten entlastetem Explikat.

[Bearbeiten] Zu den Bedingungen für eine Begriffsexplikat

Ganz allgemein müssen nach Carnap an ein Begriffsexplikat, das sich als Resultat einer wissenschaftlichen Begriffsexplikation ergeben soll, folgende Bedingungen gestellt werden:


  • Das Explikat muss sich in der wissenschaftlichen Praxis bewähren und insbesondere in der Lage sein, auch überall dort, wo bisher das Explikandum ausreichend die Anforderungen erfüllte, an dessen Stelle zu treten.
  • Das Explikat soll so beschaffen sein, dass es nach Möglichkeit als Bestandteil einer in sich geschlossenen Theorie fungieren kann.
  • Das Explikat soll dem Prinzip der Einfachheit genügen. Dort, wo unter den Gesichtspunkten einer bestimmten Theorie mehrere Explikate vom Explikandum ausgehend konstruiert werden können, soll dasjenige ausgewählt werden, das mit einem Minimum an logischer und allgemein systemtheoretischer Reichhaltigkeit auskommt. Es wird also wenig zweckvoll sein, solche Explikate ausgehend von einem bestimmten Explikandum zu konstruieren, die zugleich die Änderung großer Teile oder gar ganzer wissenschaftlicher Systeme verlangen.
    • Diese Einfachheit soll zwei Forderungen erfüllen: (a) Die Einfachheit der Begriffsdefinition und (b) Die Einfachheit der durch diesen Begriff ermöglichten Gesetzesaussagen

[Bearbeiten] Zu den Formen des explizierten Begriffs

Der explizierte Begriff selbst tritt in drei Formen auf als:

  • 1. Klassifikatorische Form: Einteilung der Dinge in zwei oder mehrere einander ausschließende Klassen, wie bei der Einteilung der Pflanzen und Tiere
  • 2. Quantitative Form: Gegenstände oder deren Eigenschaften werden mittels numerischer Werte charakterisiert: Länge, Zeitdauer, Temperatur, Einkommen, Ausfuhrquote u.a.
  • 3. Komparative Form, d. h. als ein Relationsbegriff: Ding A ist wärmer als Ding B, mehr oder gleich u.a.

Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet das Adjektiv bzw. Adverb explizit 'ausdrücklich, ausführlich'; Ggs. ist implizit.

[Bearbeiten] Zur Bedeutung in der Philosophie

Allgemein bedeutet die Explikation eine

  • Erklärung
  • eine Auseinanderlegung (Entfaltung) der Einheit (des Ganzen, des Begriffs, Gott) in die Vielheit der Einzelteile (bei Gott in die Welt)

Bei Plotin werden die Dinge als entfaltete Zahl bezeichnet. Bei Nikolaus von Kues ist die Zahl die explicatio unitatis, und die Bewegung die explicatio quietis (in De docta ignorantia, 1440). Er bezeichnete explicatio dei als die Selbstenfaltung Gottes, das die Existenz Gottes in allem Endlichen ermöglicht. Eine Entsprechung findet diese Definition in complicatio, die den Zustand des Enthaltens Gottes im allen Endlichen ausdrückt.

Der deus explicitus ist im Unterschied zum deus absconditus (d.h. Gott als verborgende schöpferische Kraft) die Welt als erschaffene Gestalt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Rudolf Carnap: Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit, bearbeitet von Wolfgang Stegmüller, Springer, Wien 1959
  • Gabriel, Gottfried: Explikation, in: Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, 2. Aufl. [2005], S. 459
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