Filderbahn
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Filderbahn ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von schmalspurigen, später auch normalspurigen Eisenbahnstrecken zur Erschließung der südlich von Stuttgart gelegenen Filderebene.
Dieses Gebiet lag Ende des 19. Jahrhunderts im Verkehrschatten der von Stuttgart ausgehenden Schienenstrecken der Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.). Da jedoch enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Residenzstadt Stuttgart und den Fildergemeinden bestanden, war eine Bahnverbindung dringend erforderlich.
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[Bearbeiten] Zahnradbahn Stuttgart–Degerloch
Den Anfang machte die aufgrund privater Initiative (neben Anderen von Emil von Kessler, Direktor der Maschinenfabrik Esslingen) 1884 eröffnete Zahnradbahn Stuttgart – Degerloch (Meterspur, System Riggenbach, Länge 1,93 km).
[Bearbeiten] Filderbahnstrecken
Vier Jahre später kam die Adhäsionsstrecke Degerloch–Möhringen–Plieningen–Hohenheim hinzu, Erweiterungen von Möhringen nach Vaihingen einerseits und über Echterdingen nach Neuhausen andererseits folgten (alle in Meterspur).
Weitere Veränderungen waren später die Elektrifizierung, die (teilweise) Umstellung auf Normalspur, der Bau der Adhäsionsbahn-Straßenbahn von Degerloch nach Stuttgart über die Neue Weinsteige sowie die Anbindung der inzwischen auf Normalspur umgebauten Strecke von Neuhausen über Leinfelden an die Staatsbahn in Vaihingen.
Auf allen Strecken fand sowohl Personen- als auch Güterverkehr statt. Normalspurige Güterwagen für die schmalspurigen Strecken wurden im Staatsbahnhof Stuttgart-Vaihingen übergeben und auf Dreischienengleisen bis nach Stuttgart-Degerloch bzw. Stuttgart-Hohenheim befördert.
Neuhausen war ab 1929 auch Endstation der Straßenbahn Esslingen–Nellingen–Denkendorf (END), eine Schienenverbindung zur Filderbahn bestand allerdings nicht.
[Bearbeiten] Betreibergesellschaften
Wechselvoll ist auch die Geschichte der Eigentümer der Bahn. Am 14. Juli 1884 wurde die Filderbahn-Gesellschaft (FBG) gegründet, die ihren Namen ab 29. Mai 1905 in Württembergische Nebenbahnen AG (WN) änderte. Diese veräußerte am 1. März 1920 die Strecken auf den Fildern an die Stadt Stuttgart. Diese übertrug sie der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) – ab 1921 als Betriebsführerin, seit 1934 als Eigentümerin. Damit war auch der Weg für eine schrittweise Integration in das Netz der SSB vorgegeben, zunächst im meterspurigen Straßenbahn-, später dann in den Stadtbahnbetrieb auf Normalspur. Auf der Strecke Echterdingen–Neuhausen übernahm 1920 die Staatsbahn die Betriebsführung, sie verblieb jedoch im Eigentum der Filderbahn bzw. später der SSB. Die Staatsbahn baute dann eine Verbindungskurve von Leinfelden nach Rohr (bei Vaihingen) zur Gäubahn.
Für den Außenstehenden markieren der 19. Juni 1964, als auf den Strecken nur noch Straßenbahnwagen verkehrten und die für Jahrzehnte typischen speziellen Filderbahnfahrzeuge abgestellt und verschrottet wurden, sowie der 28. Mai 1983, als zwischen Leinfelden und Neuhausen der Güterverkehr eingestellt und die Strecke bald darauf abgebaut wurde, das Ende der eigenständigen Filderbahn. Rechtlich bestand die Filderbahn jedoch weiter, was sich z. B. darin zeigte, dass für diese Strecken noch bis 1984 das Eisenbahnrecht (EBO) und nicht das Recht der Straßenbahnen (BoStrab) galt. Ein weiterer Einschnitt war die Einstellung der Straßenbahnverbindung von Leinfelden nach Echterdingen am 3. November 1990.
[Bearbeiten] Betrieb und Strecken heute und in Zukunft
Soweit erhalten, sind alle Strecken inzwischen auf Normalspur umgebaut wurden. Die Strecke (Vaihingen-)Rohr-Leinfelden-Echterdingen-Bernhausen wird von den Linien S2 und S3 der S-Bahn Stuttgart befahren. Der Bereich Echterdingen-Bernhausen wurde dabei neu trassiert, um weiter nördlich die Empfangsgebäude des Flughafens anzubinden. Die alte Trasse lässt sich noch heute entlang der Landesstraße zwischen Echterdingen und Bernhausen verfolgen (Schotter am Rande des Radweges). In Bernhausen endet die S-Bahn heute unterirdisch, in einer nach oben offenen Station. Die weitere Trasse Richtung Neuhausen kann man nur noch erahnen. Ein Wiederaufbau ist im Gespräch, statt einer S-Bahn-Verlängerung wurde dabei auch ein möglicher Betrieb mit einer (2-System-) Stadtbahn untersucht[1].
Die Zahnradbahnlinie Marienplatz-Degerloch wird nach wie vor von den Stuttgarter Straßenbahnen als Linie 10 betrieben und wurde 1994 ein kurzes Stück in Degerloch verlängert, zur besseren Verknüpfung mit der Stadtbahn. Die Strecken Stuttgart-Degerloch-Möhringen und weiter nach Leinfelden (U5) und Vaihingen (U6) werden ebenso wie die Querlinie (Vaihingen-)Möhringen-Plieningen (U3) im Rahmen der Stadtbahn Stuttgart befahren.
Der Streckenabschnitt Leinfelden Bf - Echterdingen Hinterhof ist abgebaut, die Trasse besteht jedoch noch. Der Wiederaufbau ist langfristig geplant.
Ähnliches gilt für den kurzen Abschnitt Hohenheim (Uni) - Plieningen. Von der Verbindung Möhringen-Leinfelden sind ein Abzweig und eine Anbindung des Wohn- und Gewerbegebietes Fasanenhof und der in Bau befindlichen Neuen Messe vorgesehen - hier ist die Planfeststellung bereits abgeschlossen.
In den entsprechenden Flächennutzungs- und Regionalplänen sind noch weitere Strecken vorgesehen (u.a. bis Plattenhardt oder bis zum Flughafen), die aber im Moment wenig Chancen auf Realisierung haben.
[Bearbeiten] Literatur
- G. Bauer, U. Theurer, C. Jeanmaire: Strassenbahnen um Stuttgart. Verlag Eisenbahn Gut Vorhard, Villigen/Aargau 1984 ISBN 3-85649-047-7, S. 12ff.
- Stadt Filderstadt, Geschichtswerkstatt Filderstadt (Hrsg.): Die Filderbahn. (Band 4 der Filderstädter Schriftenreihe zur Heimat- und Landeskunde) Filderstadt 1990 ISSN 0935-3143
- Nikolaus Back: 100 Jahre Filderbahn. In: Schwäbische Heimat, 1998/1, S. 56-66
[Bearbeiten] Weblinks
- Private Homepage der Projektgruppe Filderbahn
- Eine private Homepage zu den Filderbahnstrecken mit Schwerpunkt Zahnradbahn
- Kurze Info der Stadt Filderstadt
- Einzelheiten zur Zahnradbahn
- Pressemitteilung der SSB AG zur Zahnradbahn
- Geschichte der Stuttgarter Straßenbahnen AG (PDF-Datei, 1,6 MB)
