Flurdenkmal
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

Ein Flurdenkmal ist ein Denkmal, das sich außerhalb von Wohnsiedlungen befindet und kein Naturdenkmale ist. Hierzu zählen in erster Linie Flurkreuze, Kleinkapellen, Bildstöcke, Grenzsteine oder auch Dolmen oder prähistorische Grab- oder Befestigungsanlagen.
[Bearbeiten] Typologie der Flurdenkmale
Eine Typologie der Flur- bzw. Kleindenkmale wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung (AGD) vorgenommen:
1. formal, d. h. nach der äußeren Form
- Steinkreuze (hierzu zählen: – Das Steinkreuz – Das Scheibenkreuz – Das Radkreuz (ausführlich unterschieden in: Wäß 2006, S. 224 ff.)
- Kreuzsteine (hierzu zählen: Der Kreuzstein – Der Radkreuzstein – Der Scheibenkreuzstein – Sonstige Formen – (ausführlich differenziert in: Wäß 2006, S. 227 ff.)
2. nach dem Anlass der Errichtung
- Sühnesteine: "Wie die Bezeichnungen Sühnestein oder Sühnekreuz bereits andeuten, handelte es sich hierbei um Objekte, die nach einem offiziellen Urteilsspruch zur Sühne eines Verbrechens errichtet wurden. Als Typus wurden hierzu sowohl Scheibenkreuze als auch Kreuzstelen bzw. Kreuzsteine ausgewählt."
- Unfallsteine: "Der plötzliche Tod konnte den Zeitgenossen aber auch aufgrund eines Unfalls ereilen, wie einige Steinkreuze oder Kreuzsteine im Untersuchungsgebiet bezeugen. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang war zu jeder Zeit möglich. Einige Inschriften oder auch Reliefs überliefern auch die Todesursache der Unfallopfer – aber sie benennen nicht den jeweiligen Auftraggeber."
- Mordopfer-Steine:"Doch auch Mordopfer, deren Täter unbekannt blieben, konnten ein Erinnerungsmal erhalten: Nicht immer wurde der Täter eines Mordes überführt und bestraft. Die Gefahr des Reisens im Mittelalter wird anhand einiger Kreuzsteinen deutlich ..."
- Erinnerungsmalen für verdiente Bürger: "Einige Kreuzsteine wurden für Bürger aufgestellt, die im Kampf um ihre Stadt den plötzlichen Tod starben: Als Auftraggeber für diese Monumente kann der Stadtrat angenommen werden. – Die Form der letztgenannten Kreuzsteine mit Aufsatz erinnert an ‚Mehrteilige Epitaphe’. – Die Mitglieder des Stadtrates, welche im Kampf für die Stadt ihr Leben ließen, waren sicherlich jedermann bekannt. Der Zeitgenosse wurde an ihnen zu einem Gebet für die Seelen aufgerufen. Das Gedächtnis an jene Personen wurde durch die Male in der Erinnerung der Stadtbevölkerung und auch nachfolgender Generationen bewahrt: in diesen steinernen Zeugnissen für so genannte ‚verdiente Bürger’ finden sich frühe Beispiele für städtische Denkmale."
- Steinkreuze und Kreuzsteine wurden auch als kollektive Gedenksteine für Massenbegräbnisse gesetzt.
[Bearbeiten] Forschungen und Forschungsgemeinschaften zum Thema "Flurdenkmal"
Seit den 1960er Jahren werden Kreuzsteine und Steinkreuze sowie ihnen formal verwandte Monumente werden als Flurdenkmäler unter den Kleindenkmälern, zu welchen zum Teil auch Grabmäler, wie Stelen gerechnet werden, von der Deutschen Steinkreuzforschung erforscht. Diese setzt sich wie folgt zusammen:
- Die Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung (AGD) in Niedersachsen stellte sich zur Aufgabe, für Aufnahme, Erhalt, Pflege und Klärung der sozialen Zusammenhänge, die zur Errichtung und Aufstellung der Klein– und Flurdenkmale führten, zu sorgen. Ihr Sitz ist in Trebur und ihre Schriftenreihe „Das Kleindenkmal“ (Materialsammlung: Steinkreuze und Kreuzsteine, Jagd- und Forstdenkmale). Hierin wird die alte und neuere Literatur zum Forschungsgebiet veröffentlicht. In regelmäßig stattfindenden Tagungen werden alle zwei Jahre die neuesten Forschungsergebnisse diskutiert.
- Die ältere Forschungsgemeinschaft Deutsche Steinkreuzforschung (gegründet 1932) nimmt die gleichen Aufgaben wie die AGD wahr. Zusätzlich werden Bildstöcke und historische Grenzzeichen erfasst, d.h. Denkmäler, die vor allem rechts– und religionsgeschichtlich interessant sind. Hierbei handelt es sich ursprünglich um eine Bürgerinitiative, die sich mit den Flurdenkmalen im fränkischen und oberpfälzischen Raum beschäftigt.
- Die AFO (Arbeitskreis für Flur– und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz e.V.) nimmt die gleichen Aufgaben wie die AGD e. V. für den Bereich Oberpfalz war. Seit 1978 erscheint jedes Jahr ein Band der Reihe „Beiträge zur Flur– und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz“ (BFO).
- Seit 1982 regelmäßige Tagungen „Ostbayerische Jahrestagung der Flur– und Kleindenkmalforscher“.
- Ferner hat sich der Arbeitskreis Internationale Steinkreuzforschung (ISF) gebildet, in welchem Gruppen von Wissenschaftlern, Hobby- und Laienforschern die vergleichbare Aufnahmen wahrnehmen und diese in der Schriftenreihe „Steinkreuzforschung“ dokumentieren.
- Schließlich sei noch die Archäologische und Volkskundliche Arbeitsgemeinschaft Dieburg e.V. (AVA ... Dieburg e.V.) genannt. Hierbei handelt es sich um einen Verein für Stadt– und Heimatgeschichtsforschung, der 1970 von Bürgern gegründet wurde. Sie unterstützen mit ihrem Verein die lokale Bodendenkmalpflege und ihre Aufgaben sind denen der AGD vergleichbar. Sie gibt zwei Schriftenreihen heraus.
[Bearbeiten] Literatur
- Azzola 1963: Azzola, Friedrich K., Weitere Scheibenkreuze aus dem Raum Gießen – Marburg (Grabsteine), in: Hessische Heimat NF 13 (1963), Nr. 4/5, S. 20-23.
- Azzola 1965: Azzola, Friedrich K., Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine der Wetterau mit Nachtrag: Ein weiterer Scheibenkreuz-Grabstein aus Butzbach, in: Wetterauer Geschichtsblätter 14 (1965), S 49-60 und S. 109-111.
- Azzola 1965 a: Azzola, Friedrich K., Ein mittelalterlicher Scheibenkreuz-Grabstein in Marburg? In: Hessische Heimat NF 15 (1965), Nr. 4, S. 22-23.
- Azzola 1965 b: Azzola, Friedrich K., Zur Nomenklatur der steinernen Flurdenkmäler und frühen Grabsteinformen, in: Das Steinkreuz 21 (1965), Nr. 2, S. 14-16.
- Azzola 1966: Azzola, Friedrich K., Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen, Zwischenbericht über ein noch junges Arbeitsgebiet, in: Hessische Heimat, NF 16 (1966), Nr. 2, S. 48-51.
- Azzola 1967: Ein nachmittelalterlicher Grab-Kreuzstein und ein mittelalterlicher Scheibenkreuz-Grabstein aus Odenhausen/Lahn, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins NF 52 (1967), S. 9-11.
- Azzola 1968: Azzola Friedrich K., Neues über Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen, in: Hessische Heimat, NF 18 (1968), Nr. 1, S. 1-6.
- Azzola 1969: Azzola, Friedrich K., Weitere mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine der Wetterau, in: Wetterauer Geschichtsblätter 18 (1969), S: 83-85.
- Azzola 1970/71: Azzola, Friedrich K., Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Stadt und Kreis Büdingen, in: Büdinger Geschichtsblätter 7 (1970/71), S. 11-28.
- Azzola 1972: Azzola, Juliane und Friedrich Karl, Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen, Kassel 1972 (ohne Vorwort und Inhaltsverzeichnis auch in: Zeitschrift des Vereins für hessische Landesgeschichte und Landeskunde 82, 1971, S. 9-60).
- Azzola 1985: Azzola, Friedrich Karl, Das Scheibenkreuz des Sivert von Hoym von 1407. Grabstein oder Bildepitaph, in: Vergänglichkeit 1985, S. 61-63.
- Azzola / Mulder 1986: Azzola, Juliane und Friedrich Karl /Mulder, Konrad, Die hochmittelalterliche Grabplatte von Malsfeld-Elfershausen mit einem Lamm Gottes und einer figürlichen Darstellung, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 91, 1986 (Sonderdruck), S. 21-30.
- Azzola 1990: Azzola, Friedrich K., Ein spätmittelalterliches Steinkreuz – das Denkmal eines Steinmetzen? Sonderdruck aus: Steinmetz + Bildhauer, 5/89, München, Jg. 105 (1989) S. 68-70, Neudruck in: Das Kleindenkmal, (wissenschaftliche Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung e. V., Jg. 14 (1990), Nr. 5.
- Azzola 1992: Azzola, Friedrich K., Die beiden Bruchstücke einer entwickelten, spätmittelalterlichen Kreuzplatte mit den historischen Handwerkszeichen eines Schuhmachers in der Stadtkirche St. Crucis zu Allendorf an der Werra. Zugleich ein Beitrag zur Ikonographie des nasenbesetzten Kreuzes, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 95 (1990), S. 19–24, Nachdruck in: Das Kleindenkmal, (wissenschaftliche Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Denkmalforschung e. V., Jahrgang 16 (1992), Nr. 10.
- Azzola 1996: Azzola, Friedrich K., 'Zur Ikonographie des Kreuzes auf Kleindenkmälern des Hoch und Spätmittelalters im deutschen Sprachraum', in: Zimmermann, H. (ed.), Deutsche Inschriften, Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik, Worms 1996 (Mainz, 1987), S. 9-41, [on cross slabs].
- Azzola 2003: Das Wappenzeichen des Hermann von Haldenberg auf seiner Grabplatte (wohl 1324) in der Vorhalle der Basilika in Steingaden : eine heraldisch stilisierte Tuchschere, in: Lech-Isar-Land, 2003, p. 83-90.
- Köber, Heinz, (im Folgenden: Köber 1960), Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, (Beiträge zur Geschichte, Heft 5), Erfurt 1960.
- Müller, Werner/ Baumann, Günther E. H., (im Folgenden: Müller/Baumann 1988), Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Vorhandene und verlorengegangene Rechtsdenkmale und Memorialsteine, (Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, 5), Hannover 1988.
- Wäß, Helga, "Flur- und Kleindenkmale", in: Helga Wäß, "Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen" (= Band 1), "Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts" (= Band 2, erfasst an die 1000 Monumente / darunter auch Flur- und Kleindenkmale, teils mit Abbildung), Bristol u.a. 2006, siehe Band 1: S. 223 ff. und S. 425 ff., in Bd. 2: nach Orten aufgeführte Bildbeispiele. - ISBN 3-86504-159-0