Graue Energie

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Als Graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für die Herstellung, Transport und Lagerung (inkl. aller Vorprodukte) sowie die Entsorgung eines Produktes benötigt wird, im Gegensatz zum direkten Energieumsatz bei dessen Anwendung.

Gelegentlich bezeichnet der Begriff auch die zur Erbringung einer Dienstleistung umgesetzten Energiemenge, ebenfalls unter Einschluss der gesamten Vorprodukte.

Im Fall von Energieerzeugungsanlagen drückt man das gleiche Konzept üblicherweise durch den sog. Erntefaktor oder die Energetische Amortisationszeit aus.

Die Graue Energie kann den direkten Energiebedarf des Produktes in seiner Verwendung im Laufe der Lebensdauer um ein Mehrfaches übersteigen. Dies ist besonders beim Erntefaktor zu beachten.

Das Konzept der Grauen Energie hat vor allem bei der Energieeinsparung aus Gründen des Umweltschutzes eine wichtige Bedeutung. Eine Strategie zur Verringerung des Verbrauches kann darauf abzielen, von mehreren Produktalternativen möglichst diejenige mit dem niedrigsten (angenommenen) Energieverbrauch zu wählen, z.B. Bahn- statt Flugzeugreisen oder lokal produzierte Lebensmittel statt aus fernen Ländern importierte, bzw. solches Verhalten zu fördern.

Graue Energie kann auch mit Hilfe von Importprodukten importiert werden, dies spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn energieintensive Produktionsanlagen (z.B. Aluminiumherstellung) ins Ausland verlagert werden. Deutschland kann so seinen Energiebilanz schön rechnen, während der deutsche Konsum energieintensiver Produkte kiototechnisch China angerechnet wird.

Inhaltsverzeichnis

1 Methoden zur Ermittlung des Energieaufwandes
2 Beispielrechnungen
3 Siehe auch
4 Weblinks

[Bearbeiten] Methoden zur Ermittlung des Energieaufwandes

Einen interessanten Ansatz zum Ermitteln des Energieaufwands bietet die Energie/Endpreistheorie: Sie geht davon aus, dass alle unbearbeiteten Rohstoffen zunächst preisfrei sind. Erst durch menschliche Arbeit (und Handel mit Produkten bzw. Zwischenprodukten) entsteht ein Preis (dann ist ein Produkt eine Ware). Da aber jeder unbehandelte Rohstoff erst durch Einsatz von "Energie" (also anderen Rohstoffen, die Energieträger sind wie Kohle, Öl ff, aber auch Sonnenenergie, Windkraft, Wasserkraft ff) UND menschlichem Zutun in ein brauchbares Produkt umgewandelt wird, ist der Preis eines Produktes zu 100% zurückführbar auf Energieanteile. Da auch der Mensch ausschließlich durch den Konsum von Produkten vom Kindesalter bis zum Produzenten entsteht, ist auch der Anteil an menschlicher Arbeit auf Energieaufwand zurück zu führen. Der Preis eines Produktes ist zunächst eine Menge, die zur Produktion einer Ware erforderlich war, aber dieser Preis enthält in einem stabilen Wirtschaftssystem auch die Geldmenge, die die beteiligten Menschen für ihre Reproduktion und Versorgung brauchen (also Aufzucht und Ausbildung der Kinder und natürlich die Versorgung der Älteren) und natürlich auch den Anteil für die Reproduktion der Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen ff). In einem funktionierenden Marktsystem bildet sich über Konkurrenz ein Preismittel, das all diese Produktion und Reproduktion enthält (weniger darf kein Produzent verlangen, um langfristig produzieren zu können). Hier gilt also: Der Endpreis eines Produktes stellt zu 100% den Wert der zur Produktion benötigten Energie dar. Fast alle Produkte unterliegen einem Konkurrenzdruck, aber auch dann, wenn über Monopolstellungen ein weit höherer Preis verlangt werden kann, ist anzunehmen, dass diese Geldsumme irgendwann zum Kauf von Produkten verwendet werden wird - z.B. über höheren Konsum oder (wie z.B. Ölstaaten, die weit höhere Ölpreise verlangen können, als die Förderung gekostet hat) zur Finanzierung eines Staates. Das bedeutet: Jeder Endpreis eines Produktes ist ein Maßstab für die Energiemenge, die zur Produktion nötig war. Ist der Energiepreis bekannt (oder auch der jeweilige Anteil verschieden teurer Energie), kann sogar aus dem Endpreis direkt auf die benötigte Energiemenge geschlossen werden. Beispiel: Kostet ein neues Auto mehr, als mit einem alten Auto an Benzin eingespart werden kann, wäre das alte Auto energiesparender, kostet Windstrom mehr, als konventioneller Strom, ist eine Windkraftanlage nicht energiesparend, ist z.B. die Produktion von Photovoltaik teurer, als die daraus produzierte Energie im entsprechenden Geldmaßstab kostet (natürlich ohne Subventionen!), dann war für diese Photovoltaikanlage mehr Energieaufwand nötig, als diese PV in ihrer Laufzeit produziert. usw.

Dividiert man nun den Primärenergiebedarf eines Landes durch dessen Bruttonationaleinkommen, kommt man auf den durchschnittlichen Gehalt an Grauer Energie pro Preiseinheit eines Produktes oder einer Dienstleistung. Für Deutschland heisst das: 4'000 TWh Primärenergiebarf durch 2'000 Mia. € Bruttonationaleinkommen = Graue Energie: 2 kWh / € . Allerdings ist dieser Wert bei unterschiedlichen Gütern oder Dienstleistungen stark abweichend.

[Bearbeiten] Beispielrechnungen

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	Graue Energie (kWh)	Direkter Verbrauch (kWh/Jahr)
Kühlschrank 220l	1.400	450
Gefrierschrank	1.500	450
Geschirrspüler	1.000	400
Waschmaschine	1.000	300
Wäschetrockner	1.000	300
Backofen	700	100
Kopierpapier (500Bl., chlorfrei gebleicht)	42
Kopierpapier (500Bl., recycled)	28
Tageszeitung (ca. 90 Seiten)	7,5

Quelle : www.impulsprogramm.de

Energieaufwand pro Person für verschiedene Verkehrsmittel

	kWh/km
Bus	0,23
U-Bahn, S-Bahn	0,35
Regionalzug	0,51
Fernzug	0,24
Flugzeug, Kurzstrecke (<800 km)	1,56^*1
Flugzeug, Mittelstrecke (800-2000 km)	0,84^*1
Flugzeug, Langstrecke (>2000 km)	0,63^*1

Quelle : www.impulsprogramm.de

Gesamter Energieaufwand pro Person für eine Reise

	kWh
Flugreise in die USA (2 × 8000 km)	10.000^*1
Flugreise nach Australien (2 × 16000 km)	20.000^*1

^*1 Beim Flugverkehr muss bezüglich Klimaschutz zusätzlich berücksichtigt werden, dass Flugzeugabgase eine deutlich stärkere Klimawirkung haben, als es dem CO₂-Ausstoß entsprechen würde.

[Bearbeiten] Siehe auch

Primärenergie, Sekundärenergie, Endenergie, Nutzenergie, Ökobilanz

[Bearbeiten] Weblinks

DIN VDI 4600 ; Berechnung des KEA (Kumulierter Energieaufwand)in Produktionsprozessen [1]

zu beachten: Der Energieaufwand für als regenerativ eingestufte Energielieferanten werden hier nicht in den KEA einbezogen. Das gilt für den Anteil menschlicher Arbeit (je nach Produkt bis zu 90%, durchschnittlich 70% des Produktionsaufwandes)ebenso, wie für Energie aus EE-Technik.