Gustav Jäger
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Gustav Jäger (* 23. Juni 1832; † 13. Mai 1917) war ein deutscher Zoologe und Mediziner.
Außerdem galt sein besonderes Interesse der Entwicklung gesundheitsfördernder Kleidung. Jäger studierte Medizin in Tübingen und lehrte danach als Professor für Zoologie in Wien, Hohenheim und Stuttgart. Im Jahr 1884 gab er seinen Lehrstuhl auf und eröffnete eine Arztpraxis in Stuttgart. Er schrieb mehrere Bücher, darunter Die Darwinsche Theorie und ihre Stellung zu Moral und Religion (1869), Die Entdeckung der Seele (1878) und Die Normalkleidung als Gesundheitsschutz (1880). Seine Ideen zu einer Kleidungsreform standen in Zusammenhang mit der Lebensreform-Bewegung.
Sein besonderes Interesse galt der Entwicklung gesundheitsfördernder Kleidung. Jäger war der Ansicht, dass Wolle für die menschliche Haut verträglicher sei als pflanzliche Fasern. Die von ihm propagierte Normalkleidung für Herren bestand demnach aus Strickhemd und -hose. Außerdem empfahl er den seitlichen Verschluss am Herrenrock (Jacke), damit der Stoff vorne doppelt liegt. Sein Buch wurde vor allem in England bekannt, wo der Schriftsteller Oscar Wilde Jägers Ideen in Zeitungsartikeln verbreitete. 1884 wurde in London ein Geschäft für Jaeger-Gesundheitswäsche eröffnet. Um 1900 folgten gestrickte Anzüge, die zum Beispiel George Bernard Shaw trug, sowie Kleidung für die Polarforscher Fridtjof Nansen, Scott und Hillary. Außer Merinowolle wurden Kamelhaar, Vicuna, Alpaca und Kaschmir verarbeitet.
Zunächst ließ Jäger seine „Normalkleidung“ ab 1879 in Deutschland von der Stuttgarter Wirkwarenfabrik Wilhelm Benger Söhne herstellen, die als einzige eine Konzession für diese Produkte erhielten. Um 1890 wurden etwa 50 verschiedene Artikel aus Wolle hergestellt, nicht nur Unterwäsche, sondern auch anderes wie Taschentücher oder Gardinen.
Der Kulturhistoriker Max von Boehn schrieb 1918 etwas ironisch: Er (Jäger, erg.) wollte die Erfahrung gemacht haben, daß der Mensch in seinem Leibe dauernd zwei entgegengesetzte Stoffe erzeuge, nämlich die angenehm riechenden Lust- und die stinkenden Angststoffe. Nun beschloß er, solle die Kleidung, besonders die Unterkleidung, für das richtige Gleichgewicht dieser beiden Duftstoffe sorgen. Sie sollte eine Körperbeschaffenheit herstellen, bei der möglichst wenig Angststoffe und möglichst viel Luststoffe erzeugt würden. Er glaubte das durch Tragen wollener Wäsche und wollener Kleider erreichen zu können, und er errichtete, auf seiner Entdeckung fußend, ein ganzes System der Normalkleidung (…) Die von ihm eingeführte Jägeruniform wurde als wetterfest, affektfest, seuchenfest eine Modesache. Er fand den zweireihigen württembergischen Soldatenrock die gesündeste, zugleich abhärtende und schützende Kleidung für Männer (…) Sein Reformvorschlag für die Frauenkleidung: Wollhemd, Wollstrümpfe, Unterhosen und Unterrock von Flanell, kein Korsett, dazu Oberkleid aus Wolle, bis an den Hals geschlossen (…) (Quelle: Max von Boehn, Bekleidungskunst und Mode, München 1918)
In Deutschland ließ die Beliebtheit der „Normalkleidung“ nach dem 1. Weltkrieg deutlich nach, in England nicht. Ab 1934 gehörte Sportkleidung zum Jaeger-Sortiment. Heute hat die Firma Jaeger mit Stammsitz in London rund 60 Läden sowie eigene Schafherden in Australien und etwa 14 Fabriken in Großbritannien.
[Bearbeiten] Weblinks
- Zur Biografie
- über Gustav Jäger und seine Wollkleidung
- Homepage der Firma Jaeger in London
- Familienvita Gustav Jäger
Personendaten | |
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NAME | Jäger, Gustav |
ALTERNATIVNAMEN | Jaeger, Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Zoologe und Mediziner |
GEBURTSDATUM | 23. Juni 1832 |
STERBEDATUM | 13. Mai 1917 |