Hängetrauma
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Das Hängetrauma beschreibt einen orthostatischen Schockzustand, welcher bei längerem bewegungslosen Hängen in einem Auffanggurt auftreten kann. Es kommt zum Kreislaufzusammenbruch bis hin zur Bewusstlosigkeit und Tod; Auch bei der Rettung und der Ersten Hilfe müssen besondere Maßnahmen beachtet werden, um den "scheinbar Geretteten" nicht zu gefährden (siehe auch Bergungstod).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einleitung
Das Hängetrauma kommt zustande, wenn bei längerem bewegungslosen Hängen in einem Beingurt oder Auffanggurt der Blutrückstrom aus den Beinen behindert wird, da der Gurt die Beine abdrückt. Aufgrund von Bewegungslosigkeit fehlt außerdem die Funktion der sogenannten Muskelpumpe, wodurch eine große Menge des Blutes in den Beinen versackt. Dies führt zu einem Kreislaufschock, weshalb man das Hängetrauma auch als Orthostatischen Schock bezeichnet.
Gefährdet sind vor allem Bergsportler, Seilgartenbegeher, Gleitschirm-/Drachenflieger, aber auch Handwerker, die bei Reparaturen an absturzgefährlichen Stellen (etwa einem Aufzugschacht oder Hochregallager) Sicherungsgurte tragen, können nach einem Sturz ein Hängetrauma erleiden. In den letzten Jahren ist es gerade im Handwerk zu mehreren tragischen Todesfällen gekommen; dies veranlasste verschiedene Berufsgenossenschaften, Aufklärungskampagnen zum Hängetrauma zu starten (siehe Kampagne: "Scheinbar Gerettet" der BG Nahrungsmittel und Gaststätten).
Mögliche Ursachen für ein regungsloses Verharren im Seil können sein:
- Erschöpfung
- Unterzuckerung
- Unterkühlung
- Technische oder psychische Probleme
- Schädel- oder Hirntrauma
- Trauma der Oberschenkel oder des Beckens mit venöser Abflussstörung
- Falsch (zu eng) eingestelltes Gurtzeug
- Generelle Bewegungslosigkeit
[Bearbeiten] Erkennen
Die ersten Anzeichen für ein mögliches Hängetrauma können sich bereits nach 2 bis 20 Minuten zeigen. Zu den ersten Erscheinungsformen eines drohenden Hängetraumas gehören Ohrensausen, Schwindel oder Übelkeit, sowie ein Kribbeln in den Beinen.
Das Abschnüren der Beine durch den Sitzgurt beschleunigt die Ausbildung eines Schocks. Die betroffene Person verliert ihr Bewusstsein und nach einiger Zeit bricht der Kreislauf komplett zusammen. Die Zeit, die ein Mensch im Gurt bis zum Eintreten des Hängetraumas verweilen kann, ist sehr unterschiedlich und hängt von dessen Kondition ab. In Versuchsreihen mit Freiwilligen (Soldaten) sind die ersten Probanden schon nach 150 Sekunden regungslosem Hängen bewusstlos geworden. Bereits eine 10 min. Bewusstlosigkeit im Seil kann zum Tode führen.
Liste der Anzeichen für einen Orthostatischen Schock:
- Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Somnolenz
- Kribbeln in den Extremitäten
- Flimmern vor den Augen, Sehstörung
- Schweißausbrüche
- Herzrasen
- Kopfschmerzen
- Kältegefühl
- Hypotension
[Bearbeiten] Sofortmaßnahmen
- 1. Notruf veranlassen (Notarztindikation)
- 2. Patient in eine aufrechte oder kauernde Sitzposition bringen
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- Nach der Rettung einer betroffenen Person ist zu beachten, dass diese für 10 bis 20 Minuten in eine kauernde Lagerung gebracht werden oder zumindest sitzend mit ausgestreckten Beinen und aufrechtem Oberkörper. Wichtig ist nach der Rettung aus dem Seil, den Patienten nicht hinzulegen oder in Schocklage zu versorgen. In den ersten bekannt gewordenen Fällen des Orthostatischen Schocks beim Abseilen, wurde die zu rettende Person meist in eine stabile Seitenlage gebracht. Diese Lagerung führt beim Hängetrauma jedoch in der Regel zum sogenannten Bergetod. Eventuell ist es notwendig, das Rettungsdienstpersonal auf die besonderen Umstände hinzuweisen.
- 3. Betätigung der Muskelpumpe (bei ansprechbarem Patient)
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- Ist der vorgefundene Patient noch ansprechbar, so sollte er zur Betätigung der Muskelpumpe angehalten werden. Hierbei sind die Fußspitzen an einer evtl. vorhandenen Struktur oder einer Trittschlinge abzustützen und dann rhythmisch zu belasten. In der freihängenden Position ist dies nur durch Einhängen einer Trittschlinge möglich, die auch aus dem abhängenden Seil improvisiert werden kann.
- 4. Betreuen des Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes (Notarztindikation)
[Bearbeiten] Weitere Maßnahmen durch den Rettungsdienst
- Stabilisierung des Kreislaufs
- vorsichtige Volumengabe
- Sauerstoffgabe
- Blutzucker kontrollieren.
- Der Transport sollte nur mit erhöhtem Oberkörper erfolgen.
[Bearbeiten] Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit
- Gurtzeug des Patienten (wenn möglich) lockern
- Zügige Rettung aus dem Seil
- Kontrolle der Vitalparameter (ABC)
- Stabile Seitenlage mit erhöhtem Oberkörper
- Atemwege freihalten (Intubation)
- Wärmeerhalt
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
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