Handlungs- und Lageorientierung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Handlungs- und Lageorientierung sind Persönlichkeitseigenschaften in der modernen Volitionspsychologie: Ein eher handlungsorientierter Mensch ist in der Lage, sich etwa nach einem Missgeschick nicht in Gedanken festzuhalten, sondern beispielsweise eigene Fehler zu identifizieren und neue Versuche zu wagen. Ein eher lageorientierter Mensch hingegen ist so auf die Lage fixiert, dass er durch lähmende Gefühle nicht in der Lage ist, sich von seinen Gedanken und Gefühlen zu lösen, um neue Probleme anzugehen. Er wird beispielsweise viel eher als ein Handlungsorientierter Mensch versuchen, eine Schuldfrage zu klären und sich selbst oder anderen Menschen Vorwürfe zu machen.
Der Psychologieprofessor Julius Kuhl hält dabei fest, dass sowohl Handlungs- als auch Lageorientierung ihre Existenzberechtigung haben. Als Beispiel nennt er eine Flugzeugbesatzung, die aus einem lageorientierten Copiloten und einem handlungsorientierten Piloten besteht. Der Copilot hat aufgrund viel mehr Kapazitäten frei, auf eventuelle Gefahren zu achten, während der Pilot sich nicht von jedem potentiellen Risiko aus der Ruhe bringen lässt.
Problematisch wird es hingegen erst, wenn es ein Mensch nicht schafft, aus seiner Lageorientierung zur Handlungsorientierung zu wechseln, wenn es wirklich an der Zeit ist, zu handeln. Zudem verlieren lageorientierte Menschen unter Stress oft den Überblick und neigen dazu, fremde Wünsche und Ziele mit den eigenen zu verwechseln.
Die Entstehung einer übermäßigen Lageorientierung wird auf die frühe Kindheit zurückgeführt: In den ersten Lebenswochen muss die Mutter mit ihrem Kind in einem so engen Kontakt stehen, dass sie auf „Selbstäußerungen“ des Kindes zeitlich und inhaltlich angemessen reagieren kann. Tut sie dies nicht, so zeigt sich, dass das Kind bereits im Kindergarten Schwierigkeiten mit der Regulierung seiner Emotionen hat.