Hereditäres non-polypöses kolorektales Karzinom
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Das hereditäre non-polypöse Kolonkarzinom (Abkürzung: HNPCC) ist eine erbliche Darmkrebsform ohne Polyposis, d. h. ohne Auftreten von vielen Polypen im Darm, die autosomal-dominant vererbt wird.
[Bearbeiten] Epidemiologie
Das hereditäre non-polypöse Karzinom ist die häufigste erbliche Darmkrebsform. Kinder von Patienten mit einem hereditären non-polypösen Kolonkarzinom haben eine Wahrscheinlichkeit Genträger und Betroffener zu sein von 50 %. Der Darmkrebs tritt bei dieser Erkrankung zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf.
[Bearbeiten] Pathophysiologie und Pathologie
Meist kommt es beim hereditären non-polypösen Kolonkarzinom zum Auftreten mehrerer bösartiger Darmtumoren entweder synchron (gleichzeitig) oder metachron (zeitlich versetzt). Die Tumoren sind in mehr als zwei Drittel der Fälle im proximalen Colon (rechtsseitiger Grimmdarm und Blinddarm) lokalisiert. Neben dem Auftreten von Darmkrebs kommt es bei Frauen überdurchschnittlich häufig zum Auftreten von Endometriumkarzinomen (Gebärmutterkrebs) (kumulatives Risiko bis zum 70. Lebensjahr etwa 20 %). Des weiteren findet sich ein gehäuftes Auftreten von Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs (6 %), Karzinomen des Dünndarms (1 %), Leberkrebs und Gallengangskrebs (4 %), Krebs der ableitenden Harnwege (2 %), Eierstockkrebs (1 – 3 %) sowie Bauchspeicheldrüsenkrebs und Hautkrebs
[Bearbeiten] Molekularbiologie des hereditären non-polypösen Karzinoms
Charakteristischerweise werden mittels molekularbiologischer Methoden bei Betroffenen Veränderungen der Mikrosatellitenmarker nachgewiesen. Bei Patienten mit hereditären non-polypösen Karzinom findet man innerhalb eines betroffenen Individuums einer Sequenzlängendifferenz zwischen Tumor und gesundem Gewebe als Hinweis auf eine fehlerhafte DNA-Replikation. Man bezeichnet dieses Phänomen als Mikrosatelliteninstabilität.
Mittlerweile sind 4 Gene bekannt, deren Keimbahnmutation zum Auftreten eines hereditären non-polypösen Karzinoms führen kann (hMSH2 [31%], hMLH1 [33%], hPMS1 [2%] und hPMS2 [4%]). Diese Gene gehören zur Gruppe der so genannten DNA-Mismatch-Reparaturgene, deren Aufgabe es ist, eventuelle Fehler bei der Replikation der DNA im Rahmen Zellteilung zu erkennen und zu beseitigen
[Bearbeiten] Amsterdam-Kriterien zur Diagnose des hereditären non-polypösen Karzinoms (1990)
- Mindestens drei Verwandte mit kolorektalem Karzinom (eine Person muss eine Verwandte 1. Grades der beiden anderen sein)
- Kolorektales Karzinom kommt in mindestens zwei nachfolgenden Generationen vor
- Ein oder mehr Patienten erkranken an einem kolorektalen Karzinom vor dem 50. Lebensjahr
[Bearbeiten] Erweiterte Amsterdam-Kriterien
1) Einbezug von Endometrium- und Dünndarmkarzinomen
2) Zusätzlich folgende Tumoren:
- Ovarialkarzinom vor dem 50. Lebensjahr
- Magenkarzinom vor dem 50. Lebensjahr
- Pankreas- oder hepatobiliäres Karzinom
- Blasen-Urothelkarzinom (außer Nierenzellkarzinom)
- 2 der o. g. Tumoren bei einer Person unabhängig vom Alter
[Bearbeiten] Bethesda Kriterien
(Schon wenn eines der Bethesda-Kriterien erfüllt ist, gilt ein HNPCC als sehr wahrscheinlich und es sollte eine weitere molekulargenetische Analyse erfolgen)
- Zwei Verwandte ersten Grades mit kolorektalem Karzinom und/ oder HNPCC-assoziiertem Karzinom vor dem 45. Lebensjahr
- Zwei Verwandte ersten Grades mit kolorektalem Karzinom und/ oder kolorektalen Adenomen vor dem 40. Lebensjahr
- Nachweis eines Kolon- oder Endometriumkarzinoms vor dem 45. Lebensjahr
- Auftreten eines „entdifferenzierten“ Kolonkarzinoms im rechten Hemikolon vor dem 45. Lebensjahr
- Muzinöses/ siegelringzelliges Karzinom vor dem 45. Lebensjahr
- Nachweis von zwei synchronen/ metachronen Kolonkarzinomen oder anderer HNPCC-assoziierter Karzinome
- Amsterdam-Kriterien positiv
[Bearbeiten] Intensivierte Vorsorge bei gesicherten Gendefekten
Empfehlungen durch ide International Collaborative Group of HNPCC
[Bearbeiten] Siehe auch
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