Herkuleskeule (Kabarett)
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Das Kabarett „Die Herkuleskeule“ wurde am 1. Mai 1961 in Dresden von Manfred Schubert gegründet.
Kabarettisten wie Hans Glauche mit seinem Programm »Gustav und Erich«, Wolfgang Stumph, Uwe Steimle, Günther Pölitz oder Manfred Breschke trugen zum guten Ruf des Ensembles bei.
Die Herkuleskeule feierte am 1. Mai 2006 ihren 45. Geburtstag. Zu DDR-Zeiten war sie für brisantes politisches Kabarett bekannt und galt auch im Westen damals schon als Geheimtipp. 1970 kam Wolfgang Schaller ins Ensemble. Vor allem seine mit Peter Ensikat geschriebenen Kabarettstücke, die überall an den Theatern im Osten nachgespielt wurden, machten die Herkuleskeule zum Markenzeichen für politisches Kabarett in der DDR. Der Eulenspiegel schrieb: „Die Herkuleskeule hat in all den Jahren der Erstarrung wie ein Eisbrecher gewirkt und anderen mit ihrem Mut geholfen.“
1987 kam es zur ersten gemeinsamen Veranstaltung zweier deutscher Kabaretts, der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und der Herkuleskeule. Gerhard Polt und Dieter Hildebrandt hatten ihren Anteil daran, dass die Dresdner als erstes DDR-Kabarett noch vor Maueröffnung im Münchner Residenztheater gastieren konnten.
Heute beweisen Gloria Nowack, Birgit Schaller, Brigitte Heinrich, Rainer Bursche, Michael Frowin, Michael Rümmler und die Jens-Wagner-Band allabendlich, dass das oft totgesagte politische Kabarett weiterlebt. Die jährlich 350 Vorstellungen im Haus sind mit einer Auslastung von 90 Prozent fast immer ausverkauft, und mit über 120 Gastspielen pro Jahr erobert sich das Ensemble singend, spielend und musizierend Theater in Deutschland und der Schweiz, unter Leitung ihres Chefs und Autoren Wolfgang Schaller, dem als Geschäftsführer Volker Arnold zur Seite steht.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon vor der Gründung der Herkuleskeule im Jahr 1961 existierte in Dresden eine Herkuleskeule. Zwischen 1954 und 1959 trafen sich Schauspieler des Staatsschauspiels unter Leitung von Otto Stark in ihrer Freizeit, um Kabarett zu machen. Als Otto Stark dann nach dem sechsten Programm im Sommer 1959 nach Berlin zur Distel ging, löste sich die Gruppe auf.
Nachdem schon 1953 in Berlin die Distel und 1954 in Leipzig die Pfeffermühle als erste Berufskabaretts der DDR entstanden waren, sollte 1960 auch in Dresden ein Berufskabarett gegründet werden. Manfred Schubert, der langjährige Direktor der Herkuleskeule, erinnert sich: „In der SED-Bezirksleitung gab es ein paar Leute, die sagten: ‚Kabarett nützt uns.‘ Das war ja schon immer so, dass die einen sagten: ‚Kabarett nützt uns‘ und die anderen: ‚Kabarett schadet‘. Und in der SED-Bezirksleitung hieß es dann eben: Die Stadt Dresden braucht ein festes Kabarett.“ Die Wahl des Leiters fiel auf Manfred Schubert. Der Dresdner hatte zuvor lange Zeit das Amateurkabarett Die Funken vom Landessender Dresden künstlerisch geleitet und war gerade als Leiter des Berliner Kabaretts Die Trommel tätig. Manfred Schubert bekam zunächst einen Schreibtisch im Rathaus und begann, nach Texten und Schauspielern zu suchen. Dabei knüpfte er an alte Beziehungen an. Die früheren Texter des Herkuleskeulchens und der Funken, Ulrich Pohle, Günter Richter, Rudolf Thomas und Wolfgang Reizenstein, steuerten die ersten Texte bei. Am 1. Mai 1961 fand die Premiere des ersten Stückes Keine Witzbeschwerden im Jugendklubhaus Martin Andersen Nexö auf der Alaunstraße statt.
Untergebracht wurde das neue Kabarett zunächst in den Kellerräumen der Kirchenruine am Altmarkt. Hier fand allerdings nur ein kleiner Teil der Vorstellungen statt – viel häufiger als im eigenen Haus spielte das Ensemble in anderen Städten, Orten und Dörfern in der gesamten DDR. Einige Monate später kamen Gisela Grube, Gertraude Grütze und Hans Glauche zur Gruppe, von der Stammmannschaft des ersten Programms blieben nur Höfler und Schubert.
1969 wurde ein Programm des Kabaretts verboten. Wo leben wir denn, das aus vier Teilen bestand, musste durch eine 20-Nummern-Neufassung ersetzt werden. Manfred Schubert erinnert sich: „Es war ja hin und wieder so, dass mal ein Haar in der Suppe gefunden wurde. Irgendwie haben die sich 1969 uns ausgeguckt, ich weiß auch nicht warum. Und da kamen dann Leute zu den Vorstellungen und ‚analysierten‘ die Texte. In unseren Programmen war ja immer was zu finden. […] In diesem Programm […] gab es eine Szene, wo einer sagt: ‚Wissen Sie, was mich an dem Kollegen so begeistert, der ist in der Partei und trotzdem ein hochanständiger Mensch!‘ Natürlich war da die Empörung groß. Wir mussten das Programm dann nach den ersten sieben Vorstellungen absetzen."
Nach dem Weggang von Jochen Höfler und Gertraude Grütze kamen Jutta Rockstroh und Fritz Ehlert, 1971 Werner Knodel dazu. Das Ensemble, das so entstanden war, repräsentierte darstellerisch über viele Jahre hinweg die Dresdner Herkuleskeule. Wolfgang Zobel wurde Dramaturg der Herkuleskeule. Horst Elsner übernahm 1972 die musikalische Leitung.
Manfred Schubert musste auf die Parteischule und holte deshalb Wolfgang Schaller, der damals in Görlitz als Lehrer tätig war und ein Jugendkabarett leitete, als Dramaturg und Autor nach Dresden. Der neue Dramaturg machte sich ganz gut, und zehn Jahre später machte er Karriere im Autoren-Team Peter Ensikat und Wolfgang Schaller. Die erste ihrer Politrevuen hieß Bürger, schützt eure Anlagen. Mit diesen Politrevuen, die man auch „Diskussionsstücke“ nannte, wurden sie zum erfolgreichsten Autoren-Team im DDR-Kabarett. Es wurde diskutiert auf der Bühne, nach der Vorstellung und nicht nur in der Herkuleskeule, die Ensikat-Schaller-Stücke wurden landauf, landab in Kabaretts und sogar Theatern gespielt. Der Grund, sie hatten schon bei der Herkuleskeule die Zensur überstanden. Es waren also keine größeren Schwierigkeiten zu erwarten. Und doch waren manche Dialoge von unmissverständlicher Deutlichkeit: „Es ist doch nicht wahr, dass wir die Wahrheit schlecht sagen. – Stimmt. Manchmal sagen wir sie gar nicht. – Um den Klassenfeind zu desinformieren. – Um uns selbst nicht zu beunruhigen.“
Seit 1986 ist Wolfgang Schaller künstlerischer Leiter des Dresdner Kabaretts, seit 1998 sein Intendant. In dieser Zeit hat er eine eigene Spielart entwickelt, die er als ein Wechselbad beschreibt. Mit Mitteln der Unterhaltung lockt er sein Publikum an, um ihm dann unvermittelt harte Brocken aufzutischen. Bestes Beispiel hierfür ist Der kleine Mann aus dem Programm Heimaterde, der aus reiner Ordnungsliebe zum Berserker wird. „Alle een Kopf kürzer!“
In 2000 wurde der Gruppe das Ravensburger Kupferle verliehen.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 51° 2′ 49" n. Br., 13° 43′ 33" ö. L.