Herz-Jesu-Kirche (Bregenz)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die römisch-katholische Kirche Herz-Jesu steht inmitten der Stadt Bregenz am östlichen Ufer des Bodensees im österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Pfarr- und Baugeschichte
Das Aufstreben der Industrie und die Eröffnung der Arlbergbahn (1884) ließen die Einwohnerzahl der Stadt Bregenz ständig steigen. Am 1. Mai 1905 begannen die Bauarbeiten an der Herz-Jesu. Den Grundstein weihte Abt Eugen Notz des Bregenzer Zisterzienserklosters Mehrerau am 24 Mai 1906. Der Kirchenbau wie auch die Innenausstattung sind fast ausschließlich den opferwilligen Bewohnern der Stadt Bregenz zu verdanken.
[Bearbeiten] Bau, Baumeister und Künstler
Der eindrucksvolle, gut gestaltete Backsteinbau der Herz-Jesu-Kirche fügt sich passend und doch beherrschend in das Stadtbild von Bregenz. In ihren Ausmaßen stellt diese Kirche den größten neugotischen Bau im Lande Vorarlberg und im gesamten Bodenseeraum dar. Den Plan entwarf Joseph Cades (1855-1943) in strenger mittelalterlicher Tradition. Baumeister waren Kornel Rhomberg aus Bregenz und Paul Faulhaber, Rottweil. Über kreuzförmigem Grundriss erhebt sich eine dreischiffige Basilika mit zwei mächtigen 62m hohen Türmen, die in die Westfassade eingebunden sind.
Die fünf Flügelaltäre mit den Hochreliefs und Statuen erstellte die Kunstanstalt von Prof. Th. Schnell, Ravensburg, von 1911-1916; nach seinen Plänen errichtete Bildhauer Georg Bachmann, Muntlix, 1940 die Kanzel und schuf deren Skulpturen Bildhauer Franz Albertani, Bregenz. Der Taufstein vom akad. Bildhauer Prof. A. Bechtold, Bregenz-Schwarzach. Kreuzwegstationen u. Statue des hl. Antonius vom akad. Bildhauer E. Gehrer, Bregenz, 1959. Glasmalereien im Altarhaus, Rosetten im Querschiff und über der Orgel von der Tiroler Glasmalerei Neuhauser, Dr. Jele u. Co., Innsbruck, 1907; Die 12 dreiteiligen Fenster in den Obergaden des Langhauses von Fa. Zentner, Wiesbaden. Die Fenster in den Seitenschiffen und die unteren Fenster im Querschiff von akad. Maler Martin Häusle, Feldkirch, 1958-59 gemalt und ausgeführt von der Glasmalerei Rudolf Marte, Bregenz. Kirchenbestuhlung von den Bregenzer Schreinermeistern Gaudi, Hämmerle u. Matt. Neue Innenbemalung 1958 durch Malermeister Georg Haberes, Bregenz, Turm-Ummantelung mit Kupferblech durch Fa. 0. Küng, Bregenz, Dachstuhlerhöhung durch Zimmermeister Fridolin Ludescher, Röthis; Volksaltar, Ambo und Sedilien 1994 durch Walter Kölbl, akad. Bildhauer.
[Bearbeiten] Das Bauwerk
Über dem kreuzförmigem Grundriss erhebt sich eine dreischiffige Basilika mit zwei mächtigen Türmen von 62 m Höhe, die in die Westfassade eingebunden sind. Betreten wir die Kirche, so bannt uns die mächtige Anlage des Raumes, seine wohltuende Gliederung und herbe Strenge, die allerdings gemildert wird durch das Licht, das in den sprühenden Farben der Glasmalereien in den Seitenschiffen einfällt; nicht zuletzt beeindruckt das Ausmaß des Raumes mit seiner Länge von 67,50 m, mit seinem 29 m breiten' Querschiff und mit seinen Gewölben, die bis in eine Höhe von 19 m aufsteigen; das Mittelschiff nimmt eine Breite von 11,60 m ein. Die Vorhalle, die mit ihrem Kreuzrippengewölbe die Orgelempore trägt, öffnet sich in drei polygonal angeordneten Spitzbogenarkaden zum sechsjochigen Langhaus.
Der Blick lenkt sich dann auf den neugotischen Hochaltar und die vier anderen Flügelaltäre. Das Bildprogramm des Hochaltars von Theodor Schnell, Ravensburg von links nach rechts: Christi Geburt, das letzte Abendmahl, Christus als Opferpriester und Opferlamm und das Schlachtopfer für unsere Sünden. In der Mitte des Altars steht das Standbild des Kirchenpatrons Jesus Christus. Die Seitenaltäre stehen in Spitzbogennischen der Ostwand des Ouerschiffes. Sie wurden noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs vollendet. Die imposante Kanzel wurde erst zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erstellt. Der Kanzelkorb sprießt aus kräftigem Astwerk hervor. Drei Cherubim als geharnischte Ritter bewachen es. Der Mittlere mit Flammenschwert, die Anderen mit Schild. Auf dem Kanzelkorb ist die Rettung des Petrus vom Seesturm und die Übertragung des Lehramtes an die Apostel.
Der eindrucksvolle und gut gestaltete Backsteinbau der Herz-Jesu-Kirche fügt sich passend und doch beherrschend in das Stadtbild von Bregenz. In ihren Ausmaßen stellt diese Kirche den größten neugotischen Bau im Lande Vorarlberg und im gesamten Bodenseeraum dar, zugleich ist es der letzte Großbau des Historismus in dieser Gegend. Die reiche architektonische Gestaltung des Außenbaus durch das Maßwerk der drei großen Rosetten (West-Fassade, Stirnseiten des Querschiffs), die Blendarkaden und die Strebebögen zeugen von hervorragendem Können des Architekten Joseph Cades. Er vermochte den Außen- und Innenbau monumental und gotisch empfunden zu gestalten. Der Gesamtton der Backsteine in Braun-Rot-Gelb wirkt warm und feierlich. Die Inneneinrichtung ordnet sich mit den Altären und der Kanzel der neugotischen Raumgestaltung passend unter. Aber auch die modernen Kreuzwegstationen von Emil Gehrer, die in Flachreliefs jeweils nur die Hauptgestalt des Geschehens herausheben, sind tief empfunden und regen bei erstem Betrachten zu ergreifendem Mitempfinden mit dem leidenden Heiland an.
Ursprünglich war die Herz-Jesu-Kirche als Jugendkirche geplant. 1940 wurde das Pfarrvikariat Herz-Jesu errichtet, das man 1958 zur selbständigen Pfarrei erhob. Der Pfarrsprengel umfasst von Süden her den Mildenberg, die altehrwürdige Oberstadt mit der Martinskapelle, die Maurachgasse abwärts und das Gebiet nördlich der Rathausstraße über den Kornmarktplatz mit der Nepomukkapelle bis zum See, die Nordgrenze zieht der Pfänder herab bis zur Klause am See.
[Bearbeiten] Hochaltar und Flügelaltäre
Zunächst lenkt der neugotische Hochaltar den Blick des Kirchenbesuchers auf sich. Dargestellt sind von links nach rechts: Christi Geburt, das Abendmahl; im schmalen Mittelschrein das Standbild des Kirchenpatrons: Christus als Opferpriester und Opferlamm, das Schlachtopfer für unsere Sünden. "Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles" (Präfation am Herz-Jesu-Fest). Rechts davon: Christus am Ölberg und Christi Himmelfahrt. Den oberen Teil des Schreins und der Flügel füllen spitzbogige Blendarkaden mit reichem Maßwerk; über dem Schrein erheben sich drei fein durchbrochene neugotische Türmchen; im mittleren und zugleich höheren steht der "Schmerzensmann", links Maria und rechts der Lieblingsjünger Johannes Ev., beide tiefer gestellt.
Dann erst wird man auf die vier anderen Flügelaltäre aufmerksam. Von links nach rechts:
1. Der Gute-Hirte-Altar: In der Mitte der Gute Hirte umgeben von Armen u.Kindern, links der Verlorene Sohn, darunter Jesus bei Maria u. Martha, rechts Jesus und der Zöllner Zachäus, darunter Jesus und die Samariterin; im Fialentürmchen Johannes d. Täufer.
2. Der Marienaltar: Im Schrein Maria, auf einer Wolke schwebend, umgeben von Engeln; zwei halten über Marien´s Haupt die Krone; darüber in zwei Rosetten Rankenwerk, in dem zwei Engel ein Spruchband mit dem Englischen Gruß halten. Am linken Flügel "Verkündigung an Maria" und "Heimsuchung Mariens", am rechten "Darstellung Jesu im Tempel" und "Wiederfinden Jesu im Tempel"; über dem Schrein, wie auch bei den anderen Nebenaltären, ein Turmaufbau mit der Statuengruppe der St. Anna Selbdritt. Im südlichen Querschiffarm erhebt sich
3. Der Josefsaltar: Im Schrein "Tod des hl. Josef"; links König David, rechts Erzvater Jakob; in den Aufsatz-Türmchen: Theresia v. Avila u. Johannes vom Kreuz.
4. Der Aloisiusaltar: Der hl. Aloisius, umgeben von Engeln, erhält aus der Hand des hl. Karl Borromäus die erste hl. Kommunion; links der hl. Alfons Liguori, rechts der hl. Albert d. Große (Albertus Magnus); in den Türmchen die hl. Gertrud d. Große und der hl. Augustinus. In ihren Zierformen mit dem reichen Rankenwerk variieren alle Seitenaltäre und vermeiden damit die Eintönigkeit, wie sie sonst bei neugotischen Altären nicht selten vorkommt.
[Bearbeiten] Literatur
- Bregenz Herz-Jesu. (= Kunstführer; Nr. 1157). 2. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-4882-4