Ian Hacking
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Ian Hacking (* 1936 in Vancouver) ist ein kanadischer Wissenschaftstheoretiker und Sprachphilosoph.
Nach dem Studium in British Coulumbia (mit B.A. Abschluss 1956) sowie in Cambridge (mit B.A. Abschluss 1958) promovierte er in Cambridge im Jahre 1962. Er war seit 1982 Professor an der Universität Toronto und wurde im Jahre 2001 auf den Lehrstuhl für Philosophie und Geschichte von wissenschaftlichen Konzepten an dem Collège de France berufen. Seine Schwerpunkte liegen in den Gebieten Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie, Philosophie der Mathematik, philosophische Fragen über Psychopathologie. Er ist ein Vertreter des Entitätsrealismus.
Hacking wird zusammen mit Nancy Cartwright, John Dupre und Patrick Suppes der Stanford-Schule in der Wissenschaftstheorie zugerechtet. Diese eint der kritische Umgang mit dem reduktionistischen Ideal der Einheitswissenschaft.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Darstellen und Eingreifen
Ian Hackings Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Realismus Debatte mit dem 1983 veröffentlichten Buch Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften (Originaltitel: Representing and Intervening) ist eine Verschiebung der Perspektive von Wissenschafts-Theorie zur Wissenschafts-Praxis.
- The lesson is: think about practice, not theory. (274)
In seinen eigenen historischen Betrachtungen schildert Hacking anhand einer Vielzahl von Beispielen die Vielfältigkeit der Beziehungen zwischen Beobachtung, Experiment und Theorie; Dabei bemüht er sich auch, die nicht nachweisbare Vorherrschaft der Theorie in der experimentellen Praxis gegenüber der Darstellung einer "theoretischen" Geschichtsschreibung zu betonen.
[Bearbeiten] Entitätsrealismus
Hacking liefert im Verlauf des Buches verschiedene Argumente gegen jedweden Theorien-Realismus. Dabei stellt er heraus, dass der klassische Realist an die Wahrheit oder Falschheit einer Theorie glaubt. Hacking selbst jedoch weicht dieser Frage aus, um die Frage nach der Realität von Entitäten, denen er einen hohen Grad von Unabhängigkeit von Theorien zugesteht, positiv zu beantworten. Dabei macht Hacking darauf aufmerksam, dass die Frage nach der Realität von Entitäten eine Existenzfrage und nicht eine Frage der Wahrheit oder Falschheit ist (wie im Falle von Theorien).
[Bearbeiten] Sehen durch Mikroskope
Hacking negiert den Einwand von Relativisten wie Norwood Russell Hanson, Thomas Kuhn und Paul Feyerabend alle Erfahrung sei theoriebeladen. Zwar bedarf es zur Herstellung von physikalischen Instrumenten durchaus Theorie, der Blick durch das Mikroskop geschieht jedoch weitestgehend theoriefrei. Der Biologe braucht nicht die Theoriekenntnisse eines Physikers oder Ingenieurs, um sich eines Mikroskopes zu bedienen, ebensowenig, wie der Laie nichts von dem Aufbau eines Fernsehgerätes verstehen muss, um fern zu sehen.
Die Realität eines mit dem Mikroskop beobachteten Objektes geriert sich dadurch, dass dasselbe Objekt mittels Mikroskopen verschiedener Bauart beobachtet werden kann. Der Artefaktcharakter von kleinen Punkten in Thrombozyten - unter dem Elektronenmikroskop betrachtet - wird dadurch ausgeschlossen, dass eben diese Punkte auch mittels eines Lichtmikroskop sichtbar sind. Die Koinzidenz müsste zu groß sein, um den Realitätsgehalt der Beobachtung in Frage zu stellen.
Ebenso wie Nancy Cartwright und entgegen zu Realisten lässt Hacking Erklärungen einen untergeordneten Wert zukommen. Der Nachweis der Existenz der oben genannten Punkte erklärt diese nicht. Ebensowenig ist bei diesem einfachen Nachweis Theorie involviert.
[Bearbeiten] Manipulierbarkeit als Realitätsindikator
Entitäten sind genau dann real, i.e. existent, wenn sie als Instrumente mit einem klaren kausalen Verhalten in Experimenten verwendet werden können.
- Experimenting on an entity does not commit you to believing that it exists. Only manipulating an entity, in order to experiment on something else need do that.
- Electrons are no longer ways of organizing our thoughts or saving the phenomena that have been observed. They are ways of creating phenomena in some other domain of nature. Electrons are tools. (263)
Von Entitäten, welche wir als kausale Agenten verwenden, haben wir umfassendes Wissen; sie sind Teil des instrumentellen Apparates geworden, mit dem wir die Welt erforschen. Elektronen sind Hacking zufolge solche kausalen Agenten.
[Bearbeiten] Werk
- Why Does Language Matter to Philosophy?
- Logic of Statistical Inference
- The Logic of Statistical Inference (1965)
- The Emergence of Probability (1975)
- Representing and Intervening (1983), deutsch (1996): Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften, Reclam
- The Taming of Chance (1990)
- Scientific Revolutions (1990)
- Rewriting the Soul: Multiple Personality and the Sciences of Memory (1995)
- Mad Travellers: Reflections on the Reality of Transient Mental Illness (1998)
- The Social Construction of What? (1999)
- Probability and Inductive Logic (2001)
- Historical Ontology (2002)
[Bearbeiten] Zitate
Experimenting on an entity does not commit you to believing that it exists. Only manipulating an entity, in order to experiment on something else need do that. (263)
Electrons are no longer ways of organizing our thoughts or saving the phenomena that have been observed. They are ways of creating phenomena in some other domain of nature. Electrons are tools. (263)
Long-lived theoretical entities, which don't end up being manipulated, commonly turn out to have been wonderful mistakes. (275)
The lesson is: think about practice, not theory. (274)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Ian Hacking im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ian Hacking am College de France
Personendaten | |
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NAME | Hacking, Ian |
KURZBESCHREIBUNG | kanadischer Wissenschaftstheoretiker und |
GEBURTSDATUM | 1936 |
GEBURTSORT | Vancouver |