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Inselbergschanze

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inselbergschanze

Standort
Stadt Brotterode
Land Deutschland
Verein WSV Brotterode
Zuschauerplätze 5000
Baujahr 1920/24
Renoviert 2004
Größe
K-Punkt 105 m
Hillsize HS 117
Schanzenrekord 123,5 m
Südkorea Yong-Jik Choi (2005)
Weitere Schanzen Seimbergschanzen:
HS42, K29, K19
Oskar-Fuchs-Mattenschanzen
HS28, K12
Großereignisse

Die Inselbergschanze liegt bei Brotterode am Nordhang des 803 Meter hohen Seimbergs, gegenüber dem namensgebenden, 917 Meter hohen Inselsberg im Thüringer Wald. Die Sprungschanze befindet sich auf etwa 700 Meter über Normalnull und entspricht den neuesten FIS-Normen. Die Schanze wurde von 1920 bis 1924 gebaut, mehrmals erweitert und modernisiert und zählt seit ihrem Bestehen zu den größeren Anlagen in Deutschland. Auf ihr finden regelmäßig Wettkämpfe im Skispringen des Intercontinental (B-Weltcup) statt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Der erste Schritt zu einer Sprungschanze war am 14. Februar 1905 die Gründung des Vereines zur Förderung des Wintersportes in Brotterode. Neben Bob- und Rodelbahn wurde auf dem Gelände des Seimbergs eine erste Sprungschanze angelegt. Zwei Norweger errichteten einen behelfsmäßigen Sprunghügel, wo während des Gründungstags des Vereins Sprünge von 12 bis 18 Meter erzielt wurden. Die ersten Wintersportmeisterschaften fanden am 4. März 1906 statt und wiederholten sich jährlich bis 1914.

[Bearbeiten] Hagenschanze

Mit dem damaligen Rechnungsrat Fuchs, dem Lehrer Adam Brod und anderen fanden sich am 6. Januar 1919 einige Enthusiasten zusammen und beschlossen den Bau einer großen Sprunganlage. Der damalige Landrat Dr. Hagen stiftete 20.000 Mark zum Ausbau der Sprungschanze am Seimberg, weshalb die Schanze ihm zu Ehren Hagenschanze benannt wurde. Bei den Bauarbeiten an der 40-Meter-Schanze in den Jahren 1920 bis 1924 wurde der Wald am Seimberg gerodet, etwa 5000 Kubikmeter Erde wurden bewegt. Im Auslauf wurde auch ein Sportplatz angelegt. Noch im Jahr 1924 war die Einweihung mit den Thüringer Meisterschaften und einem Springen, bei dem der Ernstthaler Karl Huhn mit 45 Metern den ersten Schanzenrekord markierte. 1929 fanden die ersten Landesmeisterschaften im Spezialsprunglauf sowie in der Nordischen Kombination statt, die Rudolf Lesser gewann.

Nach dem Umbau in eine 60-Meter-Schanze im Jahre 1930 führte der Inselberggau im Thüringer Wintersport-Verband am 18. Februar 1931 ein Länder-Skispringen durch. Den Wettkampf eröffnete vor 5000 Zuschauern der einheimische Gustav Krahmen. Es beteiligten sich mehr als 40 Springer, unter anderen die Österreicher Gumpold und Galeitner und die Norweger Mowinkel und Kobberstadt. Die größte Weite mit 46 Metern erzielte Knut Kobberstadt vor dem Oberschönauer Karl Wagner und dem Brotteröder Rudolf Lesser.

[Bearbeiten] Aufbauschanze

Dem Landrat Hagen wurde unterstellt, seine Stiftung habe einzig dazu gedient, eine Jugendwehr, das heißt Rekruten, heranzubilden. Deshalb wurde die Hagenschanze ab 1945 in Aufbauschanze umbenannt. 1948 wurde die Schanze modernisiert und vergrößert. In Brotterode entstanden 1948/1949 die Gemeinschaften Motor und Stahl, die sich später zu der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Stahl vereinigten. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden in den Jahren 1950, 1951 und 1952 auf der Schanze Wintersportmeisterschaften des Landes Thüringen mit Nachtsprungläufen statt.

Die Aufbauschanze wurde in den Jahren 1954/1955 um- und ausgebaut. Dabei wurden 11.000 Kubikmeter Erde bewegt. Viele Brotteröder zeichneten sich dabei durch freiwillige Einsätze, bei denen auch Sprengungen erforderlich waren, aus. Neben der Aufbauschanze wurden auch eine Pionier- und eine Jugendschanze gebaut. Die erste große Wintersportwoche fand 1955 mit erstmals drei Tagessprungläufen anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Wintersport in Brotterode statt. Die Organisation lag in den Händen der BSG Stahl. Die Weihe der neuen Schanze fand 1956 im Rahmen eines internationalen Skispringens während der zweiten Wintersportwoche statt. Die neuprofilierte Schanze mit einem Norm-Punkt von 80 Metern wurde dabei in Inselbergschanze umbenannt.

[Bearbeiten] Inselbergschanze

In Brotterode fanden 1957 die VIII. DDR-Meisterschaften im Sprunglauf und in der Nordischen Kombination statt. Die Armeesportgemeinschaft (ASG) in Brotterode wurde im Herbst desselben Jahres gegründet. Der gesamte Skisport wurde daraufhin aus der BSG Stahl herausgelöst und in die ASG eingegliedert. Die Kampfrichter wechselten fast ausnahmslos ebenfalls zur ASG über. Von 1958 bis 1970 fanden die jährlichen Armeemeisterschaften im Wintersport in Brotterode statt. Im Rahmen der jährlichen Thüringer Dreischanzentournee in Brotterode, Oberhof und Lauscha wurden von 1960 bis 1970 Sprungläufe auf der Inselbergschanze durchgeführt. 60 Jahre Wintersport feierte man 1965 mit einer Großveranstaltung. Die XVII. Deutschen Skimeisterschaften in der Nordischen Disziplin fanden 1966 in Brotterode statt.

Von 1968 bis 1969 wurde die Schanze zu einer 90-Meter-Schanze umgebaut. 1970 sah Brotterode die XXII. Deutschen Skimeisterschaften. Durch weitere Umprofilierungen in den Jahren 1978 und 1979 ließ die Schanze Weiten von über 100 Metern zu. 1979 wurden zusätzliche Startplätze im Anlauf angebracht. Am 22. Januar 1984 erlebten etwa 10.000 Zuschauer in Brotterode die Olympiaausscheidungen mit dem späteren Olympiasieger und Silbermedaillengewinner Jens Weißflog. DDR-Meisterschaften fanden am 6. März 1988 mit einer Doppelveranstaltung statt.

Seit 1995 ist die Inselbergschanze Austragungsort der Wettkämpfe im Continentalcup, dem sogenannten B-Weltcup. Diese Wettkämpfe, die immer von vielen Zuschauern besucht werden, haben bei den Verantwortlichen und Beobachtern des Internationalen Skiverbandes (FIS) aufgrund ihrer exakten Organisation und Durchführung eine große Resonanz hinterlassen. 1995 wurde die Beschneiungsanlage gebaut und 1998/1999 ausgebaut, der Kampfrichterturm 2000/2001 saniert.

Die geänderten Flugkurven des Anfang der 1990er Jahre aufgekommenen V-Sprungstils machten die Änderung der Schanzennormen durch die FIS erforderlich. Durch das veraltete Profil drohte der Schanze das Aus. Das FIS-Zertifikat, das immer für fünf Jahre vergeben wird und für internationale Wettkämpfe erforderlich ist, lief im Jahre 2004 aus und wurde aufgrund des den Normen nicht entsprechenden Profils nicht mehr verlängert. Daraufhin wurde die Schanze in den Jahren 2003/2004 den neuen Normen entsprechend um- und ausgebaut. Um sie den flacheren, aber längeren Flugbahnen der neuen V-Stil-Generation anzupassen, wurde die Schanzentischneigung verringert, die Landezone des Aufsprunghanges vertieft und entsprechend angepasst. Die Verantwortlichen vergrößerten die Schanze zu einer Groß-Schanze mit einem K-Punkt von 105 Metern und einem Hillsize von 117 Metern. Sie ließ jetzt Weiten von über 120 Metern zu. Beim Continental-Springen am 12. Februar 2005 stellte der Koreaner Yong Jik Choi mit 123,5 Metern den aktuellen Schanzenrekord auf.

[Bearbeiten] Weitere Schanzen

Unmittelbar neben der Inselbergschanze befinden sich noch drei weitere Schanzen, Seimbergschanzen oder Günter-Lesser-Schanzen genannt. Diese wurden 1954/1955 erbaut. Sie sind mit Flutlicht ausgerüstet und dienen im Winter zum Training der Nachwuchssportler. Im Oktober 1956 fand das erste Springen auf Kunstoffmatten statt, die in den späteren Jahren wieder entfernt wurden. Die kleinste der Schanzen hat einen K-Punkt von 12 Metern, die mittlere von 29 Metern bei einem Schanzenrekord von 30,5 Metern aus dem Jahre 2004. Die größte hat einen K-Punkt von 39 Metern (Hillsize 42 Meter) und einen Schanzenrekord von 41,5 Metern aus dem Jahre 1981.

Zum Training oder für Jugendwettkämpfe befinden sich 400 Meter nordwestlich davon noch zwei Mattenschanzen, Oskar-Fuchs-Mattenschanzen genannt. Auf diesen fand 1961 der Einweihungssprunglauf statt. Benannt sind sie nach einem guten Springer aus den Gründerjahren, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Die kleine Schanze hat einen K-Punkt von 12 Metern, die große von 26 Metern, der Hillsize liegt bei 28 Metern und der Schanzenrekord bei 26,0 Metern aus dem Jahre 2006.

[Bearbeiten] Schanzendaten

Schanzenprofil Ab 2005 Bis 2005
Anlauflänge: 82,90 Meter 89,30 Meter
Neigung Anlauf: 38,00 Grad 38,00 Grad
Schanzentischlänge: 6,20 Meter
Schanzentischhöhe: 2,63 Meter
Schanzentischwinkel: 10,50 Grad
Aufsprungwinkel (K-Punkt): 34,40 Grad 38,00 Grad
Verhältnis h/n: 0,562
Gesamt Höhenunterschied: 125,00 Meter 118,60 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit: 91,80 km/h 91,80 km/h
K-Punkt: 105,00 Meter 98,00 Meter
Hillsize: 117,00 Meter 110,00 Meter
Schanzenrekord: 123,5 Meter 115,0 Meter
Jahr Schanzengröße
1920–1924 als 40-Meter-Schanze erbaut
1930 als 60-Meter-Schanze umgebaut
1948 modernisiert und umgebaut
1954–1955 als 80-Meter-Schanze umgebaut
1968–1969 als 90-Meter-Schanze umgebaut
1978–1979 Aufsprunghang umgebaut
2003–2004 als 105-Meter-Schanze umgebaut

[Bearbeiten] Schanzenrekorde

Weite Jahr Athlet Verein
2005 123,5 m Yong Jik Choi Muju (Korea)
2005 119,0 m Lukas Hlava Liberec (Tschechien)
2005 118,5 m Stefan Kaiser Achomitz (Österreich)
2004 115,0 m Stephan Hocke Oberhof
2001 113,0 m Christoph Grillhösl Rastbüchl
1986 110,0 m Jens Weißflog Oberwiesenthal
1986 108,0 m Ulf Findeisen Oberwiesenthal
1986 107,0 m Silvio Bürger Oberhof
1986 107,0 m Ulf Findeisen Oberwiesenthal
1986 106,0 m Klaus Ostwald Klingenthal
1983 106,0 m Ulf Findeisen Oberwiesenthal
1982 104,0 m Klaus Osterwald Klingenthal
1981 102,5 m Olaf Ansorge Oberwiesenthal
1980 101,0 m Holger Krettek Brotterode
1970 100,5 m Jürgen Dommrich Zella-Mehlis
1969 100,5 m Clemens Walther Zella-Mehlis
1969 99,0 m Manfred Wolf Brotterode
1969 96,5 m Manfred Wolf Brotterode
1969 94,0 m Christian Kiehl Oberwiesenthal
Weite Jahr Athlet Verein
1969 89,5 m Christian Kiehl Oberwiesenthal
1968 89,0 m Peter Lesser Brotterode
1967 89,0 m Wolfgang Stöhr Klingenthal
1966 89,0 m Bernd Baptistella Brotterode
1966 89,0 m Dieter Scharf Oberwiesenthal
1965 87,5 m Dieter Neuendorf Brotterode
1964 86,5 m Alfred Lesser Brotterode
1964 86,5 m Siegbert Münch Brotterode
1957 86,0 m Werner Lesser Brotterode
1955 85,0 m Harry Glaß Klingenthal
1955 84,5 m Werner Lesser Brotterode
1955 84,0 m Horst Lesser Brotterode
1952 72,0 m Kurt Eichhorn Brotterode
1934 68,0 m Rudolf Lesser Brotterode
1931 46,0 m Knut Kobberstadt Norwegen
1924 45,0 m Max Kröckel Neuhaus am Rennweg
1924 45,0 m Rudolf Lesser Brotterode
1924 45,0 m Karl Huhn Ernstthal am Rennweg

[Bearbeiten] Literatur

  • WSV Brotterode (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Wintersport in Brotterode. 2005.
  • WSV Brotterode (Hrsg.): FIS – Continentalcup – Inselbergschanze Brotterode 25.02.–26.02.2006. 2006.
  • Roland Sänger: Chronik des Thüringer Skisports. Hrsg. Freies Wort und Südthüringer Zeitung, Suhl-Druck GmbH, Suhl 1995.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 50° 49' 01" N, 10° 26' 43" O

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