Institute for Science and Technology Austria
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Das Institute for Science and Technology Austria ist eine Forschungseinrichtung in Österreich, in der nach dem Vorbild amerikanischer Eliteuniversitäten Spitzenforschung betrieben werden soll. Im Unterschied zu den Universitäten sollen keine Grundstudien, sondern lediglich PhD-Programme angeboten werden. Grundlage des Instituts ist ein eigenes Gesetz, das im März 2006 beschlossen wurde.
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[Bearbeiten] Geschichte
Auf Initiative des Wiener Experimentalphysikers Anton Zeilinger wurde das Konzept einer „Elite-Uni“ entworfen, in der Wissenschafter naturwissenschaftlich-technische Forschungen auf höchstem Niveau betreiben sollen. Im Februar 2006 entschied sich Elisabeth Gehrer, entgegen dem Wunsch der von ihr eingesetzten Expertenkommission, für den Standort Maria Gugging bei Klosterneuburg. Daraufhin legte Zeilinger seine Mitarbeit an dem Projekt zurück, ebenso wie der Physiker Arnold Schmidt und der Chemiker Peter Schuster. In einer Presseaussendung begründeten sie das damit, dass durch diese Standortentscheidung eine „suboptimale Lösung“ und kein „möglichst breiter politischer Konsens“ erreicht worden sei. Die Entscheidung für Gugging und gegen Wien, wo Grundstücke am Flugfeld Aspern bzw. in St. Marx angeboten worden waren, wird der höheren finanziellen Beteiligung des Landes Niederösterreich und der sofortigen Verfügbarkeit der Baulichkeiten zugeschrieben. Von Beobachtern wird sie aber teils als politisch motiviert betrachtet, da Niederösterreich von einem ÖVP-Landeshauptmann regiert wird, Wien aber einen SPÖ-Bürgermeister hat. Durch die konsequente Verfolgung der von Haim Harari erarbeiteten Pläne zur organisatorischen Universitätsgestaltung und einem teilweisen Rückzug der Parteipolitik aus dem Projekt konnten bedeutende Wissenschafter wie Anton Zeilinger aber zurückgewonnen werden.
Der Plan, die Elite-Uni „Wittgenstein-Institut“ zu nennen, musste nach Protesten der Wittgenstein-Nachkommen verworfen werden. Ebenso protestierten in einem offenen Brief alle Wittgensteinpreisträger gegen diese Entscheidung. Der Name wurde auf „Institute for Science and Technology Austria“ (ISTA) geändert. Am 29. März 2006 wurde das Projekt im Nationalrat mit den Stimmen der Regierungsparteien (ÖVP/FPÖ-BZÖ) und der oppositionellen SPÖ beschlossen.
Die „University of Excellence“ sollte in den Gebäuden der früheren Landesnervenheilanstalt Gugging bereits im Herbst 2006 provisorisch in Betrieb gehen. Neuere Angaben (Dezember 2006) schätzen den Betriebsbeginn allerdings auf frühestens 2008.
[Bearbeiten] Organisation
Das Kuratorium ist das oberste, leitende Gremium des Instituts und wird zu unterschiedlichen Teilen vom Bund, vom Land Niederösterreich sowie vom Wissenschaftsfonds FWF, Wissenschaftsrat und Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) bestellt.
Aktuelles Kuratorium: (Bestellung Juni 2006)
- bestellt durch das Land NÖ:
- Alexander Hartig (Mitglied des Vorstandes der Constantia Industries AG)
- Alfred Ötsch (Vorstandsvorsitzender der Austrian Airlines AG)
- Elisabeth Stadler (Vorstand der Raiffeisen Versicherung AG und FinanceLife Lebensversicherung AG)
- vom Bund bestellt:
- Gisela Hopfmüller (Leiterin der ORF-Hauptabteilung "Bildung und Zeitgeschehen")
- Claus Raidl (Generaldirektor Böhler-Uddeholm AG)
- Hansjörg Tengg (Unternehmer)
- bestellt vom Wissenschaftsfonds FWF, Wissenschaftsrat und RFT:
- Catherine Cesarsky (Generaldirektorin ESO - European Southern Observatory)
- Alice Dautry (Präsidentin Institut Pasteur, Paris)
- Haim Harari (ehem. Präsident des Weizmann-Instituts)
- Eric Richard Kandel (Columbia Universität in New York, Nobelpreis Medizin 2000)
- Olaf Kübler (ehem. Präsident der ETH Zürich)
- Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- Anton Zeilinger (Universität Wien)
[Bearbeiten] Kritik
[Bearbeiten] Kritik an der konkreten Implementierung des ISTA
- Im ISTA ist nach derzeitigen Plänen keinerlei Mitbestimmung der Doktoranden und jungen Forscher vorgesehen. Vertreter der Nachwuchsforscher bemängeln, dass der insbesondere in studienrechlichen Fragen und bei Gestaltung und Organisation der PhD-Programme der Willkür der Leitung des ISTA freien Lauf gelassen wird. Das Universitätsgesetz 2002 und das Hochschüler und Hochschülerinnenschaftsgesetz ist für das ISTA nicht anwendbar, und in der gesetzlichen Grundlage des ISTA sind keine entsprechenden Regelungen zu finden.
- Der Standort Maria Gugging wird von vielen Wissenschaftern weiterhin als ungünstig bezeichnet.
[Bearbeiten] Grundsätzliche Kritik an dem Konzept einer Eliteuniversität
- Es besteht die Gefahr, dass letztlich überwiegend nur Studierende aus wohlhabenden Schichten am ISTA forschen werden. Der Befürchtung wird entgegnet, dass die Auswahl lediglich durch fachliche Kriterien passieren soll.
- Die Wissenschaftsforschung weist darauf hin, dass Forschung eine breite Basis benötigt. In der Praxis werden einzelne Spitzenforscher durch eine breite Schicht an Forschern unterstützt, die den Wissenschaftsbetrieb am Laufen halten.