Intraarteriell
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Intraarteriell bezeichnet die Einbringung von Substanzen, Flüssigkeiten oder Medikamenten in eine Arterie. Dies kann mit Absicht oder unabsichtlich zu therapeutischen, diagnostischen oder auch ohne Zweck erfolgen. Die Einbringung kann kontinuierlich (Dauerinfusion), für einen bestimmten Zeitraum (Infusion oder Injektion) oder nur einmalig (Injektion) erfolgen. Auch die Lage von Fremdkörpern (beispielsweise Kathetern) in Arterien wird als intraarteriell bezeichnet. Unter intraarteriell kann auch die Entnahme von Blut aus einer Arterie verstanden werden, wobei die weitaus häufigere Adjektivbezeichnung hierfür arteriell ist.
In der Medizin beim Menschen werden mit dem Adjektiv intraarteriell folgende Einbringungen bezeichnet:
- Intraarterielle Injektion eines Medikamentes, Substanz oder einer Flüssigkeit
- Hier wird zumeist einmalig und nur für einen sehr kurzen Zeitraum (typischerweise weniger als 1 Minute) ein Medikament, eine Substanz oder eine Flüssigkeit in eine Arterie eingebracht. Die Arterie wird dabei vor Einbringung der Substanz mittels einer Injektionsnadel oder einer Venenverweilkanüle punktiert; im Rahmen der Punktion kann bereits eine Injektion erfolgen.
- Kontrastmittel im Rahmen von Röntgendarstellungen des arteriellen Gefäßsystems (arterielle Angiographie) mittels Röntgenstrahlen werden auf diese Art in eine Arterie eingebracht. Prinzipiell kann jede Arterie zu diesem Zwecke punktiert und einer Injektion unterzogen werden.
- Intraarterielle Infusion eines Medikamentes, Substanz oder einer Flüssigkeit
- In diesem Fall wird eine Substanz, ein Medikament oder eine Flüssigkeit über einen längeren Zeitraum in eine Arterie eingebracht. Zu diesem Zwecke muss die Arterie zuvor punktiert werden, was entweder mittels einer Venenverweilkanüle oder einer speziellen Arterienverweilkanüle erfolgt. Die Punktion der Arterie erfolgt mit der Verweilkanüle samt deren Stahlmandrin; nach Sicherung der intraarteriellen Lage wird der Stahlmandrin entfernt und die Verweilkanüle aus Kunststoff verweilt intraarteriell.
- Die kontinuierliche Infusion von 0,9%iger Kochsalzlösung im Rahmen einer blutigen (intraarteriellen) Blutdruckmessung ist ein Beispiel für eine intraarterielle Infusion. Mittels einer in der Arterie liegenden Verweilkanüle wird der arterielle Blutdruck in der Arterie selbst gemessen. Um die Verweilkanüle nicht durch gerinnendes Blut zu verstopfen, wird eine 0,9%ige Kochsalzlösung in geringer Geschwindigkeit kontinuierlich zugeführt (Spülung). Die am häufigsten verwendeten Arterien sind die Arteria radialis oder die Arteria femoralis.
- Auch die intraarterielle Infusion von Zytostatika wie Cisplatin im Rahmen der Behandlung von Hirntumoren ist ein Beispiel für eine intraarterielle Infusion. Die isolierte Extremitätenperfusion bei der Behandlung von Weichteilsarkomen im Erwachsenenalter mittels Melphalan ist ebenfalls ein Beispiel für eine intraarterielle Infusion.
- Die Injektion oder Infusion von Kontrastmittel oder gerinnselauflösenden Medikamenten (Thrombolytika) in die Herzkranzgefäße im Rahmen der Koronarangiographie (beispielsweise bei schwerer instabiler Angina pectoris oder Herzinfarkt) ist eine intraarterielle Injektion. Jedoch ist die Bezeichnung arteriell in diesem Zusammenhang eher ungebräuchlich, und es wird der ortsspezifischere Begriff intracoronar verwendet.
Die intraarteriellen Injektionen und Infusionen haben den Vorteil einer schnelleren Verteilung des Medikamentes, Substanz oder Flüssigkeit im Blutstrom, wobei dies nur für den von der Arterie versorgten Bereich des Körpers gilt. Sobald ein Medikament systemisch (im gesamten Körper) angewendet werden soll, wäre theoretisch unter Verwendung einer Arterie eine Punktion der Hauptschlagader (Aorta) vor dem Abgang der Herzkranzgefäße erforderlich.
Die intraarteriellen Injektionen und Infusionen haben mehrere Nachteile. Erstens ist die Gefahr einer Thrombose mit oder ohne Verschleppung der Thromben (Embolie) in das Versorgungsgebiet der Arterie vorhanden. Zweitens kann eine Blutung nach Punktion einer Arterie nur mit deutlich höherem Aufwand zum Stillstand gebracht werden als eine Blutung aus einer Vene. Drittens kann eine Punktion einer Arterie zu einer Minderversorgung des von ihr versorgten Gebietes führen (Ischämie oder Infarkt). Viertens haben intraarterielle Infusionen von Zytostatika wie Cisplatin im Rahmen der Hirntumorbehandlung das gehäufte Auftreten von schweren Nebenwirkungen wie Erblindung verursacht.
Da die Risiken und Nebenwirkungen in der Regel die möglichen Vorteile überwiegen, wird beispielsweise für die Einbringung systemisch wirkender Medikamente und Flüssigkeiten der intravenöse Weg bevorzugt und auch angewendet. Die invasive Blutdruckmessung (intraarterielle Blutdruckmessung) lässt sich nicht auf dem Weg einer intravenösen Blutdruckmessung realisieren, da die Blutdrücke venös und arteriell unterschiedlich sind. Auch bei der isolierten Extremitätenperfusion ist die lokal begrenzte Exposition gegenüber einem Zytostatikum wie Melphalan das gewünschte Ziel, welches mit einer intravenösen Gabe nicht erreicht werden kann.
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