Jahr-2000-Problem
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Jahr-2000-Problem, auch als „Millennium-Bug“ oder „y2k-bug“ bezeichnet, ist ein Computerproblem, welches durch die interne Behandlung von Jahreszahlen als zweistellige Angabe entstanden ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Y2K (Abkürzung für „Year 2 Kilo“) ist die in Computer-Kreisen übliche Bezeichnung für das Problem der Rechner-Umstellung Ende der 1990er-Jahre. Es wurde teilweise befürchtet, dass beim Umstellen auf das Jahr 2000 erhebliche EDV-technische Störungen und Ausfälle entstehen könnten.
Angesichts des Jahreswechsel 1999/2000 wurde das Problem offenbar, dass mit der zweistelligen Jahreszahl „00“ sowohl das Jahr 1900 als auch das Jahr 2000 bezeichnet wird und somit eine inakzeptable Mehrdeutigkeit eines Wertes vorliegt. Die Folgen dieses Fehlers wären ohne Korrektur in erster Linie falsche Sortierungen und Altersberechnungen gewesen. Weiterhin war es weitverbreitete Praxis, ungültige Datensätze durch die Verwendung der Zahl bzw. Ziffernkombination 00 („Nichts“) zu identifizieren, jedoch trat diese Ziffernkombination mit dem Eintreten des Jahres 2000 plötzlich auch als normaler Wert auf. Durch diesen Umschlag behandelten viele Programme diese Datensätze nunmehr als ungültig. Im Weiteren gab es vor allem Rechenprobleme durch fehlerhafte Differenzbildung und fehlerhafte Erzeugung von Texten (typisches Beispiel hierfür wäre eine Datierung mit der Jahreszahl „1901“ für das Jahr 2001).
Aufgrund dieses Problems wurden, vor allem von wenig fachkundigen Menschen, im Vorfeld des Jahreswechsel 1999-2000 Katastrophenszenarien vorhergesagt, dass durch diesen Fehler Computerabstürze in großem Maß erfolgen würden und besonders sicherheitsrelevante Bereiche, die auf Computer angewiesen sind (Banken, Industrie oder auch Kraftwerke), durch das Problem lahmgelegt würden. Zum Jahreswechsel stellte sich dann aber heraus, dass die Industrie in der Regel gut vorgebeugt hatte – dennoch hatten viele Banken in der Silvesternacht einfach ihre Geldautomaten abgestellt, um Fehler zu vermeiden.
[Bearbeiten] Ursachen
In den 60er- und 70er-Jahren war Speicherplatz sehr aufwändig und somit teuer, dadurch hatten die Programmierer soviel wie möglich an Speicherplatz eingespart. Zum Beispiel wurde bei den Jahreszahlen nur die letzten beiden Ziffern (Jahr und Jahrzehnt) benutzt, die Jahrhunderter-Zahlen, bzw. Jahrtausender-Zahlen wurden nicht berücksichtigt, da man davon ausging, dass die Programme ohnehin nur für ein paar Jahre in dieser Weise benutzt werden. Da aber viele Programme und auch EDV-gesteuerte Hardwarekomponenten im Laufe der Jahre immer wieder auf vorangegangene Programm-Systeme aufbauten, dachte man nicht mehr daran, dass es ja irgendwann mal zu einer Umstellung auf die Zahl 00 kommen würde.
Ende der 90er-Jahre wusste eigentlich niemand mehr genau, inwiefern die ganze Y2K („Jahr 2000“)-Problematik von wirklicher Relevanz sein würde. Es gab kritische Stimmen, die apokalyptische Versionen mit weltweiten Computerzusammenbrüchen prognostizierten, die möglicherweise eine Weltwirtschaftskrise auslösen könnten. Es gab Stimmen, die die Jahr-2000-Panik ironisierend mit der religiös begründeten Angst vor dem jüngsten Gericht beim mittelalterlichen Wechsel auf das Jahr 1000 verglichen.
Daraufhin wurde Ende der 90er-Jahre von einigen großen Unternehmen die genaue Durchforstung der Computersysteme angeordnet, um die befürchteten Folgen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem wurde bis zum Schluss von einigen Medien eine „Y2K-Panik“ verbreitet – jedoch stellte sich ganz zum Schluss heraus, dass die vorsorglichen Maßnahmen im Großen und Ganzen ausreichend waren, und die ganze Angelegenheit weniger schlimm war als ursprünglich befürchtet.
[Bearbeiten] Probleme mit bestimmten Tagen
[Bearbeiten] 9. September 1999
Im Laufe des Jahres 1999 tauchte die Überlegung auf, bereits das Datum 9.9.99 könne Probleme verursachen. Als Begründung wurde angeführt, das Programmierer möglicherweise dieses Datum als Endekennzeichnung für Dateien verwendet haben könnten und die Programme ab diesem Datum nicht mehr korrekt funktionieren würden. Da aber in allen bekannten Betriebssystemen andere Verfahren zur Verfügung standen um das Dateiende bzw. die Dateilänge zu ermitteln und auch kein plausibler Zusammenhang zwischen einer Bytefolge am Ende einer Datei und dem aktuellen Datum erkennbar war wurde das angebliche Problem meist nicht weiter beachtet. Auswirkungen wurden auch nicht bekannt.
[Bearbeiten] 29. Februar 2000
Jedes vierte Jahr ist ein Schaltjahr. Das Jahr jedes vollen Jahrhunderts ist aber kein Schaltjahr. Diese Regelung findet allerdings alle 400 Jahre nicht statt. Vor diesem Hintergrund ergab sich, dass das Jahr 2000 Schaltjahr war, das Jahr 1900 jedoch nicht. Hätte ein Computerprogramm fälschlicherweise die Zahl "00" als 1900 definiert, hätte dies unterschiedlichste Auswirkungen haben können. Weiterhin war unklar, inwieweit bei der Programmierung Jahre vor dem Jahr 2000 die dritte der oben genannten Regeln beachtet wurde. Einerseits hätte die Systemzeit plötzlich um einen Tag vorgehen (korrekt eigentlich: nur noch 99 Jahre und 364 Tage nachgehen) können. Es wäre jedoch auch möglich gewesen, dass das Programm an diesem Tag vollkommen ausfällt. Auch dieser Fehler wurde zusammen mit dem allgemeinen Problem überprüft.
[Bearbeiten] Tatsächlich entstandene Probleme
Es gab tatsächlich Probleme mit der Jahr-2000-Umstellung, diese waren jedoch im Vergleich zu den vorherigen Befürchtungen eher gering. Die Probleme waren aber auch deshalb so gering, da viele Großunternehmen weltweit sehr viel Geld in die Aufrüstung von Hardware und Software investierten.
[Bearbeiten] Vernichtung frisch hergestellter Ware
Bei der Herstellung von Ware mit einem Haltbarkeitsdatum (z. B. Lebensmittel, Arzneimittel) kam es in den 90-Jahren mitunter zu folgendem Problem: Das Lebensmittel bzw. die Arznei wurden hergestellt und maschinell verpackt. Auf die Verpackung wurde die Charge und das Haltbarkeitsdatum aufgedruckt. In einem weiteren Schritt wurde zur Sicherheit die Haltbarkeit nochmals überprüft. Die aufgedruckte Jahreszahl wurde als "1900" identifiziert, folglich war das Lebensmittel bzw. die Arznei seit nahezu 100 Jahren verfallen und wurde automatisch vernichtet.
[Bearbeiten] Mahnung mit Verzugszinsen
Bei der Stadtverwaltung der bayerischen Landeshauptstadt München gab es im Dezember 1999 folgendes Problem: Die Stadtverwaltung versandte Gebührenbescheide über städtische Leistungen. Diese waren zur Zahlung fällig innerhalb eines Monats, also im Januar 2000. Intern wurde die Fälligkeit gespeichert, um, für den Fall der Säumigkeit des Schuldners, diesen automatisch mahnen zu können. Das Datum im Januar 2000 wurde jedoch als Januar 1900 interpretiert, mit der Folge, das die Software der korrekten Rechnung sofort eine Mahnung hinterher schickte - Tenor: Die Rechnung sei seit 99 Jahren und 11 Monaten überfällig. Für diesen Zeitraum wurden dann auch noch Verzugszinsen von zusammen ca. 360 % (6 % per anno) verlangt.
[Bearbeiten] Umstellung auf 1980
Viele ältere PCs wurden nicht Jahr-2000-fest gemacht. Das Zeitschema dieser Computer reicht von 1980 bis 2099. Mit dem Jahreswechsel sprangen jedoch viele dieser Computer nicht von 1999 zu 2000, sondern auf das Anfangsdatum 1. Januar 1980. Dieses Problem war jedoch mit der Neueingabe des Datums behoben.
[Bearbeiten] Videorecorder
Viele ältere Videorecorder waren ebenfalls nicht 2000-sicher. Um Fehler zu vermeiden, wurde empfohlen, diese im Vorfeld um 28 Jahre zurück zu stellen. Damit wären sie nicht von 1999 in das Jahr 2000 gegangen, sondern von 1971 auf 1972, was bedeutend unproblematischer war. Exakt 28 Jahre waren deswegen notwendig, da das Jahr 1972 genauso wie 2000 ein Schaltjahr war und außerdem noch am selben Wochentag begann. Bei Videorecordern, die nicht so umgestellt wurden, kam es durchaus vor, dass sie Anfang 2000 nicht mehr in Betrieb zu nehmen waren.
[Bearbeiten] Fehlerhafte Programmierung bei optimaler Software
Viele Menschen sind es gewohnt, die Jahreszahl handschriftlich grundsätzlich nur zweistellig zu schreiben. Dies wird dann häufig auch bei der Arbeit am Computer übernommen, und zwar auch dann, wenn für die Software selbst sogar eine vierstellige Jahreszahl möglich gewesen wäre. In diesem Fall verstand das Programm die Jahreszahl "99" tatsächlich als das Jahr 99, und eben nicht 1999. In folge dessen sprang mit Beginn des Jahres 2000 die programmierte Jahreszahl auf das Jahr 100.
[Bearbeiten] Wirtschaftliche Auswirkungen
Durch die Hardware- und Softwareaktualisierungen, welche zur Verhinderung des Y2K-Problems getätigt wurden, waren im Jahr 2000 die meisten Anwender mit aktuellen Plattformen ausgerüstet. Dies löste in der folgenden Vierjahresperiode (Lebensdauer eines gängigen Bürogerätes) einen Einbruch im Verkauf neuer Systeme und eine spürbaren Rezession im Informatikbereich aus.