Johann Theodor de Bry
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Johann Theodor de Bry auch Johann Dietrich de Bry (* um 1561 in Straßburg; † 31. Januar 1623 ) Verleger, Kupferstecher; siedelte 1609 von Frankfurt in das calvinistischen Glaubensflüchtlingen gegenüber großzügigere Oppenheim um (Welschdorf) und wirkte dort bis zur Rückkehr nach Frankfurt 1619. Seine Spezialität: Das reich illustrierte wissenschaftliche Buch. Er nahm 1616 Matthäus Merian in seinem Betrieb auf und wurde 1617 dessen Schwiegervater.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Anfänge und Frankfurter Zeit
Johann Theodor de Bry wie auch sein Bruder Johann Israel de Bry wurden in Straßburg als Söhne des Lütticher Goldschmieds und Glaubensflüchtlings Theodor de Bry geboren. Die Familie wurde irgendwann zwischen 1570 und 1588 in Frankfurt ansässig und betrieb dort einen Buchverlag, der in erster Linie prachtvolle Kupferstiche veröffentlichte. Für das Herstellen der Drucke und des Drucks der Kupferplatten bediente man sich Frankfurter Drucker.
Der als sehr talentiert und zielstrebig geltende Johann Theodor beschaffte eine Kupferdruckpresse und machte sich 1598 noch kurz vor dem Tod des Vaters, bei dem er das Kupferstechen gelernt hatte, mit seinem Bruder Israel selbständig.
Die de Brys waren Kalvinisten und hatten neben anderen niederländischen Glaubensflüchtlingen Arbeit und Brot in Frankfurt gefunden. Allerdings behinderte sie der von den Zünften stark beeinflusste Rat der Stadt mehr und mehr in der Ausübung ihres Glaubens. Die bedrängten Kalvinisten versuchten schließlich, nach Hanau überzusiedeln. Dort war Oberamtmann Johann Engelbert von Lautern seit 1589 eifrig für die Einführung des reformierten Bekenntnisses in der Grafschaft Hanau tätig. Im Juni 1597 schloss Graf Philipp Ludwig II. (Hanau-Münzenberg) dann einen Vertrag zur Ansiedlung von calvinistischen Flüchtlingen aus Frankreich und den Spanischen Niederlanden in Hanau, die „Kapitulation der Neustadt Hanau“. Noch im gleichen Jahr setzte der Auszug aus Frankfurt ein. Die de Brys nahmen vorerst noch nicht teil.
Im Juli 1608 brannte das kalvinistische Gotteshaus vor dem Bockenheimer Tor nieder; der Rat der Stadt gestattete keine neue Kirche sondern verbot den Glaubensanhängern den Gottesdienst überhaupt. Johann Theodor de Bry beantragte daraufhin im Juli 1609 den Abgang von Frankfurt „...wegen Ausübung der Religion und zum Wohle seiner Kinder...“. Bereits drei Tage später wurde er ihm gewährt.
Der Wegzug von Frankfurt als Buchdruckzentrum und bedeutendem Messeplatz für den Buchvertrieb war ihm wahrscheinlich nicht leicht gefallen, wie man aus seinem Rückkehrgesuch 1619 an den Rat der Stadt erkennen kann [1]
[Bearbeiten] Oppenheimer Zeit
Johann Theodor hatte Kupferwerkstatt und Buchverlag in Frankfurt zurückgelassen und nannte sich fortan "Buchhändler zu Oppenheim". Sein Bruder Johann Israel blieb in Frankfurt und starb dort bald danach im Dezember 1609. Dessen 19jähriger Stiefsohn Lucas Jennis hatte bei den de Brys Kupferstecher gelernt, siedelte ebenfalls nach Oppenheim über, leitete einen regen buchhändlerischen Verkehr mit dem Druckerverleger Baltasar Moretus zu Antwerpen und startete 1616 seinen eigenen Buchverlag mit zwei Werken als Drucke von Hieronymus Galler.
In der zweiten Jahreshälfte 1616 kam der noch junge, aber bereits anerkannte Basler Kupferstecher Matthäus Merian nach Oppenheim. Er fand bei de Bry im sehr zusagende Arbeit und heiratete kurz danach im Februar 1617 dessen Tochter Maria Magdalena. Aus den in dieser Zeit bis Mitte 1619 entstandenen über 300 Kupfersticharbeiten schließt man, dass de Bry in Oppenheim wohl doch über eine Kupferwerkstatt mit Kupferdruckpresse verfügte.
In diesen 10 Jahren muss in Oppenheim ein reges geistiges Leben geherrscht haben, gefördert durch de Bry und seine weitreichenden Beziehungen wie aus den zahlreichen Buchwidmungen de Brys abzulesen ist.
Viele der Verfasser der von ihm verlegten Werke werden sich in Oppenheim kürzer oder länger aufgehalten haben, um sich mit ihrem Verleger abzusprechen. Von dem bekannten Chirurgen Wilhelm Fabricius und dem Alchimist Michael Maier wissen wir es bestimmt. Zu erwähnen ist auch der bekannte Aufenthalt des Wandergelehrten Albert Molnár aus Ungarn in Oppenheim von 1611/12, 1615-1619, der zuerst als Korrektor bei Hieronymus Galler, dann als Kantor und Rektor der Stadtschule tätig war.
[Bearbeiten] Rückkehr nach Frankfurt
Im Februar 1619 stellte de Bry einen Antrag an den Rat der Stadt Frankfurt, dorthin zurückkehren zu dürfen, da er Kupferwerkstatt und Buchhandlung dort zurückgelassen habe und wegen seines Alters die Hin- und Herfahrten nicht mehr machen könne. Im Juli konnte er gegen Zahlung von 20 Gulden wieder Bürger in Frankfurt werden.
Schon im Februar 1618 hatte er mit seinem Schwiegersohn Merian versucht, in Heidelberg akademischer Bürger zu werden, was aber von der Universität abschlägig beschieden wurde.
[Bearbeiten] Ergebnisse der Verlegertätigkeit
[Bearbeiten] Autoren
Die von de Bry verlegten Autoren dokumentieren seine weitreichenden wissenschaftlichen und künstlerischen Beziehungen.
Wissenschaftler
Rosenkreuzer
Protestanten
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Andere
noch einzuordnen
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Bei den Schriften dieser Autoren handelt es sich fast immer um größere Kupferstichwerke, mit denen de Bry weitgehend dem Kupferstich in Deutschland zum Durchbruch verholfen hat.
[Bearbeiten] Werke
Johann Theodor de Brys Verlagsprogramm in Oppenheim setzte die Tradition des Frankfurter Unternehmens fort, das ja weiter Bestand hatte. Daher taucht auch für die Oppenheimer Zeit häufig als Verlagsort Frankfurt auf. Diese Kontinuität galt vor allem für die Fortsetzung und Neuauflagen der Ausgaben der Großen und Kleinen Amerika-Reisen, die mit den Texten damaliger Amerikakundigen wegen der Kupferstiche für gewöhnlich unter dem Namen de Brys verzeichnet werden. Für sie hatte de Bry im Februar 1617 beim Kaiser ein Privileg beantragt. Eine Auswahl der von de Bry verlegten Druckwerke:
- Helisäus Röslin: Mitternächtliche Schiffahrt (Oppenheim, 1610)
- Wilhelm Fabricius: Medizinische Werke
- Marie-Louise Bourgeois: Hebammenbuch (1626, aus dem Französischen)
- Giorgio Basta: militärische Handbücher aus seinen Erfahrungen der Kriegsführung in Osteuropa, möglicherweise Neuauflagen von „Il maestro di Campo generale…“ (zuerst Venedig, 1606) und seine posthum veröffentlichte Arbeit „Il governo della cavalleria leggiera“ (zuerst Venedig, 1612).
- Kaspar Bauhinus: Vivae imagines partium corporis humani… (1620)
- Kaspar Bauhinus: Theatrum anatomicum (1621)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ In seinem Rückkehrgesuch beteuert er, dass er auf Betreiben anderer "etlich nasweise Leuthe stetiges antreiben und verheissungen guldener Berge, denen es doch entlich selbst misslungen" und "etliche Klüglinge" sich zu diesem Schritt entschlossen habe
[Bearbeiten] Literatur
- Josef Benzing: „Der Buchdruck zu Oppenheim“ veröffentlicht in "Oppenheim, Geschichte einer alten Reichsstadt" (anlässlich der 750jährigen Wiederkehr der Stadterhebung), Oppenheim 1975, Seiten 163-167, Herausgeber: Dr. Hans Licht (Stiftung Dr. Martin Held)
Personendaten | |
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NAME | De Bry, Johann Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | Verleger und Kupferstecher |
GEBURTSDATUM | 1561 |
GEBURTSORT | Straßburg |
STERBEDATUM | 31. Januar 1623 |