Johann von Genzenstein
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Johann von Genzenstein (Jan z Jenštejna) (* 27. Dezember 1350 in Jenštejn; † 17. Juni 1400 in Rom) war tschechischer Erzbischof.
Der Nachkomme der Herren z Vlašimi, einem Adelsgeschlechtes, welches lange im Dienste des Hofes standen und Sohn des königlichen Notars Pavel z Jenštejna nahm eine Zeit lang die Funktion des Prager Erzbischofs ein. Als Kind erhielt er beste Bildung und Erziehung für die Arbeit auf dem Hof, Erwartungen, die er jedoch nicht erfüllte. Vielmehr zeigte er während seines Aufenthalts beim Humanisten und Olmützer Bischof Johannes von Neumarkt, ein besonderes Talent fürs Schreiben und die lateinische Sprache.
Nach seiner Ausbildung an der philosophischen Fakultät in Prag, studierte er zwischen 1369 und 1373 an Universitäten in Bologna, Padova, Montpellier und Paris. Insbesondere in Frankreich eignete er sich theologisches Wissen an und wurde Fachmann im kanonischen Recht. Selbst der französische König bot ihm eine Professur an der Pariser Universität an. Neben der rein intellektuellen Begabung, war er aber auch weltlichen Dingen zugeneigt, so dem Soldaten- und Rittertum.
Auch nach seiner Rückkehr und der Ernennung 1375 zum Meißner Bischof und der Übernahme des Erzbistums Prag am 19. März 1379 nach seinem Onkel Johann Očko von Wlašim, und des Amts des Kanzler beim König Wenzel, konnte er den weltlichen Lüsten nicht entgehen. Ein Historiker schrieb über ihn: „Er frönte mehr der Jagd den Wäldern und vollen Kelchen als den Kirchen“. Allerdings vernachlässigte er nie seine kirchlichen Aufgaben.
1380 traf Jenštejn ein schwere Schicksalsschlag als er während der Pestepidemie in Böhmen eine Gehirnentzündung und Anzeichen epileptischer Krankheit. Er blieb zwar am Leben, aber seine Persönlichkeit erhielt einen ireperablen Schaden. Er zog sich in die Einsamkeit des Klosters und seiner Burg Helfenburk zurück und führte das Leben eines Asketen und Glaubensfanatikers, beschäftigte sich mit theologischen und philosophischen Fragen. Aus einem Menschen der stets einem vernünftigen Kompromiss offen gegenüber stand, wird ein bigoter Verteidiger des Glaubens und nicht einschätzbarer Sonderling.
In die Geschichte ist er vor allem wegen seiner persönlicher Feindschaft gegenüber dem König Wenzel IV. eingegangen. Er versuchte die Macht der Kirche, die im Land durch Karl IV. schon besonders stark war, weiter auszubauen. Nach der Gegenpapstwahl in Avignon, blieb er der römischen Kirche und dem Papst Urban VI. treu, während König Wenzel hierzu gegenteilige Ansichten hatte. Seine abseits jeglicher Realität geführten Angriffe gegenüber Wenzel, führte schließlich zur offenen Feindschaft, die sich bis 1395 hinzog und für Jenštejn ein tragisches Ende nahm.
1393 nach einem gewaltsamen Tod des Generalvikars Jan z Pomuky, begab er sich nach Rom um Gerechtigkeit zu erfahren. Jedoch vergeblich, Nach seiner Rückkehr ließ der König alle seine Höfe und die Burg beschlagnahmen. Er begab sich wieder nach Rom und wurde am 2. Juli 1396 gezwungen, sein Amt als Erzbischof aufzugeben. Er weilte nochmals kurz auf Helfenburk und nach einem Streit mit dem neuen Erzbischof um seine Rente, verlässt er Böhmen und geht endgültig nach Rom.
Erfolgreicher war Jenštejn mit seinen kulturellen Aktivitäten. Er komponierte, ließ von Malern seine Visionen auf die Leinwand bringen und war vor allem literarisch tätig. Er schrieb verscheiden Glaubensschriften und mystische Traktate, Gedichte und Glaubenshymnen, die wie Canit epithalamium dichterisch dermaßen vollkommen waren, dass sie in der Zeit des Barocks als Weihnachtslieder besungen wurden. Ein Teil seiner Werke werden symbolisch in den Bibliotheken Vatikans aufbewahrt.
Kurz nach seiner Ernennung zum Patriarchen, starb er in Rom.
[Bearbeiten] Werke
- Epistola ad Iohannem Noviforensem missa; Libellum de fuga mundi 1865
- De potestate claviumActa in curia Romana, 1904, 1909
- De consideratione,
- Sermones
- Liber dialogorum.
[Bearbeiten] Biographie
- Bohumír Červinka: Příspěvky k životopisu Jana z Jenštejna, 3. arcibiskupa pražského
- Antonín Friedl: Kodex Jana z Jenštejna, Prag 1931
- Konstantin Höfler: Geschichtsschreiber der hussitischen Bewegung in Böhmen I–III, Wien 1856–66
- Rudolf Holinka: Církevní politika arcibiskupa Jana z Jenštejna za pontifikátu Urbana VI. Studie z dějin velikého schismatu západního [Die Kirchenpolitik des Erzbischofs Johann von Jenstein während des Pontifikats Urbans VI. Eine Studie zur Geschichte des Großen abendländischen Schismas]. (Spisy filozofické fakulty Univerzity komenského v Bratislavě 14) Bratislava 1933
- Jaroslav Kadlec: Přehled českých církevních dějin 1, Rom 1987
- Jaroslav Kadlec: L'oeuvre homilétique de Jean de Jenštein, 1963
- Josef Kalousek: Jan z Jenštejna – archiepiscopus Pragensis, 1882
- Die Hymnen des Jan z Jenštejna, 1886
siehe auch Liste tschechischer Philosophen, Liste tschechischer Schriftsteller
Vorgänger Konrad II. von Kirchberg-Wallhausen |
Bischof von Meißen 1375-1379 |
Nachfolger Nikolaus I. Ziegenbock |
Vorgänger |
Erzbischof von Prag 1379-1396 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Genzenstein, Johann von |
ALTERNATIVNAMEN | Jan z Jenštejna |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Erzbischof |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1350 |
GEBURTSORT | Jenštejn |
STERBEDATUM | 17. Juni 1400 |
STERBEORT | Rom) |