Josefsehe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Josefsehe (auch Engelehe, weiße Ehe, veraltet: Jungfernehe) ist eine Form der Ehe, in der die Partner insbesondere aus religiösen Gründen auf den geschlechtlichen Vollzug der Ehe verzichten. Namensgeber war Josef der Zimmermann, der nach kirchlicher Tradition und katholischer sowie orthodoxer Lehrauffassung eine jungfräuliche Ehe mit Maria geführt hat. Zwar ist im Neuen Testament in Matthäus 13,55-56 von Jesu Brüdern und Schwestern die Rede; das konnte im damaligen Sprachgebrauch auch nahe Verwandte bezeichnen, weshalb die katholische und orthodoxe Kirche und auch manche evangelische Christen an der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias festhalten und die Worte des Neuen Testaments (Matthäus 1,25): Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar - so interpretieren, dass dies keine Aussage über einen tatsächlichen sexuellen Vollzug der Ehe nach der Geburt Jesu bedeutet. Andere verwerfen diese Auffassung und sehen sie als im Widerspruch mit dem Wortlaut der Bibel an.
Die christliche Ikonographie unterstreicht die Ansicht der Josefsehe dadurch, dass Josef als Greis an der Seite einer jugendlichen Maria dargestellt wird, wodurch ein Vollzug der Ehe unwahrscheinlicher erscheint. Die Vorstellung eines greisen Josef hat jedoch keine Grundlage in der Heiligen Schrift, sondern basiert auf apokryphen Berichten und ist für die Begründung und Faktizität der jungfräulichen Ehe Josefs mit Maria nicht relevant.
Nach katholischem Kirchenrecht kommt eine Ehe nicht gültig zustande, wenn das gegenseitige Recht auf den ehelichen Akt ausgeschlossen wird. Beide Partner können jedoch auf Dauer oder zeitweise auf die Ausübung dieses Rechts verzichten, was der Josefsehe gleichkommt. Eine gültig geschlossene Ehe kann kirchlicherseits aufgelöst werden, solange diese noch nicht vollzogen wurde (vgl. Eherecht).
Die Rechtsauffassung, aus § 1353 BGB folge die Unzulässigkeit einer Abrede über dauernde Enthaltsamkeit in der Ehe, kann nicht als allgemein akzeptiert gelten.
Das berühmteste Beispiel in der deutschen Geschichte ist das heilig gesprochene Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde, deren angebliche Josefsehe jedoch lediglich eine Legende ist. Weitere Josefsehen werden den Heiligen Pulcheria, Hedwig von Andechs und Katharina von Schweden zugeschrieben.
Siehe auch: Platonische Beziehung