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Julius Schulte-Frohlinde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Julius Schulte-Frohlinde (* 26. Mai 1894; † 20. November 1968 in Bremen) war ein deutscher Architekt.

Nach dem Abitur nimmt Schulte-Frohlinde ein Architekturstudium in München auf. Von München wechselt er nach Stuttgart. Die von Paul Bonatz und Paul Schmitthenner in Stuttgart maßgeblich geprägte Architekturausbildung erhält in den Zwanziger Jahren als "Stuttgarter Schule" Einfluss auf das Baugeschehen.

Schulte-Frohlinde unterbricht seine Studentenzeit wegen der Teilnahme am Ersten Weltkrieg, schließt aber nach Ende des Krieges sein Architekturstudium in Stuttgart ab und arbeitet in der Folgezeit als Assistent von Paul Bonatz. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelangt er nach Köln, wo Adolf Abel - ein anderer Bonatz-Schüler - 1925 zum Stadtbaudirektor ernannt worden war. Im Kölner Hochbauamt sind mit Hans Mehrtens und Theodor Teichen weitere Absolventen der sog. „Stuttgarter Schule“ tätig.

In der Folge ist Schulte-Frohlinde u.a. am Entwurf der Staatenhalle der Pressa-Ausstellung im Jahre 1928 beteiligt. Ein Gebäude, das mit seiner monumentalisierenden Backstein-Architektur einen bewusst konservativen Gegenentwurf zu den in Köln stark vertretenen Tendenzen des sog. Neuen Bauens darstellt.

Ab 1929 arbeitet Schulte-Frohlinde als städtischer Baurat in Nürnberg, entwirft kommunale Bauten wie das Pathologische Institut oder das städtische Gaswerk.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1933 bis 1945

Als die Planungen für die gigantomanischen Bauten und Anlagen des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg beginnen, kommt er in engeren Kontakt mit Albert Speer, der – neben seiner Tätigkeit als „Hofarchitekt“ Hitlers - auch als Berater der neu gegründeten Deutschen Arbeits-Front (DAF) fungiert und das zu Robert Ley gehörende Amt „Schönheit der Arbeit“ leitet.

Als 1934 eine eigene Bauabteilung der DAF eingerichtet wird, wird Schulte-Frohlinde auf Vorschlag Speers - der schon mit Aufträgen überlastet ist – zunächst stellvertretender Leiter, ab 1936 Leiter dieses Amtes. Schulte-Frohlinde entwirft dann NS-Schulungsburgen Erwitte in Westfalen und Sassnitz auf Rügen, arrangiert Volksfeste in Berlin, Nürnberg und Hamburg, die internationale Handwerksausstellung in Berlin, übernimmt den Bau des Gemeinschaftshauses der DAF in Berlin.

Im Zuge der Reorganisation der Ämter der DAF wird ihm auch die Planungsabteilung des „Reichsheimstättenamtes“ unterstellt, wo er u.a. auch für Schulungen und Einstellungen von Architekten bei den Planungsstellen der Gauheimstättenämter verantwortlich zeichnet. Als der „Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen“, Fritz Todt, Schulte-Frohlinde beauftragt, eine „möglichst wirtschaftliche und dabei baukünstlerisch einwandfrei Fortentwicklung des Wohnungsbaus sicherzustellen“, kann Schulte-Frohlinde sein Arbeitsgebiet noch ausweiten.

Für die verstärkte Rationalisierung des Wohnungsbaus werden von der DAF-Bauabteilung Konstruktionsblätter mit „Reichsbauformen“ und „Landschaftsbauformen“ entwickelt, die – „heimatverbunden“ auf die Typologie deutscher Landschaften bezogen – Grundriss-Typen, Fassaden-Muster, Planblätter für Einzelhäuser festlegen.

Als 1935/1936 in Braunschweig-Mascherode eine NS-Mustersiedlung der Deutschen Arbeitsfront errichtet werden soll ("Südstadtsiedlung am Mascheroder Holz"/ heute: Braunschweig Stadtbezirk: 213 – Südstadt-Rautheim-Mascherode), wird Julius Schulte-Frohlinde Leiter des Architekturbüros der DAF für diese Siedlung. Mit ihrer Mischung aus Kleinsiedlerstellen, Einfamilien-, Reihenhäusern und Mietwohnungen sowie der Gliederung um einen zentralen Platz mit Gemeinschaftshaus, entsteht das Bild einer traditionellen Dorfanlage, die das NS-Ideal der Bindung an die heimatliche Scholle architektonisch versinnbildlicht.

Die konservative, traditionalistische Bauweise Schulte-Frohlindes prägt die Wohnungsbau-Architektur des "Dritten Reichs" in erheblichem Maße und stellt dadurch den wohl bedeutsamsten Einfluss der "Stuttgarter Schule" auf das Bauen im Nationalsozialismus dar. Darüber hinaus gehört Julius Schulte-Frohlinde auch mit Publikationen wie dem Vorwort des Buches "Bauten der Bewegung", in dem er mit der Anprangerung einer jüdisch-marxistischen Beeinflussung des deutschen Bauwesens offen antisemitische Tendenzen äußert, zu den führenden Architekten im "Dritten Reich".

Als Anerkennung seiner Leistungen für den Nationalsozialismus wird Schulte-Frohlinde 1941 (nach Durth: 1938) durch Adolf Hitler zum Professor an der TH München ernannt. Nach einer Kriegsteilnahme als Flieger im Rang eines Majors übernimmt er dort den Lehrstuhl von German Bestelmeyer, den er - aufgrund seiner Verstrickungen im sog. Dritten Reich - nach Kriegsende jedoch wieder aufgeben muss. Im Arbeitsstab für den Wiederaufbau, der ab 1943 unter Leitung von Albert Speer tagt, ist Schulte-Frohlinde als Berater beteiligt und wird mit der Wiederaufbauplanung für Bonn betraut.

[Bearbeiten] 1945 bis 1968

Nach 1945 geht er in seine Heimatstadt Bremen, wo er sich mit einem eigenen Architekturbüro erfolgreich etablieren kann. Er übernimmt den Vorsitz der sich neu etablierenden Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten (BDA), wird später BDA-Landesvorsitzender. Schulte-Frohlinde bleibt allerdings seinen konservativen Bauvorstellungen treu und so weist durch seinen Einfluss der Wiederaufbau Bremens stark traditionalistische Züge auf.

Auf Initiative von Friedrich Tamms, den Schulte-Frohlinde bestens von der gemeinsamen Arbeit im Wiederaufbaustab kennt, wird er nach Düsseldorf berufen und übernimmt am 1. Januar 1952 die Leitung des Hochbauamtes. Seine Ernennung trifft auf den Widerstand des sog. „Architektenrings“ in Düsseldorf, nach dessen Ansicht die Stadt bereits zu einem „Zentrum der ehemaligen Nazi-Prominenz“ geworden ist.

Angesichts der Besetzung des Postens mit Schulte-Frohlinde veröffentlicht der „Architektenring“ eine Stellungnahme (Stellungnahme zur Besetzung der Baudirektorenstelle in Düsseldorf / Februar 1952):

Unter den großen Städten Deutschlands hat Düsseldorf den traurigen Ruhm, diese Kulturspitzen des damaligen Systems in seine Aufbauarbeiten einzuspannen. Es geht hier nicht darum, etwa einem Menschen wegen der Zugehörigkeit zur Partei oder sonst einer Organisation den Prozess zu machen, sondern darum, ob wir erkannt haben, wie tief die nationalsozialistische Vorstellung von Baukultur sich von der der Demokratie unterscheidet. Die Baulöwen der Parteibauten haben sich in ihrer Baugesinnung nicht geändert. Sie haben – wenn sie alt genug sind – diese Gesinnung schon vor dem Auftreten Hitlers gehabt und werden sie auch heute nicht ablegen. Wäre es nicht besser, sich bei der neuen Gestaltung unserer Städte jener Männer zu bedienen, die mit Hitlers Kommen emigrieren oder untergrund gehen mußten, und deren kulturpolitische Vergangenheit keine Zweifel aufkommen läßt? Die Liste der vor uns vorliegenden germanischen Kulturritter, die in oder für Düsseldorf tätig sind, beängstigt uns sehr. Wir sehen darin ein Symptom unserer Zeit und möchten verhindern, daß sich diese Clique über den Weg einer Rehabilitierung des unglückseligen Entnazifizierungsverfahrens wieder in diie leitenden Stellungen drängt. Wir protestieren darum dagegen, daß der Erbauer der NS-Schulungsburg Erwitte und Schöpfer des Reichsparteitagsgeländes, Professor von Hitlers Gnaden, Schulte-Frohlinde, die Geschicke der Düsseldorfer Bauverwaltung lenken soll.“ (zit. nach: Werner Durth 1986/2001, S.298)

Der Architektenring führt Unterschriftenaktionen durch, sucht Unterstützung im In- und Ausland. Breiteren Konsens findet er, als im Sommer 1950 Julius Schulte-Frohlinde die Planung für die Erweiterung des Düsseldorfer Rathauses ohne Wettbewerb übertragem bekommt und sein dann in die Öffentlichkeit gelangter Entwurf deutlich macht, dass er sich den baulichen Idealen des Nationalsozialismus immer noch eng verbunden fühlt. („Düsseldorfer Klassizismus triumphiert – Warum restauratives Bauen in einer fortschrittlichen Stadt?“ – „Düsseldorfer Nachrichten“, 6.März 1952). Nun tritt auch der Bund Deutscher Architekten, die „Rheinische Sezession“, der „Deutsche Werkbund“ und der „Architekten- und Ingenieurverein“ auf den Plan, man veröffentlicht – zusammen mit dem „Architektenring“ - eine gemeinsame Erklärung: “Einspruch gegen den Rathausneubau in Düsseldorf“.

Alle diese Versuche auf die städtebauliche Entwicklung der Stadt und der damit einhergehenden Kontinuität des Personals einzuwirken, bleiben jedoch ohne Wirkung. Trotz dieser Widerstände, sowohl gegen seine Person als auch seine Bauauffassung, bleibt Schulte-Frohlinde in dieser Position tätig und zeichnet für die meisten öffentlichen Hochbauten verantwortlich, etwa dem Wiederaufbau des Opernhauses, für den er seinen verehrten Lehrer Paul Bonatz, kurz vor dessen Tode, hinzu ziehen kann. Der Spiegel zitiert im Oktober 1952 - in einem Bericht über die Hintergründe und personalpolitischen Verflechtungen der Stadtentwicklung in Düsseldorf – einen damals kursierenden Spottvers:

„Aller Anfang ist der Ziegel
Und dann später der Zement,
Aber nichts hält so zusammen
Wie ’ne Clique, die sich kennt.“

Erst am 31. März 1959 geht Schulte-Frohlinde in den Ruhestand, kehrt nach Bremen zurück, wo er am 20. November 1968 im Alter von 74 Jahren verstirbt.

[Bearbeiten] Bauten

xWohnbauten in Fischerhude 1947-1952 xKDF-Hallen Berlin 1936(?) xCafe jacobs Bremen 1950 xSchneider Wibbel Restaurant Düsseldorf xSalönkes Restaurant Düsseldorf

[Bearbeiten] Literatur

  • Werner Durth: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900 – 1970, Braunschweig 1986 / Neuausgabe Stuttgart und Zürich 2001 (ISBN 3-7828-1141-0)
  • Anna Teut: Architektur im Dritten Reich 1933-1945, Berlin 1967

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen
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