Jungpaläolithische Kleinkunst
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Der Begriff Kleinkunst bildet den Gegenbegriff zu den grossformatigen Malereien und Gravierung in steinzeitlichen Höhlen. Die figürlichen Gravierungen, oft auf Lochstäben aus Rengeweih, Knochen, Stein oder Gagat, bilden quantitativ die grösste Gruppe der mobilen Kleinkunst; hier finden sich ausschließlich Darstellungen von Tieren, v. a. von Hirscharten, Steinböcken und Wildpferden. Eingravierte Zeichen und Symbole finden sich auf Geschossspitzen, Harpunen, den "baguettes demi-rondes" oder auf kleineren Lochstäben. Weiter zu erwähnen ist die Gruppe von plastisch ausgearbeiteten Speerschleuderenden, die meist Wildpferdköpfe, Moschusochsen und auch stilisierte Fische darstellen. Schmuckanhänger und Amulette wurden aus Tierzähnene, kleinen Knochenteilen, Elfenbein, fossilen Schnecken, u. a. geschaffen. Die kleinen, stark abstrahierten "tanzenden" Frauenstatuetten sind eine Besonderheit des Magdaléniens; für einen älteren Zeitabschnitt - das Gravettien - sind üppige, oft gesichtslose Frauendarstellungen typisch, wie z.B. die Venus von Willendorf. Von einigen Fundplätzen, z.B. Gönnersdorf, stammen umfangreiche Serien von flüchtigen Gravierungen auf Schieferplatten, auf denen ebenfalls vor allem Tiere und tanzende Frauen dargestellt sind.
Für die Schweiz ist nur die letzte Phase des Jungpaläolithikums (ca. 38'000-12'700 v.Chr.) - das Magdalénien (ca. 22'000-12'700 v. Chr.) - sicher belegt, da eine Wiederbesiedlung der Mittelgebirgszonen durch Menschen in der Eiszeit erst nach der Wiedererwärmung und dem daraus resultierenden Zerfall des würmeiszeitlichen Eises möglich war. Aus den ca. 30 bekannten Fundstellen in der Schweiz sind lediglich Fundstücke aus der Spätphase des Magdaléniens (ca. 17'000-12'700 v. Chr.) bekannt und gehören innerhalb der nach Andrè Leroi-Gourhan umrissene Stilrichtungen zum Kunststil IV, der Ritzzeichnungen auf Schiefer, Knochen und Geweih, figürliche Kleinplastik sowie Amulett- und Anhängerformen umfasst. Die Fundstellen verteilen sich unregelmässig entlang des südlichen Juraabhanges und des südlichen Gebietes der Schwäbischen Alp.
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[Bearbeiten] Wichtige Fundstellen mit Kleinkunst in der Schweiz:
- Die Höhle Kesslerloch
- Die Rislisberghöhle
- Der Abri Schweizersbild im Kanton Schaffhausen
- Freilandstationen wie das Moosbühl im Kanton Bern
- Champréveyres und Monruz im Kanton Neuenburg
[Bearbeiten] Wichtige Fundstellen mit Kleinkunst in Deutschland
- Vogelherdhöhle im Lonetal
- Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel
- Petersfels im Brudertal
- Geißenklösterle bei Blaubeuren
- Gönnersdorf
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- André Leroi-Gourhan, Préhistoire de l’art occidental (Paris 1965).
- Michel Lorblanchet, Höhlenmalerei. Ein Handbuch (Sigmaringen 1997). - Die ersten Menschen im Alpenraum von 50'000 bis 5'000 vor Christus. Ausstellungskatalog (Sitten 2002), ISBN 3799590250
- Claus-Stephan Holdermann / Hansjürgen Müller-Beck / Ulrich Simon, Eiszeitkunst im süddeutsch-schweizerischen Jura (Stuttgart 2001), ISBN 3806216746
- Jean-Marie Le Tensorer / Urs Niffeler (Hrsg.), Paläolithikum und Mesolithikum. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter I (Basel 1993), ISBN 3908006503
- Ingmar Braun, Die Kunst des schweizerischen Jungpaläolithikums (Magdalénien). Helvetia Archaeologica 36 (141/142), 2005, 41-65.
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