Kaninchennasenbeutler
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Kaninchennasenbeutler | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Macrotis | ||||||||||||
Reid, 1837 |
Die Kaninchennasenbeutler (Macrotis) sind eine Gattung aus der Beuteltierordnung der Nasenbeutler (Peramelemorphia). Es gibt zwei Arten: den Großen Kaninchennasenbeutler (Macrotis lagotis) und den ausgestorbenen Kleinen Kaninchennasenbeutler (M. leucura). Auf englisch heißen diese Tiere Bilbies.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung
Einst kamen die Kaninchennasenbeutler in weiten Teilen des inneren Australiens vor. Heute leben sie nur mehr in vereinzelten Gebieten in Westaustralien, dem Nordterritorium und Queensland.
[Bearbeiten] Beschreibung
Das herausragendste Merkmal des Kaninchennasenbeutlers sind die großen, hasenähnlichen Ohren. Ihr Fell ist grau und weich. Wie alle Nasenbeutler hat er eine lange, spitze Schnauze, zum Graben geeignete Vorderbeine und längere Hinterbeine. Der Große Kaninchennasenbeutler erreicht eine Kopfrumpflänge von 29 bis 55 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 20 bis 29 Zentimetern und ein Gewicht von 0,6 bis 2,5 Kilogramm. Der Kleine Kaninchennasenbeutler war mit einer Kopfrumpflänge von 20 bis 27 Zentimetern und 310 bis 440 Gramm deutlich kleiner. Neben der Größe unterschieden sich die Arten in der Schwanzfärbung: während er bei der kleineren Art rein weiß war, ist bei der großen Art der vordere Teil schwarz gefärbt.
[Bearbeiten] Lebensweise
Früher bewohnten Kaninchennasenbeutler unterschiedliche Habitate, heute sind sie auf wüstenartige Gebiete beschränkt. Sie legen mit ihren bekrallten Vorderpfoten tunnelartige Baue an, die sich spiralförmig bis in 2 m Tiefe erstrecken. Tagsüber dienen diese Baue den Tieren als Versteck, wobei die meisten Tiere mehrere (bis zu zwölf) solcher Baue in ihrem Revier haben. Zum Schlafen hocken sie sich auf die Hinterbeine, stecken die Schnauze zwischen die Vorderbeine und decken die Augen mit den langen Ohren zu. In der Nacht gehen sie auf Nahrungssuche. Sie sind strikte Einzelgänger, Baue werden fast ausschließlich nur von einem Tier belegt.
[Bearbeiten] Nahrung
Kaninchennasenbeutler jagen vorwiegend Insekten und Larven, nach denen sie im Boden graben. Gelegentlich nehmen sie auch kleine Wirbeltiere (Echsen, Mäuse) und Pflanzen zu sich.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Die Paarungszeit findet zwischen März und Mai statt. Nach vierzehntägiger Tragzeit kommen ein bis drei Junge zur Welt, die die nächsten 75 Tage ausschließlich im Beutel der Mutter verbringen. Die Beutel öffnen sich nach hinten. Nach zwei weiteren Wochen sind sie entwöhnt. Die Lebenserwartung beträgt maximal sieben Jahre.
[Bearbeiten] Kaninchennasenbeutler und Menschen
In geringem Maße waren die Kaninchennasenbeutler auch vor der europäischen Besiedlung gefährdet. Die australischen Ureinwohner schätzten ihr Fleisch als Leckerbissen und ihr Pinselschwanz diente als Schmuck. Mit der Ankunft der Europäer haben sich die Bedrohungen verstärkt.
Der Große Kaninchennasenbeutler ist aus den Gebieten, wo Weidewirtschaft betrieben wird oder wo die eingeschleppten Hasen, Katzen oder Füchse vorkommen, verschwunden. Er bewohnt heute nur mehr die trockensten Gebiete im Inneren Australiens. Die IUCN listet ihn als gefährdet (vulnerable).
Der Kleine Nasenbeutler war bis Anfang des 20. Jahrhunderts in weiten Teilen des Inneren Australiens relativ häufig. Die Umwandlung seines Lebensraumes in Viehweiden, Nahrungskonkurrenz durch Hasen, Verfolgung durch eingeschleppte Räuber und die Bejagung haben zu seinem Aussterben geführt. Das letzte Tier wurde im Jahr 1931 gesehen.
[Bearbeiten] „Osterkaninchennasenbeutler“
Seit den 1970er-Jahren gibt es Bemühungen, Kaninchennasenbeutler aus Schokolade („Easter Bilbies“) als einheimische Alternative zum Osterhasen anzubieten. Die Einkünfte dieser Schoko-Kaninchennasenbeutler werden teilweise für Maßnahmen zum Schutz der Art verwendet.
[Bearbeiten] Systematik
Früher wurden die Kaninchennasenbeutler den Australischen Nasenbeutlern zugeordnet. Da diese aber dadurch zu einer paraphyletischen Gruppe wurden, führt man sie heute eher als eigene Familie (Thylacomyidae) innerhalb der Nasenbeutler. (Thylacomys ist ein ungültiger Gattungsname für Macrotis.)
[Bearbeiten] Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- Wilson, D. E., and D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0801882214