Kapitalflussrechnung
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Die Kapitalflussrechnung hat das Ziel, Transparenz über den Zahlungsmittelstrom eines Unternehmens herzustellen. Dabei sollen die Veränderung des Liquiditätspotentials im Zeitverlauf quantifiziert und die Ursachen der Veränderungen herausgestellt werden.
Die Bezeichnung "Kapitalflussrechnung" ist eigentlich irreführend, da das Kapital in der Regel nicht liquide ist und sich innerhalb eines Jahres zumeist kaum bewegt. Eine korrekte Bezeichnung und zudem eine bessere Übersetzung des englischen Begriffs "Cash flow statement" wäre daher der Terminus "Geldflussrechnung". Diese Bezeichnung wird teilweise in der Schweiz verwendet, hat sich aber bisher noch nicht durchgesetzt.
Zur Darstellung des Zahlungsstrom bedient man sich meist der sog. indirekten Methode: Wie bei der indirekten Ermittlung des Cash-Flows werden Einzahlungen und Auszahlungen aus Aufwendungen und Erträgen und aus Veränderungen von Aktiva und Passiva abgeleitet.
Durch die klassische Gewinn- und Verlustrechnung gemäß § 275 HGB bzw. i.S.d. IFRS werden Aufwendungen (Reinvermögensminderungen) und Erträge (Reinvermögensmehrungen) gegenübergestellt. Um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens beurteilen zu können, müssten jedoch Einzahlungen und Auszahlungen sowie die Zahlungsströme innerhalb des Unternehmens analysiert werden. Die unzulängliche Liquiditätsorientierung des Jahresabschlusses verschleiert den klaren Einblick in die Finanzlage des Unternehmens. Es ist nicht gewährleistet, dass drohende Zahlungsengpässe und somit ein Insolvenzantragsgrund (§§ 17, 18 InsO) rechtzeitig oder überhaupt erkannt werden.
Es wird zwischen retrospektiven und prospektiven Kapitalflussrechnungen unterschieden. Diese differieren lediglich bezüglich des gewählten Betrachtungszeitraums:
- Retrospektive Kapitalflussrechnungen sind vergangenheitsorientiert und haben vorliegende Jahresabschlüsse zur Grundlage. Sie sind daher objektiv nachprüfbar, dienen jedoch nicht als Prognoseinstrument.
- Prospektive Kapitalflussrechnungen basieren auf Planbilanzen bzw. Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen. Sie sind zukunftsorientiert, dienen der Prognose und Planung und sind lediglich zur Beurteilung der zukünftigen Zahlungsfähigkeit geeignet.
Gemäß § 297 Abs. 1 HGB ist die Kapitalflussrechnung Bestandteil eines Konzernabschlusses.
Gemäß den Empfehlungen des Deutschen Standardisierungsrats (DRS 2) ist eine Kapitalflussrechnung wie folgt aufgebaut:
1. | Periodenergebnis vor außerordentlichen Posten | |
2. | ± | Abschreibungen/Zuschreibungen auf das Anlagevermögen |
3. | ± | Zunahme/Abnahme der Rückstellungen |
4. | ± | sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen/Erträge |
5. | ± | Verlust/Gewinn aus dem Abgang von Anlagevermögen |
6. | ± | Abnahme/Zunahme der Vorräte, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder Finanzierungstätikeit zuzuordnen sind |
7. | ± | Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Passiva, die nicht der Investitions- oder Finanzierungstätikeit zuzuordnen sind |
8. | ± | Ein- und Auszahlungen aus außerordentlichen Positionen |
9. | = | Cash-Flow aus laufender Geschäftstätigkeit (operative cash flow) |
10. | Einzahlungen aus Abgängen des Sachanlagevermögens | |
11. | - | Auszahlungen für Investitionen in das Anlagevermögen |
12. | + | Einzahlungen aus Abgängen des immateriellen Anlagevermögens |
13. | - | Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen |
14. | + | Einzahlungen aus Abgängen des Finanzanlagevermögens |
15. | - | Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen |
16. | + | Einzahlungen aus dem Verkauf von konsolidierten Unternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten |
17. | - | Auszahlungen aus dem Erwerb von konsolidierten Unternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten |
18. | + | Einzahlungen aufgrund von Finanzmittelanlagen im Rahmen der kurzfristigen Finanzdisposition |
19. | - | Auszahlungen aufgrund von Finanzmittelanlagen im Rahmen der kurzfristigen Finanzdisposition |
20. | = | Cash-Flow aus der Investitionstätigkeit (investive cash flow) |
21. | Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen | |
22. | - | Auszahlungen an Unternehmenseigner und Minderheitsgesellschafter |
23. | + | Einzahlungen aus der Begebung von Anleihen und der Aufnahme von (Finanz-)Krediten |
24. | - | Auszahlungen aus der Tilgung von Anleihen und der Aufnahme von (Finanz-)Krediten |
25. | = | Cash-Flow aus der Finanzierungstätigkeit (finance cash flow) |
26. | Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds (Summe aus 9., 20. und 25.) |
|
27. | ± | Wechselkurs-, konsolidierungskreis- und bewertungsbedingte Änderungen des Finanzmittelfonds |
28. | + | Finanzmittelfonds am Anfang der Periode |
29. | = | Finanzmittelfonds am Ende der Periode |