Kerckhoffs-Prinzip
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Das Kerckhoffs-Prinzip ist ein Designkriterium für moderne kryptographische Verfahren. Das nach Auguste Kerckhoffs benannte und von ihm 1883 formulierte Prinzip lautet:
„Die Sicherheit eines Kryptosystems darf nicht von der Geheimhaltung des Algorithmus abhängen. Die Sicherheit gründet sich nur auf die Geheimhaltung des Schlüssels.“ |
Es besagt, dass die Sicherheit eines kryptographischen Verfahrens nur auf der Geheimhaltung des Schlüssels beruhen soll und nicht auf der Geheimhaltung des Algorithmus selbst. Ein gegenteiliges Prinzip ist „Security by Obscurity“, das heißt das Prinzip der Sicherheit durch Verschleiern der verwendeten Verfahren.
Der Vorteil der Anwendung des Kerckhoffs-Prinzips besteht in erster Linie darin, dass sich viele Experten eine Meinung über die Qualität eines Verfahrens bilden können und es zu einer fundierten Expertenmeinung über die Qualität eines Verfahrens führt. So wurde zum Beispiel der Algorithmus AES in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren bestimmt, in dem viele Experten Vorschläge für einen neuen, möglichst sicheren Chiffrieralgorithmus einreichen und untersuchen konnten.
Auch das weitverbreitete Softwaretool PGP folgt (in seiner freien Version GnuPG) diesem Prinzip, indem alle Quelltexte offengelegt sind. Zur Erläuterung: PGP-Nutzer können vertraulich kommunizieren, indem sie auf ihren PCs mithilfe von PGP geheime Schlüssel generieren, es ist jedoch nicht notwendig, dass die Nutzer gegenüber potenziellen Angreifern geheimhalten, welches Programm (PGP) sie verwenden.
Die Erfahrung in der Kryptologie zeigt zudem, dass sich viele Verfahren, die von den Entwicklern geheimgehalten wurden, als schwach herausgestellt haben und bereits vor der Offenlegung nach einem Reverse-Engineering gebrochen werden konnten (zum Beispiel GSM-Algorithmus A5/1 und A5/2).
Das Kerckhoffs-Prinzip hat sich für Verschlüsselungsalgorithmen wie Blockchiffren (DES, AES, IDEA etc.) als auch für Public-Key-Verfahren (zum Beispiel RSA) durchgesetzt.
In anderen Bereichen der Kryptologie beziehungsweise Steganographie, wie zum Beispiel digitale Wasserzeichen, ist es jedoch umstritten, da viele dort verwendete Verfahren umgangen (gebrochen) werden können, wenn sie einem Angreifer bekannt sind, und das Prinzip hier an theoretische Grenzen stößt.