Kernkraftwerk Stendal
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Das Kernkraftwerk Stendal war ein im Bau befindliches Kernkraftwerk in der DDR, unweit der Stadt Arneburg im damaligen Bezirk Magdeburg, heute Sachsen-Anhalt.
Es sollte das größte Kernkraftwerk der DDR - und gesamtdeutsch betrachtet - auch das größte Kernkraftwerk in Deutschland werden. Für den Bau wurde der Ort Niedergörne devastiert.
Insgesamt war die Errichtung von vier Reaktorblöcken, ausgestattet mit Druckwasserreaktoren WWER-1000/320 sowjetischer Bauart mit je 1000 MW vorgesehen. Der Bau von Block 1 und 2 wurde 1983 begonnen, Block 3 und 4 blieben in der Planungsphase, wobei Block 1 zu ca. 85 Prozent fertiggestellt wurde und Block 2 zu ca. 15 Prozent.
Der oberirdische Verbindungsgang (typisch für russische Kernkraftwerke aller Bauarten), welcher alle Kraftwerkgebäude miteinander verband, ist bereits größtenteils rückgebaut worden. Die Gebäude, welche die Notstromdiesel für Block 1 enthielten, wurden jedoch komplett fertiggestellt und stehen größtenteils noch (rechts neben dem 1. Reaktorblock).
Typisch für diese und ähnliche Anlagen russischer Bauart sind die zwei Kühltürme pro Reaktorblock (insgesamt waren im KKW Stendal also in der letzten Ausbaustufe acht Kühltürme für Reaktorblock 1 bis 4 geplant) sowie das mit dem Reaktorgebäude verbundene Maschinenhaus. So stellte jeder Block eine autonome Arbeitseinheit dar. Mehrere baugleiche Anlagen befinden sich in Russland sowie eine auf identische Planungsunterlagen zurückgehende Anlage in der Nähe des Ortes Temelín in Tschechien.
Ein Novum für die Anlage in Stendal stellte der vom Schwermaschinenbaukombinat Magdeburg in Verbindung mit dem Moskauer Planungsbüro für Reaktortechnik modifizierte Reaktordruckbehälter dar. Dieser sollte in einer neuartigen Stahlzellenverbundtechnik produziert werden, womit er sich von den russischen Anlagen gleichen Bautyps unterschied. Das Reaktordruckgefäß wurde noch angefertigt, dann jedoch 1990/1991 im Zuge der Stilllegung der Baustelle in Hamburg zerlegt und verschrottet.
Im Zuge der Wiedervereinigung wurde der Bau der beiden begonnenen Blöcke Anfang 1991 eingestellt. Die drei Kühltürme mit je 150 Metern Höhe wurden 1994 bzw. 1999 gesprengt.
Auf dem Gebiet befindet sich heute ein Industriepark.
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Koordinaten: 52° 43′ 26" n. Br., 12° 1′ 9" ö. L.