Kernkraftwerk Zwentendorf
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Das Kernkraftwerk Zwentendorf in Zwentendorf an der Donau (Niederösterreich) ist ein nie in Betrieb gegangenes Kernkraftwerk, das zur größten Investitionsruine der Republik Österreich wurde.
Geplant war ein Siedewasserreaktor mit 730 Megawatt Leistung, für den ein Budget von 5,2 Milliarden Schilling (377,9 Mio. Euro) vorgesehen war. Am 4. April 1972 wurde mit dem Bau begonnen.
Der Energieplan des Jahres 1976 sah dann den Bau von insgesamt drei Atomkraftwerken in Österreich vor. Das zweite war in St. Pantaleon-Erla an der Grenze zwischen Niederösterreich und Oberösterreich geplant.
Betrieben werden sollte das Kraftwerk von der Gemeinschaftskernkraftwerk Tullnerfeld GesmbH, an der die einzelnen Bundesländer wie folgt beteiligt waren:
- Verbund mit 50 %
- Landesgesellschaften von
- Tirol mit 13,34 %
- Niederösterreich mit 10,83 %,
- Steiermark mit 10 %,
- Oberösterreich mit 8,33 %,
- Kärnten mit 3,33 %
- Salzburg mit 2,5 %
- Vorarlberg mit 1,67 %
- Nicht beteiligt waren die Bundesländer Wien und Burgenland
Auf Drängen der Bundesländer wurde der Baubeschluss für das AKW von der Bundesregierung unter Kanzler Kreisky am 22. März 1971 gefällt.
Gebaut wurde der Siedewasserreaktor durch die deutsche KWU. Das Containment stammte von der VOEST.
[Bearbeiten] Volksabstimmung
Nach der Errichtung des AKW Zwentendorf lehnte die Bevölkerung aber am 5. November 1978 in einer Volksabstimmung mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,47 % die Inbetriebnahme ab. Die Volksabstimmung führte zu heftigen Diskussionen, da diese Abstimmung stark an die Person des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky gebunden war, der im Falle eines Votums gegen das Kraftwerk zurücktreten wollte. Die damalige ÖVP unter Obmann Josef Taus sah damals eine Chance, den übermächtigen Bundeskanzler Kreisky (SPÖ) im Falle einer Niederlage zu schwächen oder zum Rücktritt zu bewegen, was allerdings trotz verlorener Abstimmung nicht eintrat. Pikanterweise fuhr Bruno Kreisky bei der Nationalratswahl 1979 seinen größten Wahltriumph ein. Bis zum März 1985, in dem die „stille Liquidierung“ des AKW Zwentendorf beschlossen wurde, kostete es insgesamt 14 Milliarden Schilling (1 Mrd. Euro), 600 Millionen Schilling (43,6 Mio. Euro) davon waren allein für die Instandhaltung nötig gewesen.
Heute dient die Anlage als Ersatzteilspender für baugleiche Kraftwerke und wird zu Ausbildungszwecken genutzt.
Bis 2001 war in dem Verwaltungsgebäude eine Gendarmerieschule untergebracht. 2002 war darin die Dependance einer Zwentendorfer Schule untergebracht. Im Jahr 1999 diente das Gelände auch als Austragungsort des Nuke Musikfestivals.
In der Folge führte die Nichtinbetriebnahme zum Atomsperrgesetz, nach welchem in Österreich auch in Zukunft keine Atomkraftwerke ohne Volksabstimmung gebaut werden dürfen. Dieses Gesetz wurde 1999 durch das "Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich", verschärft, das im Verfassungsrang steht.
[Bearbeiten] Ersatz durch Kohlekraftwerk
Durch das nie in Betrieb gegangene Kraftwerk Zwentendorf klaffte eine Lücke in der Kapazität des österreichischen Energieversorgers "Verbund". Mit der Inbetriebnahme des neu errichteten Kohlekraftwerks Dürnrohr 1987 wurde diese Lücke geschlossen. Der Standort wurde so gewählt, das die bereits errichteten Stromleitungen des Kraftwerks Zwentendorf weiter genutzt werden konnten. Aus heutiger Sicht, insbesondere aus dem Blickwinkel des drohenden Klimawandels, präsentiert sich die damalige Entscheidung, auf eine CO2 freie Stromproduktion zu verzichten, in einem neuen Licht. Dank einer starken Nutzung von Wasserkraft sollte es der österreichischen Regierung allerdings möglich sein, auch weiterhin auf Kernenergie zu verzichten.
[Bearbeiten] Weblinks
- Anti Atom International: Zwentendorf Chronologie.
- Arbeiter-Zeitung: Bau des Atomkraftwerks jetzt fix, 23. März 1971.
- Bildmaterial der EVN
Koordinaten: 48° 21' 16" N, 15° 53' 05" O