Kettenbuch
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Als Kettenbuch (lateinisch: liber catenatus, angekettes Buch) wird ein Buch aus dem Mittelalter oder aus der frühen Neuzeit bezeichnet, das die Spuren der Bibliothekspraxis zeigt, Bücher, insbesondere Zimelien, durch meist eisernes Anketten zu schützen.
[Bearbeiten] Alte Praxis
In den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bibliotheken, durchweg in denen der Klöster, wurden Bücher mit Ketten an den Lesepulten oder an über die Pulte laufenden Stangen befestigt. Man wollte damit verhindern, dass die Bücher gestohlen wurden oder auch, insbesondere die schweren Folios, durch Herunterfallen Schaden erlitten.
In der Regel wurde zu diesem Zweck am oberen Rückdeckel eines Buches ein Anschlag aus Metall, meistens aus Eisen, angebracht, an dem die Kette befestigt werden konnte. Kettenbücher sind selten erhalten, da sich seit dem 16. Jahrhundert in der Entwicklung des Bibliothekswesens diese Form der Sicherung zunehmend erübrigte und sich bei der Aufstellung in neuzeitlichen öffentlichen oder privaten Buchsammlungen die Vorrichtungen als sperrig erwiesen und entfernt wurden. Nicht selten allerdings sind bei den Einbänden früher Drucke indes noch die Anschläge der Ketten oder die dafür nötigen Bohrungen erhalten. Einer der wenigen Orte, an denen der alte Bestand an Kettenbüchern im Originalzustand erhalten ist, ist die 1452 gestiftete Biblioteca Malatestiana in Cesena.
[Bearbeiten] Neue Praxis
Das Verfahren, Bücher durch Ketten zu sichern, findet sich in der Gegenwart an öffentlichen Orten, die Bücher zum Nachschlagen oder zur Begutachtung anbieten; zum Beispiel stellen die Museen ihre Kataloge zu aktuellen Ausstellungen dem Publikum in der Regel in angeketteter Form zur Ansicht bereit.
[Bearbeiten] Quellen
- Helmut Hiller:Wörterbuch des Buches. Frankfurt am Main, 1991
- Ursula Rautenberg (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Buches. Stuttgart, 2003