Kimme und Korn
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mit dem Ausdruck Kimme und Korn wird volkstümlich die „offene Visierung“ an Schusswaffen bezeichnet (im Gegensatz zur optischen Visiereinrichtung, siehe dazu auch Zielfernrohr). Kimme und Korn dienen dazu, eine Schusswaffe so auf ein Ziel zu richten (= „zielen“), dass ein abgegebener Schuss in einer definierten Entfernung das Ziel trifft.
Bei der offenen Visierung geht es darum, durch entsprechende Justage der Visiereinrichtung dafür zu sorgen, dass sich die Flugbahn des Geschosses (ballistische Kurve, Wurfparabel) und die Visierlinie (eine gerade, gedachte Linie vom Auge des Schützen über die Visiereinrichtung der Waffe zum Haltepunkt im Ziel) in einer bestimmten, vorgewählten Entfernung schneiden (so genanntes „direktes Richten“). Entscheidende Parameter hierfür sind Seitenrichtung und Rohrerhöhung.
Es gibt unterschiedlichste Bauformen der offenen Visierung, die sich vor allem hinsichtlich der Einstellmöglichkeiten unterscheiden. Je vielfältiger diese sind, desto genauer lässt sich die Waffe an unterschiedliche Entfernungen, Geschossarten und -gewichte, Treibladungen usw. anpassen. Andernfalls ist der Schütze gezwungen, Abweichungen durch „Halten“ (d.h. Verlagerung des Haltepunkts im Ziel) auszugleichen, was natürlich genaue Kenntnis der Treffpunktlage relativ zum Haltepunkt (durch Trefferbeobachtung im Einzelfall oder Erfahrungswerte) voraussetzt. Die möglichst genaue Justage der offenen Visierung wird umso wichtiger, je größer die Schussentfernung (bzw. je stärker die Krümmung der Geschossflugbahn) ist. Flache (man sagt auch: rasante) Geschossflugbahnen verzeihen eher geringfügige Ungenauigkeiten der Korrektur.
Im Bild ist die Kimme einer Luftpistole zu sehen (Hintergrund). Sie besteht aus einer rechteckigen Aussparung in einem Metallplättchen. Das Korn (im Vordergrund) ist an der Oberkante abgeflacht und muss nun beim Zielen mit seiner Oberkante eine Linie mit der Oberkante der rechteckigen Aussparung in der Kimme bilden. Diese Linie muss nun unterhalb des Ringspiegels einer Schießscheibe angesetzt werden (man spricht hierbei von „aufsitzen lassen“ des Ringspiegels). Dabei soll das Korn gleichzeitig mittig unterhalb der Zehn auf der Schießscheibe angesetzt werden. Durch Höhen- und Seitenverstellmöglichkeit bei der Kimme kann das Schussbild der einzelnen Treffer so ausgerichtet werden, dass die Schüsse dann alle in die Zehn gehen. Soweit die Theorie. Es erfordert jedoch sehr viel Training, das auch tatsächlich zu erreichen. Die Zehn auf der Schießscheibe ist immerhin 10 Meter weit weg und hat nur einen Durchmesser von 11,5 Millimeter.