Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
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Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) bedeutet: stetige Verbesserung der Produkt-, Prozess- und Servicequalität. Dies geschieht durch Zusammenarbeit in kleinen Schritten (im Gegensatz zu sprunghaften einschneidenden Veränderungen). KVP ist ein Grundprinzip im Qualitätsmanagement und unverzichtbarer Bestandteil der ISO 9001.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der KVP wurde in den 1980er-Jahren als wesentlicher Teil des japanischen Management-Prinzips des Kaizen entwickelt. Vor allem Toyota lebte diese Philosophie sehr ausgeprägt und erfolgreich. Die Mitarbeiter analysierten ihren Arbeitsbereich in KVP-Gruppen und erarbeiteten konkrete Verbesserungsvorschläge. Dafür wurden sie in Teamarbeit und Gruppenmoderation geschult und es wurde ihnen wöchentlich Arbeitszeit zur Verfügung gestellt. KVP wurde ursprünglich in der Automobilindustrie in der Fertigung und Montage eingeführt, breitete sich aber als grundlegende Haltung auf alle Arbeits- und Wirtschaftsbereiche aus und wurde so zu einem Merkmal japanischer Unternehmenskultur.
[Bearbeiten] Voraussetzungen
Voraussetzung ist der Wille der Geschäftsführung, Ergebnisse aus dem KVP-Prozess unmittelbar umzusetzen, bzw. die KVP-Teams selbst zur direkten Umsetzung ihrer Ideen zu ermächtigen und ggf. die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Nur so fühlen sich die Mitarbeiter ernst genommen. Falls eine Umsetzung in Einzelfällen nicht möglich sein sollte, muss dies den Mitarbeitern nachvollziehbar begründet werden. Notwendig ist eine Unternehmenskultur, in der die Ideen der Mitarbeiter und Teamarbeit ausdrücklich erwünscht sind und die Mitarbeiter dafür wirksam Unterstützung und öffentlich Anerkennung erhalten.
[Bearbeiten] Ablauf eines KVP-Prozesses
- Thema festlegen und abgrenzen (Was soll verbessert werden?)
- Ist-Zustand und Soll-Zustand beschreiben
- Problem beschreiben und bewerten (Häufigkeit pro Zeiteinheit oder Objekteinheit [Angebot, Auftrag, Los])
- Problem bewerten (Zeit, Geld, Energie, Stress pro Zeiteinheit)
- Problemanalyse (Ursachen, Zusammenhänge, Schnittstellen, Nebenwirkungen)
- Lösungsideen sammeln (Brainstorming)
- Lösungsideen bewerten und entscheiden
- Maßnahmen ableiten, Aufwand und Ertrag bewerten
- Präsentation der Ergebnisse vor dem Entscheidungsgremium
- Maßnahmen vereinbaren (wer tut was bis wann) und Ressourcen klären
- Maßnahmen umsetzen
- Erfolg prüfen
Im Allgemeinen können diese Aktivitäten auch den einzelnen Phasen des Deming-Kreises oder PDCA-Kreises zugeordnet werden.
[Bearbeiten] Kontinuierliche Verbesserung in der ISO 9001
Die ständige Verbesserung der Gesamtleistung der Organisation ist Ziel jeder Organisation. Das fordert die ISO 9001. KVP ist unverzichtbarer Bestandteil in jedem Qualitätsmanagement und wird in allen Unternehmensbereichen eingesetzt (Vertrieb, Auftragsabwicklung, Einkauf, Entwicklung, etc.). KVP betrifft aber auch das Managementsystem selbst.
[Bearbeiten] Organisationstheoretische Sicht
Organisationen und Personen sind aber immer bestrebt, stabil zu werden oder zu bleiben, sie haben ein "Beharrungsvermögen". Die Forderung der ständigen Verbesserung steht dazu im Widerspruch. KVP benötigt also ständigen Einsatz, sonst werden Ergebnisse nicht umgesetzt oder der gesamte Verbesserungsprozess schläft ein. Flexibilität ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal, um sich den verändernden Märkten anpassen zu können.
Eine Organisation wandelt sich nur, wenn es dafür einen Anlass gibt. Wenn die Organisation nicht erkennt, dass sich die Bedingungen im Umfeld verändern und wie, dann kann sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und stirbt früher oder später.
[Bearbeiten] Praktische Ergebnisse
- entdeckt Ressourcen und Synergien
- optimiert Arbeitsabläufe und Prozesse
- verbessert Produkte und Kundenzufriedenheit
- reduziert Verschwendung, spart Kosten
- weckt Fähigkeiten, Kreativität und Engagement der Mitarbeiter
- verbessert Teamarbeit, Unternehmenskultur
- erhöht aber auch Leistungsdruck
[Bearbeiten] siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Jürgen Witt, Thomas Witt: Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP): Konzept - System - Maßnahme. Arbeitshefte Führungspsychologie Band 42. Sauer Verlag ISBN 3793872556
- zum Buch: Das Buch beschreibt sehr komprimiert und gut lesbar in 120 Seiten das Konzept, Vorteile und Nachteile.
- René Gastl: Kontinuierliche Verbesserung im Umweltmanagement: Die KVP-Forderung der ISO 14001 in Theorie und Unternehmenspraxis. vdf-Verlag, Zürich, 2005, ISBN 3-7281-3034-6. Im Umweltmanagement hat die "Idee KVP" eine deutlich weiter gefasste Bedeutung als im Qualitätsmanagement. Das Buch hilft klärend weiter und beschreibt die Wirkung und Wirksamkeit der KVP-Forderung normierter Umweltmanagementsysteme in der mittleren bis langen Frist. Siehe auch: www.cmrg.ch/kvp-publikation.htm.
- René Gastl: KVP-Forderung normierter Umweltmanagementsysteme in der Praxis: Ungebremste Fahrt ins Grüne oder Aufbruch in die ökologische Sackgasse?. UWF Umweltwirtschaftsforum 1/06, S. 41 - 45, (2006), ISSN 0943-3481
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.bpm-guide.de/articles/16 - Einführender Artikel über KVP aus Sicht einer Wissensmanagement-Beraterin.
- http://www.bpm-guide.de/articles/22 - Hard & Soft Facts zur Prozessverbesserung - Teil 1: KVP
- KVP - der kontinuierliche Verbesserungsprozess
- Josef W. Seifert, Mitarbeiter-Gruppen, (kostenloser Buch-Download)
- Institut für Prozessoptimierung und Informationstechnologien
- Anbieter einer KVP Web-Applikation