Kreis Biedenkopf
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Der Kreis Biedenkopf wurde am 6. Juni 1832 durch ein Großherzoglich-hessisches Edikt [1] erschaffen und umfasste im Wesentlichen den nördlichen Teil des Hessischen Hinterlandes und bestand aus den ehemaligen Landratsbezirken Battenberg und Gladenbach. Er gehört damit nach Wetzlar und Braunfels zu den ersten Kreisen in Hessen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Mittelalter
Bis in das 8. Jahrhundert hinein gibt es keine schriftlichen Belege über das Gebiet des Kreises. Allerdings weisen viele Funde auf eine Besiedelung in der Frühlatènezeit oder sogar noch früher hin. Da schon die Zuordnung der Region in Gaue als frühe Gebietseinheiten sehr schwierig ist, ist eine Zuordnung zu einzelnen Grafschaften nahezu unmöglich, da diese oft sehr viele kleine Gemarkungen inne hatten und sich dies durch An- und Verkauf, Krieg und Eroberungen oder einfach nur durch Erbschaft häufig änderte [2]. Das Gebiet des Kreises lag in der damaligen Zeit in dem Hessengau und dem Lahngau, bzw. Oberlahngau. Wie bereits oben erwähnt, ist eine genaue Darstellung der Besitzverhältnisse nicht möglich. Aber aus den Lehensverzeichnissen des Adelsgeschlechts Eppstein lässt sich rekonstruieren, dass das Erzstift Köln im 12. Jahrhundert zwischen den Flüssen Perf, Dautphe und Allna Rechte über Unfreie hatten (also Lehnherren waren). Diese Rechte wurden kurz darauf an die Grafen von Nassau weitergegeben, welche wiederum die Rechte bis spätestens Anfang der 1190er Jahre an die Herren von Eppstein weitergaben [3].
[Bearbeiten] Landgrafschaft Hessen
Nach dem Tod des letzten Ludowingers Heinrich Raspe IV. kam es zwischen 1247 bis 1263 zum Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg unter den Nachfolgern der Landgrafen von Thüringen. Erben der Landgrafen von Hessen-Thüringen waren die beiden Töchter Gertrud und Sophie aus der Ehe Landgraf Ludwig IV. (*1200; +1227 auf einem Kreuzzug) und der ungarischen Königstochter Elisabeth (*1207; +1231), die 1236 heilig gesorochen, als Hl. Elisabeth in die Geschichte einging. Gertrud war ab 1248 Abtissin des Reichsklosters Altenberg bei Wetzlar, Sophie hatte einen Sohn Heinrich aus ihrer Ehe mit Herzog Heinrich II. von Brabant. Sophie von Brabant übernahm sofort für ihren unmündigen Sohn die Regentschaft in den hessischen Landen und ließ sich in Marburg huldigen. Mit Rückendeckung des Erzbischofs von Mainz verweigerten die Grafen von Nassau den Lehnseid (die Lehnshoheit über die Herrschaft zum Westerwald, Herborner Mark und Haigerer Mark stand den Landgrafen zu). Herzogin Sophie machte die Ansprüche massiv geltend und konnte im Verlauf bis 1263 ihre Ansprüche in Hessen für ihren Sohn gegenüber den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Köln sowie den Häusern Nassau und Solms zunächst durchsetzen. Die neue Landgrafschaft Hessen wird 1292 vom Kaiser als von Thüringen unabhängiges, den Herzogtümern gleichgestelltes, Fürstentum bestätigt. Landgraf Heinrich I. von Hessen (*1244; +1308) wurde der Stammvater aller hessischen Landgrafen.
Die Auseinandersetzungen und heftigen Fehden nahmen jedoch kein Ende und zogen sich hin bis 1336. Sie wurden bekannt als „100jährigen Dernbacher-Fehde“ zwischen den Grafen von Nassau und dem Erzbischof von Mainz einerseits und den Landgrafen von Hessen und der einheimischen Ritterschaft (u.a. von Dernbach und von Bicken) andererseits. Insbesondere ging es dabei um die Durchsetzung der Landeshoheit in den späteren Ämtern Dautphe/Biedenkopf, Blankenstein, dem Breidenbacher Grund und die Kontrolle der wichtigen Fernhandelsstraße Köln-Leipzig (auch „Brabanter-Straße“ genannt), die von Siegen kommend über die Angelburg (Berg), Marburg und Eisenach zog. Zur Absicherung der Fernhandelsstraße und zur Durchsetzung der Ansprüche errichtete Hessen die Burgen Wallenfels, Eisemroth, Hessenwaldt bei Roth und Neu-Dernbach und baute die Burgen Blankenstein und Biedenkopf weiter aus. Bereits in der Zeit von 1297 bis 1307 hatte Hessen die Centen Lohra und Fronhausen, sowie das „Untergericht“ des Amtes Blankenstein mit einer 29 km langen „Landheege“ (Innenheege) (Landwehr) von der Allerburg bei Rachelshausen bis Odenhausen a.d. Lahn gegen Nassau im Westen geschützt. Nach dem Ende der Fehden wurde mit einer weiteren 16 km langen Landheege (Außenheege) vom Kreuzberg bei Bottenhorn bis zur Zollbuche zwischen 1359 und 1374 das Blankensteiner „Obergericht“ (heute Bad Endbach) abgesichert. Die damalige Grenzziehung blieb ehemals als Landes- und bis heute als Kreis- und Gemeindegrenze erhalten.
Nach mehreren Erbteilungen und Vereinigungen kam es erst durch den Tod Philipp des Großmütigen zu einer dauerhaften dauerhaften Teilung. Danach fiel das Gebiet des Kreises an Ludwig IV. (Hessen-Marburg). 1307 übergaben die Herren von Breidenbach den Grafen zu Wittgenstein die Orte Ditzrode, Fischelbach, Hesselbach, Niederlaasphe und Puderbach, 1387 auch das Schloss Richstein. Seither stellt diese Konstellation, nördlich des ehemaligen Amtsbezirkes Blankenstein, mehr oder weniger die Westgrenze des Kreises Biedenkopf dar.
[Bearbeiten] Hessen-Darmstadt
Unter Hessen-Darmstadt werden die Landratsbezirke Battenberg, Vöhl und Gladenbach am 6. Juni 1832 zum Landkreis Biedenkopf vereinigt.
[Bearbeiten] Der Kreis wird preußisch
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Nach der Märzrevolution 1848 wurde der Landkreis per Verordnung zum Regierungsbezirk Biedenkopf und umfasste die Landgerichtsbezirke Biedenkopf, Gladenbach, Vöhl und Battenberg. Bereits vier Jahre später, 1852, wurde dieser aufgehoben und die alten Verhältnisse wiederhergestellt. Im Krieg von 1866 fiel der Kreis gemeinsam mit den Ortschaften Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes des alten Landkreises Gießen an Preußen und wurde so der zwölfte Kreis des Regierungsbezirks Wiesbaden in der Provinz Hessen-Nassau. Für einige Monate erhielt der Kreis wegen des historischen Bezuges den Namen "Hinterlandkreis" (1. Juli 1867 - 12. August 1867), bis er durch einen Ministerialerlass wieder seinen früheren Nahmen erhielt. Diese Struktur behielt der Kreis bis zum 1. August 1932. Aufgrund der Vorgaben in den Sparverordnungen des Reichspräsidenten wurde der Kreis nach 100-jährigem Bestehen trotz vehementer Proteste aufgelöst und der größte Teil dem Kreis Dillenburg zugeschlagen. Die Gemeinden des ehemaligen Amtes Battenberg kamen zum Landkreis Frankenberg, der südlichste Teil des Kreises, der umgangssprachlich scherzhaft auch „Pannkuchevertel“ genannt wurde, mit den Gemeinden Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes zum Landkreis Wetzlar. Bereits 1933 wurde der Kreis Biedenkopf wegen heftiger Proteste aus der Bevölkerung durch ein Gesetz wiederhergestellt, wobei die zuvor genannten Gebiete und damit ungefähr 40% der ehemaligen Fläche bei den benachbarten Kreisen verblieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Landkreis durch die amerikanische Militärregierung am 19. September 1945 Groß-Hessen zugeordnet. Mit der Volksabstimmung am 1. Dezember 1946 über die neue Hessische Verfassung wurde aus Groß-Hessen das Land Hessen, zu dem der Kreis fortan gehörte.
1974 wurden die Kreise Biedenkopf und Marburg sowie die Stadt Marburg a. d. Lahn durch die dritte Kreisgebietsreform in Hessen zum neuen Landkreis Marburg-Biedenkopf verschmolzen. Biedenkopf verlor dadurch nach 142 Jahren endgültig den Status einer Kreisstadt.
[Bearbeiten] Liste der Land- und Kreisräte
- 1827-1832 - Georg Hilfreich Jakob Ludwig Bötticher (Landrat der Landratsbezirke Battenberg und Gladenbach)
- 1832-1838 - Georg Hilfreich Jakob Ludwig Bötticher - Kreisrat
- 1838-1848 - Eduard Ernst App - Kreisrat
- 1848-1852 - Adolf Karl Friedrich Wilhelm Trapp (Regierungsrat und Vors. des Regierungsbezirks Biedenkopf)
- 1852-1859 - Adolf Karl Friedrich Wilhelm Trapp - Kreisrat
- 1859-1866 - Franz Ludwig Emil Freiherr Roeder von Diersburg - Kreisrat
- 1866-1867 - Justizrat Wilhelm Mayer (Landrat] - Kommissarischer Landrat
- 1867-1871 - Dr. Carl Clemens Hugo von Strauß und Torney - Kommissarischer Landrat, dann Landrat
- 1871-1872 - Eduard von Viebahn - Kommissarischer Landrat
- 1872-1893 - Karl Ludwig Heinrich Seyberth
- 1893-1907 - Friedrich August Gerhard Karl von Heimburg
- 1907-1919 - Dr. Hermann Julius Daniels
- 1919-1920 - Erich Müser
- 1920 - Dr. Konrad Emil Zorn - Kommissarischer Landrat
- 1920-1925 - Walter Breuer
- 1925-1932 - Heinrich Coßmann
- 1932-1933 - Vereinigung mit Kreis Dillenburg
- 1933-1937 - Dr. Alfred Karl Emil Pönisch
- 1937-1945 - Dr. Karl Burghof
- 1945 - Gustav Schmidt
- 1945-1946 - Friedrich Reinemann
- 1946-1959 - Friedrich Bachmann
- 1959-1974 - Dr. Siegfried Sorge
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Literatur
- Blöcher, Elsa: Das Hinterland, Ein Heimatbuch, Max Stephani, Biedenkopf 1981
- Gebauer, Norbert: Hartmut von Biedenkopf: Ein Ministeriale des Erzbischofs von Köln, in: Hinterländer Geschichtsblätter, 85.Jahrgang, Nr.3 Oktober 2006, Hinterländer Geschichtsverein (Hrsg.), Wetzlar 2006
- Lennarz, Ulrich: Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1973, ISBN 3-7708-0491-0
- Huth, Karl: Verwaltungsgeschichte des Landkreises Biedenkopf, Biedenkopf: Kreisausschuss des Landkreises (Hrsg.) 1957
- Huth, Karl: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Landkreises Biedenkopf 1800- 1866, Biedenkopf: Kreisausschuss des Landkreises (Hrsg.) 1962
- Schulze, Hans K.: Die Grafschaftsverfassung der Karolingerzeit in den Gebieten östlich des Rheins, Berlin 1973