Kybernetischer Realismus
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Kybernetischer Realismus ist eine von Alban Nikolai Herbst stammende Begriffsprägung, worin die "Realität" sowohl ästhetisch als auch erkenntnistheoretisch um jene auf die Wahrnehmung von Realität wirkenden, "Realität herstellenden" Neuen Medien und ihre verschiedenen Erscheinungsformen erweitert wird.
Vorläufer hierzu sind einerseits die Magischer Realismus genannte Strömung der südamerikanischen Literatur sowie der europäische Skeptizismus. Diesem verwandt, löst der Kybernetische Realismus nicht nur jede normative Aussage in "Möglichkeiten" auf (Möglichkeitenpoetik), sondern greift überdies die Modelle einer festen Identität an. Dadurch werden letzten Endes die Möglichkeit persönlicher Autonomie verneint und die individuellen Handlungsgründe auf ein prozessuales Trieb- und Wahrnehmungsgefüge zurückgeführt, das einerseits durch Natur- und Gesellschaftsprozesse, andererseits durch die ästhetische (mediale) Erscheinung geprägt ist. Entscheidend für diese Konstruktion ist die Kategorie der Wechselwirkung. Die Individuen entstehen überhaupt erst, indem sie sich gegenseitig aufeinander beziehen. Die Vorstellung des Kybernetischen Realismus ist deshalb nicht nur eine poetologische Überlegung, sondern auch ein Beitrag zur Systemtheorie. Allerdings verwendet Herbst ihn nicht-systematisch fast ausschließlich bezogen auf sein poetisches Werk.
Als weitere Einflüsse werden immer wieder Donna Harraway, Camille Paglia und bisweilen Alfred North Whitehead genannt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Anthropologische Kehre (PDF, 171 kB)
- Poetologische Thesen (PDF, 287 kB)
- Das Flirren im Sprachraum (PDF, 219 kB)