Landschaftszerschneidung
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Die meist synonym gebrauchten Begriffe Landschafts-, Freiraum- oder Flächenzerschneidung bezeichnen die räumlich Trennung von Landschaftselementen und / oder gewachsenen ökologischen Zusammenhängen in der Fläche. Sie ist nicht mit der (Landschafts-)Zersiedelung zu verwechseln, die aber auch eine trennende Wirkung entfalten kann.
Die Landschaftszerschneidung ist neben der Ausweitung von bebauten Siedlungsflächen vor allem durch Verkehrswege (Straßen, Bahntrassen, Kanäle) und andere Infrastrukturmaßnahmen (z. B. Hochspannungsleitungen) bedingt, die für viele Tier- und Pflanzenarten als „Barrieren“ wirken und deren Lebensräume verkleinern, zerteilen und voneinander isolieren. Die Zerschneidung und Fragmentierung der Landschaft gilt als wesentliche Ursache für den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten und die Gefährdung der Artenvielfalt (Biodiversität). In ökologisch besonders hochwertigen und sensiblen Gebieten, die eine überdurchschnittliche Dichte schutzwürdiger Biotope oder überdurchschnittliche Vorkommen landesweit gefährdeter Tier- und Pflanzenarten aufweisen, wirkt sich die Zerschneidung diesbezüglich besonders gravierend aus. Die Zerschneidung hat darüber hinaus negative Wirkungen auf den Wasserhaushalt, das Landschaftsbild und den Erholungswert.
Die Zerschneidung hat zur Folge, dass Tier- und Pflanzenpopulationen voneinander getrennt werden. Je nach Breite der Trennung kann es zu erschwerten Kontakten bis zu einer völligen Isolierung kommen. Die verbleibenden Flächen können sich als zu klein für den Fortbestand einer Art erweisen. Je nach Art des Lebewesens wirkten sich Breite und Art der Trennung verschieden aus. Für Kriechtiere kann sich bereits der schmalste Weg als unüberwindliche Schneise erweisen.
Das Ausmaß der Landschaftszerschneidung wird durch Ermittlung und Kartierung der effektiven Maschenweiten ermittelt. Dabei handelt es sich um alle im „Netz“ der genannten Trassen und Siedlungsgebiete verbleibenden Freiflächen. Der Zerschneidungsgrad wird hauptsächlich von der Bevölkerungsdichte und der Topografie beeinflusst. Unter den unzerschnittenen Freiräumen kommt den großflächig unzerschnittenen Gebieten mit einer Größe von mehr als 100km² eine besondere Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt und die Sicherung der Naturgüter Boden, Wasser, Luft und Klima zu. Hinsichtlich der Artenvielfalt ist insbesondere von Belang, dass in unzerschnittenen Räumen dieser Größe ein genetischer Austausch von Tier- und Pflanzenarten noch vergleichsweise ungestört möglich ist.
Die Landschaftszerschneidung durch Verkehrsschneisen, z. B. auf Dämmen oder in Gräben, oder durch Siedlungsbänder, hat nicht nur negative Folgen für Fauna und Flora, sondern auch für das Kleinklima. Die Bauwerke stellen Hindernisse dar, die Kalt- bzw. Frischluftschneisen trennen, umleiten oder zumindest behindern und bremsen.
Die Analyse der langfristigen Entwicklung z. B. in Baden-Württemberg ergab, dass der Zerschneidungsgrad im Zeitraum von 1930 bis 1998 stark gestiegen ist und der Wert der effektiven Maschenweite entsprechend stark abgenommen hat. Der durchschnittliche Landeswert nahm von 22,9km² auf 13,7km² ab (Rückgang von 40%). Demnach ist die Anzahl der unzerschnittenen Freiräume über 100km² von 11 (4,2% der Landesfläche) im Jahr 1930 auf 6 (2,1% der Landesfläche) im Jahr 1998 zurück gegangen, wobei ab 1989 hinsichtlich Zahl und Gesamtfläche kein Rückgang mehr zu verzeichnen ist.
[Bearbeiten] Weblinks
- Landschaftszerschneidung in Baden-Württemberg – Seiten der LFU Baden-Württemberg