Martha II
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Am 3. September 1944 wurde am Ostrand des Mühlhäuser Stadtwalds das Außenkommando Martha II des KZ Buchenwald eingerichtet. Das Lager war in eine größere Barackensiedlung integriert, in der auch Fremdarbeiter und SS-Wachpersonal unergebracht waren. Es ist in der Mühlhäuser Bevölkerung auch als „B-Lager am Stadtwald“ bekannt. Dort wurden bis zu 696 weibliche, jüdische Häftlinge zwischen 15 und 33 Jahren aus Ungarn und Polen interniert und zur Fabrikarbeit in den im Wald versteckten Produktionshallen der Gerätebau GmbH, einem Zweigwerk der Ruhlaer Uhrenfabrik Thiel, gezwungen. Die Arbeit erfolgte im Dreischichtbetrieb. Den etwa 2,5 km langen Weg dorthin und zurück mussten die Frauen in der kalten Jahreszeit zu Fuß bewältigen. Die meisten waren barfuß und nur unzureichend gekleidet unterwegs. Auch die Verpflegung wird als unzureichend beschrieben. Viele erkrankten bald. Zur Aufrechterhaltung der kriegswichtigen Produktion des Werkes wurden von der Lagerverwaltung Frauenschuhe angefordert. Aus dem KZ Buchenwald wurden jedoch fast nur unbrauchbare Schuhe geschickt. Zur Unterscheidung der Lagerinsaßinnen von den Fremdarbeiterinnen wurden sie mit roter Farbe auf dem Rücken gekennzeichnet. Das Außenkommando wurde im März 1945 aufgelöst und die verbliebenen Frauen ins KZ Bergen-Belsen verfrachtet, wo die meisten verhungerten oder an Krankheiten starben.
[Bearbeiten] Quelle
- Frank Baranovsky (2000): Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen. 192 S., Duderstadt.
- Rolf Barthel (2004): Wider das Vergessen. Faschistische Verbrechen auf dem Eichsfeld und in Mühlhausen. 164 S., Jena.