Media-Control-Charts
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Die Media-Control-Charts sind eine wöchentliche Erhebung der meistverkauften aktuellen Musiktitel. Sie sind die offiziellen deutschen Charts. Diese werden in unterschiedliche Kategorien unterteilt, wobei die Single- und Album Top 100 am bedeutendsten sind. Sie werden von Media Control ermittelt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Charts gibt es in Deutschland seit Ende 1953, als die Musikbox aus den USA nach Deutschland kam. Die Zeitschrift Der Automatenmarkt veröffentlichte jeden Monat eine Auflistung der beliebtesten "Boxen-Schlager". Die erste Veröffentlichung dieser Art wies den Titel Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand von den Kilima-Hawaiians als Boxen-Hit des Monats Dezember 1953 aus. Dieser Titel war somit gewissermaßen die erste Nummer 1 der deutschen Chart-Geschichte und zugleich ein Symbol für den Beginn der Musikbox-Ära in Deutschland.
Über Jahre hinweg blieb der Automatenmarkt die einzige Institution, die in Deutschland den Erfolg von Musiktiteln in Form von Chartlisten (monatlich im Umfang von meist 30 Plätzen) wiedergab. Erst im Juni 1959 begann eine zweite Institution ein solches Geschäft: Der Musikmarkt. Diese ebenfalls monatlich erscheinenden Charts waren ausgereifter, da sie nicht nur den Musikbox-Erfolg zu Rate zogen, sondern auch den Notenverkauf, den Airplay-Einsatz sowie, als Grundstein für das, was die Zukunft bringen sollte, den Plattenverkauf. Die erste Nummer 1 in den Musikmarkt-Hitparaden war im Juni 1959 der Titel Die Gitarre und das Meer von Freddy Quinn. Dieser Titel war zeitgleich auch die Nummer 1 des Automatenmarktes.
Den Boxen-Charts lief die Musikmarkt-Hitparade innerhalb kürzester Zeit den Rang ab und übernahm die Rolle des offiziellen deutschen Chart-Organs. Die Musikmarkt-Hitparade hatte 1959 noch einen stark schwankenden Umfang (20 bis 70 Plätze), erschien dann ab Anfang 1960 recht konsequent jeden Monat (immer am 15. mit der Zeitschrift) im Umfang von meist 50 Plätzen (gelegentlich ein paar mehr, bis zu 54 kamen vor). Mit Beginn des Jahres 1965 wurde der Umfang auf 40 Plätze reduziert, dafür erschien die Hitparade (jetzt eine reine Platten-Verkaufshitparade) zweimal monatlich (am 1. und am 15.). Seit dieser Zeit gibt es auch die Chart-Poster, die im Plattengeschäft ausgehängt werden. Mit Beginn des Jahres 1971 stellte der Musikmarkt auf wöchentliche Erscheinungsweise um (immer montags) und erhöhte den Umfang wieder auf 50 Plätze. Die Ermittlung dieser wöchentlichen TOP 50 wurde ab September 1977 auf die Firma Media Control übertragen, die heute noch zuständig ist.
Ab Januar 1980 hatten die Charts 75 Plätze, im August 1989 wurde auf den heute noch gültigen Umfang von 100 Plätzen erweitert. Dabei wurde von 1989 bis 2001 für die Plätze 51 bis 100 nicht nur der Verkauf der Tonträger, sondern auch der Airplay-Einsatz der Titel herangezogen. Anfang 1997 wurde zudem eine Sperrklausel eingeführt, die in der unteren Hälfte der TOP 100 nur eine begrenzte Aufenthaltszeit für die Chart-Titel ermöglicht (Streichung eines Titels nach 9 Wochen Chart-Zeit bzw. spätestens zwei Wochen nach Verlassen der TOP 50). Seit Oktober 2005 erscheinen die Charts offiziell nicht mehr montags, sondern freitags und sind auch entsprechend datiert.
[Bearbeiten] Erhebung der Charts
Die Erhebung erfolgt nach den Vorgaben des Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V. und wird von der Firma Media Control durchgeführt. Media Control trägt auch die Veröffentlichungsrechte und vermarktet diese. Die wichtigsten Veröffentlichungen erfolgen in den Branchenzeitschriften "Musikwoche" und "Der Musikmarkt".
Bei ihrer Einführung wurden die Charts nach den Absatzzahlen der Tonträger erstellt. Die Ermittlung änderte sich aber im Laufe der Zeit und wird ständig den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Zu den Faktoren, die sich ändern, gehört die Durchführung der Erhebung, die Unterteilung der Charts in verschiedene Genres und die Indikatoren, die in die Wertung mit einfließen.
Grundlage sind zunächst die Verkaufszahlen von Tonträgern innerhalb einer Woche. Die Ermittlung der Händler-Tonträgerverkäufe erfolgt seit 1997 ausschließlich auf elektronischem Wege durch das flächendeckend eingeführte Bestellsystem PhonoNet. Dabei werden nur die Verkäufe einiger Musikgeschäfte, die bestimmte Kriterien erfüllen, bei der Charterhebung berücksichtigt. Im Jahre 2002 waren das 1700 Musikgeschäfte. Es wird eine repräsentative Stichprobe genommen und hochgerechnet. Um mögliche Manipulationen zu verhindern, gibt es einen Kontrollmechanismus, der auffällige Verkaufszahlen meldet.
[Bearbeiten] Veränderungen in der Charterhebung
Seit 2001 werden Verkäufe von Online-CD-Händlern wie Amazon.de und die Musikvideo-Charts in die Berechnung der Single- und Album Top 100 mit einberechnet. Seit September 2004 werden außerdem die digitalen Downloads von Download-Shops wie z.B. iTunes in die Wertung miteinbezogen und für die Ermittlung der neu eingeführten Download-Charts benutzt. Bei den Singlecharts wurden zwischen 1989 und 2001 für die Plätze 51 bis 100 auch die Radio-Einsätze berücksichtigt.
Ein weiterer möglicher Indikator für die Charts wäre z.B. die Anzahl der Titel-Einsätze in Diskotheken. Die Berücksichtigung erfolgt bislang allerdings nicht, da u. a. die Erfassung nicht zuverlässig durchgeführt werden konnte.
[Bearbeiten] Qualifikationsregeln für Tonträgerverkäufe
Damit eine CD in die Chartwertung aufgenommen werden kann, muss der Titel bei mindestens 8% der repräsentativen Händler verkauft werden. Um Billig-CD-Verkäufe aus der Wertung auszuschließen, müssen die CDs eine bestimmte Preisgrenze überschreiten (z.B. 8,50 Euro für ein Album).
[Bearbeiten] Weitere offizielle Charts
Die Chartfamilie der von Media-Control erfassten Titel erweitert sich regelmäßig. Das geschieht meistens, wenn ein neues Medium eingeführt oder relevant geworden ist. So zählen zu den neusten Charts die Musik-DVD- und die Download-Charts. Zusätzlich zu den Single- und Album Top 100 lässt der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V. die offiziellen deutschen Dance-Charts (ODC 40), die Top-20-Artist-Klassik-Charts, die Jazz-Trend-Charts, die Compilation-Charts, die Musikvideo-Charts, die Musik-DVD-Charts, die Download-Charts, die Airplay-Charts und die deutschen Schlager-Charts ermitteln.
[Bearbeiten] Literatur
- Dr. Rolf Moser, Dr. Andreas Scheuermann: Handbuch der Musikwirtschaft, Josef Keller Verlag, 2003, ISBN 3-7808-0188-4