Mondragón Corporación Cooperativa
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Die Mondragón Corporación Cooperativa (MCC) ist die weltgrößte Genossenschaft. Sie hat ihren Sitz in Mondragón im spanischen Baskenland und ist global tätig. Zur MCC gehören Unternehmen verschiedenster Sektoren wie Maschinenbau, Automobilindustrie, Haushaltsgeräte, Maschinenbau, Bauindustrie, Einzelhandel (Supermarktketten), Banken und Versicherungen.
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[Bearbeiten] Gründung
Die Genossenschaft wurde in der Kleinstadt Mondragón in der baskischen Provinz Gipuzkoa gegründet, wo sie bis zum heutigen Tage ihren Hauptsitz hat. Im Spanischen Bürgerkrieg litt die Stadt unter Massenarbeitslosigkeit. Ein junger Priester José María Arizmendiarrieta beschloss, das Elend der Bevölkerung mit genossenschaftlichen Strukturen der Selbsthilfe mindern zu wollen.
1943 baute Arizmendiarrieta eine demokratisch organisierte Fachhochschule auf, die eine Schlüsselrolle des späteren Genossenschaftswesens im Baskenland spielte. 1959 wurde von fünf Absolventen der Fachhochschule die Caja Laboral Popular gegründet, eine Sparkasse, die Genossenschaften und genossenschaftliche Neugründungen finanzierte. Daraufhin entstanden neue genossenschaftliche Betriebe in Region und Stadt.
[Bearbeiten] Die genossenschaftliche Idee
Die Genossenschaften zeichnen sich durch Solidarität unter den Arbeitnehmern aus, die gleichzeitig auch Anteilnehmer des Betriebes sind und in die Entscheidungen des Führungspersonals eingebunden werden. Die baskischen Genossenschaften der Mondragón Corporación Cooperativa (MCC) haben einen personenorientierten Charakter, der die Arbeit und nicht das Kapital in den Vordergrund stellen soll. Dies solle zu einem positiven Klima beitragen, welche Motivation und Produktivität der Betriebe erhöht. Die Arbeitnehmer werden am Gewinn beteiligt. Befindet sich ein Betrieb in finanziellen Schwierigkeiten, können sie mit Zustimmung der Arbeitnehmer durch Lohneinbußen aufgefangen werden. Bei großen betriebswirtschaftlichen Problemen oder Auftragsspitzen arbeiten Arbeitnehmer kurzzeitig in anderen Genossenschaften. Beinahe alle erwirtschafteten Erlöse werden reinvestiert. Großer Bedeutung kommt auch der (Weiter-)Bildung zu. Damit möchte die nicht nur betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten, sondern auch ihrer sozialen Verantwortung nachkommen.
[Bearbeiten] Organisation
Der souveräne Körper ist der genossenschaftliche Kongress mit 650 Mitgliedern, der sich aus Delegierten aus den individuellen Genossenschaften zusammensetzt. Die Jahreshauptversammlung wählt den regierenden Rat, der die Verantwortung über das Tagesgeschäft trägt. Jede Einzelgenossenschaft hat ebenfalls einen Betriebsrat, der einen Präsidenten wählt, welcher das Management des Betriebes berät.
[Bearbeiten] Probleme
Die Größe hat Spannungen zwischen den traditionellen Werten und Idealen und den betriebswirtschaftlichen Wirklichkeit hervorgebracht. So gab es Vorwürfe, dass Fabriken verlagert wurden und dort den Arbeitnehmern nicht die gleichen Rechte zugestanden würden. 2004 waren, nach Schätzungen, nur noch die Hälfte der 70.000 Arbeitnehmer Vollmitglieder der Genossenschaften. MCC wurde ebenfalls vorgeworfen, sie missbräuchten die genossenschaftlichen Ideale als Werbemittel.
Unruhe erzeugte ebenfalls die gefühlte zunehmende Distanz zwischen Management und Arbeitnehmern. Zwar besteht immer noch die Regelung, dass das Führungspersonal maximal das achtfache des Arbeiterlohnes verdienen darf. Dennoch fühlen sich viele Arbeitnehmer nicht mehr in die Entscheidungsprozesse eingebunden.
Einige Genossenschaften haben sich bereits abgespalten, da sie mehr betriebliche Demokratie in ihren Genossenschaften durchsetzen möchten.
[Bearbeiten] Weblinks
- Website der Mondragón Corporación Cooperativa (baskisch, spanisch)
- Entwicklung und Struktur der Genossenschaften von Mondragón - CONTRASTE, April 2005
- Die bescheidenen Ackermänner von Mondragon - Telepolis, 26.3.2006
- Demokratie in Wirtschaft und Unternehmen: Der Mythos Mondragón - Vortrag/Podiumsdiskussion, Graz 2006 (MP3-Audiodateien)
- Jobmaschine Mondragón - SWR-Sendung 10.12.2005 (Mitschnittdienst - Nr. 28279)