Mozaraber
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mozaraber ist eine Bezeichnung für Christen, die im Mittelalter unter muslimischer Herrschaft in Spanien (Al-Andalus) lebten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie
Die Herkunft der Bezeichnung Mozaraber (spanisch Mozárabes, in älteren Schreibweisen auch Mazárabes, Muzárabes, Mostárabes) ist nicht endgültig geklärt, im Allgemeinen wird jedoch davon ausgegangen, dass sie aus dem arabischen Begriff musta’rab (مستعرب) abgeleitet ist, der eine arabisierte Person fremdländischer Herkunft bezeichnet.
[Bearbeiten] Geschichte
Als Mozaraber werden die verbliebenen christlichen Bewohner der muslimisch besetzten Gebiete auf der iberischen Halbinsel bezeichnet, die nach dem Zusammenbruch des Westgotenreichs (ab 711) unter maurische Herrschaft gekommen waren und sich in der äußeren Lebensform den neuen Herren anpassten. Sie mussten Kopfsteuer bezahlen, lebten aber in eigenen Wohnvierteln mit eigener Rechtsprechung und Verwaltung. Die Arabisierung der Christen erfolgte vor allem in den Städten, wo viele Christen auch in der Verwaltung und den Finanzbehörden der Umayyaden tätig waren.
Die längste Zeit über verhielten sich die maurischen Herrscher durchaus tolerant gegenüber der christlichen Bevölkerung (die anfangs in der Mehrheit war) und gewährten die im Rahmen der islamischen Rechtsordnung möglichen religiösen Freiheiten. Nur zeitweise kam es zu Spannungen, so im 9. Jahrhundert, als es unter Muhammad I. auf Betreiben der Asketen Perfectus, Eulogius und Isaak zu religiösen Exzessen in Córdoba kam. Zwischen 851 und 859 wurde von Christen mehrmals der Islam und der Prophet Muhammad geschmäht und beleidigt, um mit dem zu erwartenden Todesurteil das Martyrium zu erleiden. Erst nachdem eine Synode das mutwillige Martyrium verdammte, flauten die Spannungen wieder ab.
Durch Konversionen zum Islam nahm die Anzahl der Mozaraber im islamisch beherrschten Andalusien im Laufe der Jahrhunderte aber stetig ab. Mit dem Fortschreiten der Reconquista und der zunehmenden Orientalisierung Andalusiens nahm auch die Abwanderung der Mozaraber in die christlichen Reiche des Nordens seit dem 10. Jahrhundert zu. Diese Tendenz verstärkte sich noch einmal deutlich, als im 12. Jahrhundert die berberischen Almoraviden und Almohaden die Herrschaft in Andalusien übernahmen, die religiös wesentlich radikalere Ideen vertraten als die früheren Herrscher und zunehmend Druck und Repressalien ausübten, um den Übertritt der Mozaraber zum Islam zu erreichen. Auch wurden Teile der Mozaraber nach Marokko umgesiedelt, um den christlichen Eroberern ihnen nahestehende Bevölkerungsgruppen zu entziehen.
Durch die eingewanderten Mozaraber wurden in den nordspanischen Königreichen eine Verbindung zwischen lateinisch-christlicher und muslimisch-arabischer Kultur hergestellt. Dabei übten die Mozaraber erheblichen Einfluss auf die Volksdichtung in Nordspanien und Südfrankreich aus.
[Bearbeiten] Mozarabischer Baustil
Mit mozarabisch bezeichnet man den mit islamischen Formelementen durchsetzten Baustil christlicher Künstler, wie man ihn häufig in Süd-, aber auch in anderen Gegenden Spaniens findet. Im Süden beschränkten sich die Bautätigkeiten unter der maurischen Herrschaft oft auf die Verzierung vorhandener westgotischer Kirchen.
Nach der Abwanderung in den Norden kam es dort jedoch zu zahlreichen Neubauten. In ihren neuen Wohngebieten führten die Mozaraber neue Techniken in die Architektur ein, so im Gewölbe- und Bogenbau. Der üblicherweise den Mauren zugeschriebene Hufeisenbogen taucht jedoch zuvor schon in der westgotischen Architektur auf, wurde von den Mauren aufgenommen und ist mit den Mozarabern in einer orientalischen Form in den Norden gelangt, während in der Architektur des Königreiches von Asturien weiterhin westgotische Formen des Hufeisenbogens in der Präromanik fortlebten.
Kennzeichen des mozarabischen Baustils sind neben dem erwähnten Hufeisenbogen u. a. typische Zierformen wie Geflechte von pflanzlichen Ornamenten aus Stuck. Da in der islamischen Baukunst die Darstellungen von Menschen verboten waren, hatten die arabischen Künstler die Fertigkeit der Verzierung zu hoher Perfektion gebracht. Die mozarabischen Steinmetze nahmen diese Anregungen auf.
[Bearbeiten] Mozarabische Sprache
Die von den Mozarabern gesprochenen Dialekte des Vulgärlateins werden als mozarabische Sprache bezeichnet.
[Bearbeiten] Mozarabischer Ritus
Der in geringem Umfang bis heute erhaltene, aus der westgotischen Tradition hervorgegangene eigene liturgische Ritus, der von den Christen auf der iberischen Halbinsel (nicht allein den Mozarabern) vor der Einführung des Römischen Ritus im Rahmen der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts praktiziert wurde, heißt Mozarabischer Ritus.
[Bearbeiten] Literatur
- Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis Verlag, 1972, ISBN 3760801382