Narrenzunft Oberndorf
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Die Narrenzunft Oberndorf ist die Narrenzunft, deren Aufgabe als gemeinnütziger eingetragener Verein die Bewahrung der Traditionen und die Ausrichtung der Fasnet in Oberndorf ist.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Narrenzunft Oberndorf wurde am 17. März 1908 gegründet. Sie war am 16. November 1924 Gründungsmitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, aus der sie 1958 wegen Unstimmigkeiten austrat. Seit 1963 bildet sie gemeinsam mit den Zünften aus Elzach, Überlingen und Rottweil den Viererbund.
[Bearbeiten] Ablauf der Oberndorfer Fasnet
Die Fasnet beginnt mit der Dreikönigsversammlung der Narrenzunft Oberndorf am 6. Januar. Am Schantlesonntag, der meist zwei Wochen vor dem Fasnetswochenende stattfindet, ziehen die Schantle ab etwa 18.00 Uhr von Lokal zu Lokal und persiflieren das Stadtgeschehen. Die nächsten Höhepunkte sind der Schmotzige Donnerstag, an dem närrische Gruppen durch die Lokale der Stadt ziehen, der Bürgerball am Fasnetssamstag um 19.11 Uhr und der Kinderumzug am Fasnetssonntag um 14.30 Uhr. Am Fasnetsmontag beherrscht wiederum der Schantle das Oberndorfer Stadtbild. Um 14.30 Uhr treffen sich die Schantle und gehen hinkend in die Stadt, wo sich die Kinder aber auch Erwachsene auf ihr Kommen freuen. Jetzt beginnt das Oberndorfer "Rammeln". Die Kinder gruppieren sich um einen Schantle und sagen lautstark die Oberndorfer Narrensprüche auf. Ist der Schantle mit der Ausführung zufrieden, wirft er eine Orange in die Luft oder beschenkt den besten Sänger mit einer Wurst. Haupttag und Höhepunkt der Oberndorfer Fasnet ist der Fasnetsdienstag. Vormittags,um 8.30 Uhr und Nachmittags um 14.30 Uhr finden jeweils ein historischer Narrensprung statt. Ab 18.00 Uhr ziehen die Narren ihr Narrenkleid aus und lassen die Fasnet unverkleidet ausklingen.
[Bearbeiten] Figuren der Oberndorfer Fasnet
[Bearbeiten] Hansel
Der Oberndorfer Hansel - einmalig in seiner Art und Kleidung im schwäbisch-alemannischen Raum - ist mit seinen orangefarbenen Pluderhosen, seinem dunkelroten Kittel, seiner Hanfperücke, der Maske mit Knebelbart sowie einem Sonnenschirmchen eine Verulkung des Landsknechts aus den Kriegszeiten des 18. Jahrhunderts.Sein kupfernes Gschell (Glocken) bestehend aus bis zu vier Riemen. Die Hansel bilden den Auftakt zu jedem Narrensprung.
[Bearbeiten] Narro
Beim Oberndorfer Narro handelt sich um einen Weißnarren, es ist anzunehmen, dass der Oberndorfer Narro nach 1786 enstanden ist, nach dem Vorbild des Villinger Narro. Er trägt einen mit Ölfarben bemaltes weißes Leinen-Narrenkleid. Eine Besonderheit und Einmaligkeit ist die Brezelstange, vermutlich nach dem Vorbild des "Bretzenbäck", der damals durch die Lande zog und Brezeln - auf Stangen aufgeschichtet - verkaufte. Der Narro trägt eine glatte Holzmaske mit oder ohne Oberlippenbart. Auf der Larvenhaube sitzt ein grünes Biedermeierhütchen mit rotem Band, schwarzen Hahnenfedern und Blumen. Ausgestattet ist er mit vier Gschellriemen, einer wie oben erwähnten Brezelstange mit ca. 25 Brezeln und einem Körbchen mit Süßigkeiten.
Hose:
Vorne trägt die Hose Bär und Löwe. Bär schwarz – Löwe braun. Die Rückseite der Hose trägt historische Figuren, die in einer Beziehung zum Rückenbild stehen.
Jacke:
Das Rückenbild muss eine Beziehung zur Stadt Oberndorf, zur Geschichte Oberndorfs oder seiner unmittelbaren Umgebung haben. Die Vorderseite der Jacke, die Ärmel und das Häubchen werden mit stilisierten Bauernrosen in Rot und Blau bemalt, die Ranken sind dunkelgrün.
[Bearbeiten] Schantle
Der Schantle, den wir sonst nur noch in Rottweil finden, ist um 1800 entstanden. Er wurde am wenigstens "verfeinert" und trägt heute noch seine Hosen und seinen Kittel aus Rupfenstoff mit bunten Flecken oder Plätzle besetzt. Wie der Narro und der Hansel trägt auch er eine aus Lindenholz geschnitzte Maske, allerdings mit markanten Nasen, Zinken, knitz-grinsend, grobschlächtig, fast furchterregend, sowie ein Biedermeierhütchen mit rotem Band. Neben einem Henkelkorb, aus dem er Würste und Orangen verteilt, gehört auch die Wurststange zu seiner Ausstattung. Der Schantle genießt übrigens das Privileg, schon vor dem Fasnachtsdienstag auf die Straße und durch die Lokale gehen zu dürfen, zum sogenannten Aufsagen. Narro und Hansel sind nur am Fasnachtsdienstag zum historischen Narrensprung zugelassen. Besondere Larventypen (Masken) sind der Blecker, das Heulerle und das Drecklärvle, ursprünglich wohl eine Hansel- oder wahscheinlicher Narrolarve, von der jegliche Farbe abgeblättert ist.
[Bearbeiten] Polizeischantle
Als Einzelfigur bildet der Oberndorfer Polizeischantle den Abschluss des Narrensprungs. Mit seiner stattlichen Figur stellt er eine majestätische Erscheinung dar. Dabei unterscheidet sich der Polizeischantle deutlich vom "normalen" Schantle: Statt eines Kleides aus Rupfenstoff mit bunten Flecken trägt er eine Uniform aus grobem Leinenstoff, sowie als unverkennbares Merkmal seiner Autorität den Säbel. Außerdem trägt er auf seiner Hanfperücke einen Dreispitz.
[Bearbeiten] Bennerrössle
Nach dem Ersten Weltkrieg tauchten die ersten Fasnetsrössle in Oberndorf auf. Sie dienen beim Narrensprung als Ordnungsfiguren und halten die Zugstrecke frei. Die Rössle-Reiter sind nur zum Teil maskiert und tragen eine Jockeybekleidung.
[Bearbeiten] Narrensprüche
Typische Oberndorfer Narrensprüche sind "O jerom, o jerom, die Fasnet hot a Loch", "Jetzt ganga mr halt au gar nemme", "En dr hentera Gass", "Lirum larum lädamle" und "Der Tag, der isch so freudareich". Den genauen Wortlaut des "Morgenrot" und der "Schenkenmarie" kennt man heute leider nicht mehr.
[Bearbeiten] O jerom, o jerom, die Fasnet hot a Loch
O jerom, o jerom
die Fasnet hot a Loch:
han koin Kreizer Geld em Sack
für a Päckle Rauch-Tabak!
O jerom, o jerom
die Fasnet hot a Loch!
[Bearbeiten] Jetzt ganga mr halt au gar nemme
Jetzt ganget mr halt au gar nemme,
gar nemme hoim,
bis mei Muater Küchle bacht
ond a anders Gsiecht na macht,
jetzt ganget mr halt au gar nemme,
gar nemme hoim.
[Bearbeiten] En dr hentera Gass
En dr hentera Gass
en dr vordera Gass
da wohnt a dicker Beck,
der streckt da Arsch zom Fenster raus
ond sait, es sei an Weck,
s'ischt koan Weck,
s'ischt koan Weck,
s'ischt dr Arsch vom Richterbeck!
[Bearbeiten] Lirum, larum, lädamle
Lirum, larum, lädamle,
's Kätzle hot a Wädamle,
ond a Löchle obadruff,
d' Narra staußet d' Nasa druff,
drom hent se au so Warza druff!
[Bearbeiten] Der Tag, der isch so freudareich
Der Tag, der isch so freudareich,
dia Baure führet Mischt.
Dass d'r [Bürgermeister von Oberndorf],
an reachter Sauhond isch!
(Anmerkung: Anstelle des Bürgermeisters kann der Name des jeweils Angesprochenen eingesetzt werden. "Sauhond" ist in Oberndorf zur Fasnetszeit keine Beleidigung, sondern als Ehrung zu verstehen.)