Neurolues
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Als Neurolues wird eine Reihe von charakteristischen psychiatrischen oder neurologischen Symptomen bezeichnet, die bei unbehandelter oder nicht ausgeheilter Syphilis-Erkrankung des Menschen mit einer Latenzzeit von Jahren bis Jahrzehnten auftreten können. Im Spätstadium der Neurolues erleiden 2-5% der Lues-Kranken eine progressive Paralyse (fortschreitende Lähmung), wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Die progressive Paralyse ist meist mit einer Tabes dorsalis (Ausfall von Funktionen des Rückenmarks) vergesellschaftet. Wichtig für die Diagnosestellung Neurolues ist die Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquordiagnostik).
[Bearbeiten] Überblick
Die Neurolues ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eine mögliche Ausprägung des so genannten Tertiärstadiums (Stadium III, auch als „Spätstadium“ bezeichnet) der Syphilis (Lues).
Bei der Neurolues kommt es zu fortschreitenden Abbau von Nervengewebe (Degeneration, Atrophie) im Gehirn oder Rückenmark. Mögliche Folgen des Gewebsuntergangs im Gehirn sind Wesensveränderungen bis hin zur Demenz, Wahnideen (klassisch: „Größenwahn“, d. h. Größenideen), mitunter Raptus-artige Anfälle und häufig Halluzinationen. Eine syphilitische Schädigung des Rückenmarks bewirkt oft Gangstörungen (Ataxie) und einschießende (sogenannte lanzierende) Schmerzen.
Die Neurolues ist in den westlichen Industrienationen seit dem Aufkommen wirksamer Antibiotika selten geworden, da die meisten Syphilis-Erkrankungen bereits in früheren Stadien geheilt werden. In Entwicklungs- und Schwellenländern mit ungenügender Gesundheitsversorgung ist dieses Stadium häufiger anzutreffen.
Die Syphilis-Erkrankung selbst kann als Ursache der Neurolues-Symptome auch noch in diesem Spätstadium ausgeheilt werden. Limitierende Faktoren für den Erfolg einer solchen Therapie sind allerdings die Blut-Hirn-Schranke, die nur von wenigen Antibiotika ausreichend durchdrungen wird, und die Tatsache, dass bereits untergegangenes Nervengewebe vom menschlichen Organismus nicht mehr ersetzt werden kann.
[Bearbeiten] Progressive Paralyse
Die Progressive Paralyse (fortschreitende Lähmung) ist aufgrund der heutzutage guten Behandlungsmöglichkeiten der Syphilis selten geworden.
Sie ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Demenz. Typisch sind psychotische Symptome wie Wahn, vor allem Größenwahn und Persönlichkeitsstörungen. Als wichtiges körperliches Symptom sei das Argyll-Robertson-Zeichen genannt, das sich als reflektorische Pupillenstarre mit oft überschießender Konvergenzreaktion darstellt. Im Endstadium der progressiven Paralyse wird der Patient zu einem Pflegefall.
[Bearbeiten] Tabes dorsalis
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zur Entmarkung an den Rückenmarkshintersträngen kommen, dies wird als Tabes dorsalis bezeichnet.
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