Oldenburger Hundehütte
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Die Oldenburger Hundehütte, auch Oldenburger Giebelhaus genannt, bezeichnet einen Architekturstil im Hausbau, der zwischen etwa 1875 und 1920 bevorzugt in Oldenburg i. O. umgesetzt wurde.
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[Bearbeiten] Architektur-Merkmale
Allgemein lässt sich der Baustil durch folgende Architektur-Merkmale charakterisieren: Bei einer Oldenburger Hundehütte handelt es sich um ein vierachsiges, bezüglich der Fassade und des Daches achsensymmetrisch aufgebautes, eineinhalbgeschossiges Haus mit Satteldach in einer Neigung zwischen 40° und 45°, oft auch mit einem zusätzlichen Souterrain-Vollgeschoss ausgeführt. Die Fassade ist in der Regel der Straße zugewandt und prachtvoll durch Stuck-Elemente oder Leisten verziert. Häufig ist eine Leiste als Gürtelgesims vorhanden, seltener auch aus aufwändigem Stuck gefertigt. Auf der der Straße zugewandten Seite findet sich mittig oberhalb der oberen vier Fenster oft ein sog. Eulenloch, ein rund oder viereckig ausgeführtes Fenster oder eine Öffnung zum Dachboden hin. Die beiden äußeren Fenster des Obergeschosses sind fast immer kleiner dimensioniert als die beiden inneren, die oft die selbe Größe und Ausführung aufweisen, wie die unteren vier Fenster. Ein Drempel oder Kniestock in der Höhe zwischen 0,8 und 1,6 Metern ist häufig anzutreffen; die Raumhöhe beträgt zwischen 2,70 und 4 Metern. So ist oftmals eine Traufhöhe von bis zu 5 Metern zu beobachten.
[Bearbeiten] Grundformen der Oldenburger Hundehütten
Generell kann zwischen vier Bauformen unterschieden werden, die sich evolutionär entwickelten. Zunächst wurde die Frühform (auch als Typ A bezeichnet) erbaut, die sich durch zentrale Erschließung auszeichnet. Eine Haustür ist in der Regel in der Mitte der vier unteren Fenster auf Fassadenseite anzufinden. Diese Form weist oft einen rechteckigen Grundriss auf und verfügt über keine seitlichen Anbauten. Vielmals kann eine Art Stallanbau hinter dem Haus angetroffen werden, in der tatsächlich Nutztierhaltung betrieben wurde. Häuser dieser Art sind im Ehnernviertel rund um die Ehnern- und Rebenstrasse vermehrt anzutreffen. Dieses Stadtgebiet wurde um die Zeit von 1860-1880 durch ein Bauunternehmen erschlossen.
Aus der Frühform entwickelte sich gegen Mitte der 1880er Jahre eine weitere Form heraus, die als Typ B bezeichnet wird. Im Vergleich zu Typ A ist diese Form seitlich erschlossen und ermöglicht so effizientere Gestaltungsmöglichkeiten bzgl. der Grundrißaufteilung. Sehr oft kann in Hundehütten vom Typ B beobachtet werden, dass sich im Untergeschoss auf Seiten der Straße zwei Raume befinden, die durch eine in die Wand eingelagerte Doppelflügel-Schiebetür miteinander verbunden sind. Typ B scheint der weit verbreiteteste Baustil zu sein, er ist sowohl im Ehnern-, als auch im Johannis, im Haarenesch-, Haarenufer- und Dobbenviertel anzutreffen.
In weiterer Entwicklung bildete sich Typ C heraus, der sich durch einen seitlich angelagerten Treppenhausanbau auszeichnet und in der Zeit zwischen 1890 und 1910 vermehrt erbaut wurde. Durch die Auslagerung des Eingangs- und Treppenbereiches ist nun der gesamte Grundriss des Hauses für Räume nutzbar. Der Treppenhausanbau erstreckt sich in der Höhe bis auf Obergeschoss-Niveau und verfügt seinerseits oft über ein eigenes, in Relation zum Hauptdach um 90° angewinkeltes Satteldach. Typ C tritt gehäuft im Dobben- und Haareneschviertel auf.
Schließlich bildete sich ein weiterer Stil, als Typ D bezeichnet, heraus. Dieser ist fast ausschließlich im Dobbenviertel anzutreffen und oftmals sehr ausgeprägt und prachtvoll geschmückt. Die Ähnlichkeit zu den vorgegangenen Typen ist hier oft nur schwer zu erkennen, da die Anbauten oft Dimensionen und Ausmaße erreichen, die die der eigentlichen Hundehütte übertreffen und diese somit im Gesamterscheinungsbild des Gebäudes kaum noch zu erkennen ist. Seitenflügel und ganze Türme wurden angebaut.
[Bearbeiten] Besonderheiten
Die jeweiligen Bau-Typen sind vielfach mit verschiedenen Erweiterungen und Ausstattungsmerkmalen oder Fassaden- und Dachverzierungen ausgestattet, die im Folgenden aufgezählt werden sollen:
Oftmals sind Erker und Altane angebaut, teils auch mit Balkonen darüber. Die Fassaden sind oftmals nur zur Straßenseite hin reich mit Stuck, Gesimsen, Leisten und sogar Statuen und Skulpturen verziert. Ein Grund hierfür liegt in den Kosten, die eine prachtvolle Fassadengestaltung mit sich brachte. So ist bei fast allen Bauten zu beobachten, dass bereits seitlich Gesimse und Leisten nicht weitergeführt wurden. Statuen sind, sofern vorhanden, oft zwischen den beiden mittig angeordneten Fenstern des Obergeschosses positioniert. Unterhalb der oberen Fenster können häufig aus der Mauer ausgenommene Kassetten beobachtet werden, die mit Säulen gefüllt ein Relieff ergeben. Fenster werden fast ausschließlich durch Leisten eingerahmt, an Fensterbänken sind oftmals kleine Tierkopf-Skulpturen anbgebracht, auf denen die Fensterbänke zu ruhen scheinen. Die Dachstühle weisen in der Regel einen Dachüberstand von 20-40cm auf, so dass oft ein Paar Sparren sowie Fuß-, Mittel- und Firstpfetten in Sicht liegen. Die Köpfe der Sparren und Pfetten sind oftmals aufwändig profiliert. Häufig ist ein Giebelschmuck vorhanden, selten auch eine Giebelspitze. An den Ortgängen der Dächer befindet sich häufig eine zwei- oder dreischichtige Windfeder, seltener Ortgangziegel.
Im Bereich der Diele oder des Flures sind häufig Zementfliesen mit bunten Blumen- oder Ornamentmustern verbaut. Die Räume weisen als Bodenbelag oft breite Holzdielen auf. Decken sind häufig mit Stuck-Leisten und Stuck-Rosetten versehen. Viele Hundehütten vom Typ A und B hatten bei Grundsteinlegung keine Badezimmer vorgesehen, so dass diese häufig nachträglich eingebaut wurden und heute in entsprechenden Zuständen anzutreffen sind. Innentüren sind meist mit breiten Zargen eingefasst, anderen unteren Enden sog. Waschböcke anzutreffen sind: Holzklötze, die leicht auszutauschen sind, da die unteren Bereiche der Zargen durch Wischwasser u.a. schnell verrotteten. Die Türen selbst sind Vollholz-Kassettentüren. Haustüren sind häufig zweiflügelig und teils mit Oberlichtern versehen.
[Bearbeiten] Historische Bemerkungen
Je reicher ein Bauherr war, umso aufwändiger wurde das Haus geplant. So zeugen reiche Fassadenschmückungen und große Anbauten von großem Wohlstand der Erbauer. Oftmals wurde Hauspersonal in den beiden Räumen im Obergeschoss untergebracht, die durch die Dachneigung bedingt nur kleine Fenster hatten und wenig Fläche boten.
[Bearbeiten] Immobilienmarkt
Am Markt sind immer wieder Hundehütten zu finden, meist in der Preisklasse zwischen 160.000 und 750.000 Euro. Die Lage, die Ausstattung und vor allem der Erhaltungszustand bestimmen maßgeblich den Preis. Viele Besichtigungen von zum Kauf stehenden Objekten erlauben die Schätzung, dass bei Kauf einer Hundehütte in der Oldenburger Innenstadt für durchschnittlich 270.000 Euro nochmals 130.000 Euro in Sanierung des Dachstuhles, der Eindeckung, der Dämmung, der Installationen und der oft feuchten Keller investiert werden muss, so dass etwa 400.000 bis 450.000 Euro für den Kauf und die Instandsetzung einer schön gelegenen, gut ausgestatteten Hundehütte zu veranschlagen sind.
[Bearbeiten] Literatur
Karsten Friedrichs-Tuchenhagen (Hg.): Das Oldenburger Giebelhaus: Betrachtungen zur "Hundehütte". Oldenburg : Isensee, 1997 ISBN 3-89598-461-2