Oviesse
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Oviesse ist eine italienische Modekette und auch Modemarke, welche zur italienischen „Gruppo Coin“ gehört. „Gruppo Coin“ ist Italiens größer Textilhändler und expandierte ab 2000 nach Deutschland und in die Schweiz. Bereits im Frühjahr 2005 verschwand der Name aus Deutschland wieder, nachdem er Anfang 2005 schon aus der Schweiz wieder verschwunden war.
[Bearbeiten] Deutsche Geschichte der Oviesse
[Bearbeiten] Übernahme der Kaufhalle/M. multistore
Im September 2000 übernahm Oviesse 99 als Kaufhalle und M. multistore geführte Warenhäuser von der Divaco, welche eine Ausgliederungsdivision der Metro AG war, in der zum Beispiel auch die Adler-Modemärkte integriert waren (Bündelung aller nicht zum Kerngebiet der Metro AG gehörenden Gesellschaften). Mit übernommen wurden rund 5.000 Mitarbeiter, 2 Logistikzentren und die Hauptverwaltung in Köln. Die Gesamtverkaufsfläche aller Filialen betrug etwa 260.000 m². Nicht übernommen wurden hingegen die Immobilien der Filialen, welche im Besitz der Kaufhalle AG blieben. Eine wirkliche Kaufsumme gab es nicht, denn die Divaco war froh gewesen mit Oviesse eine Gesellschaft gefunden zu haben, welche die unrentable Kette haben wollte und versüßte den Deal mit einer Zahlung von über 60 Millionen Euro. Eine geschenkte Kaufhauskette und rund 64 Millionen Euro oben drauf? Klingt zunächst nach einem guten Deal, allerdings war die Kaufhalle AG auch sehr defizitär und die Filialen teilweise stark renovierungsbedürftig.
[Bearbeiten] 3 Vertriebsmarken
Mit der Einführung der ersten Oviesse-Pilotfiliale in Frankfurt (Main) gab es 3 Vertriebsmarken, dieser Zustand sollte sich bis zum Ende nicht mehr verändern:
[Bearbeiten] Marke 1: „KAUFHALLE“/„KAUFCENTER“
Die Ursprungsvertriebsmarke aller 99 Filialen war Kaufhalle. Sie hatte ein rotes, relativ einfaches Logo, war durch den Kaufhof gegründet wurden und betrieb Filialen an sehr unterschiedlich attraktiven Lagen mit einer Verkaufsfläche von etwa 2.000 bis 3.000 m². Schon lange vor der Übernahme durch Oviesse, war die Wirtschaftlichkeit der Kaufhalle nicht mehr an allen Standorten und im Gesamtpaket gegeben, zudem hatte sie ein „angestaubtes Image“, was Grund war Vertriebsmarke 2 (Multistore) zu gründen. Der Name Kaufcenter wurde hauptsächlich in den neuen Bundesländern verwendet, da dort der Name Kaufhalle früher in Form von Supermärkten belegt war.
[Bearbeiten] Marke 2: „M. multistore“
Die als Multistore geführten Filialen waren prinzipiell Kaufhallen in frischeren Farben, sie waren schlichtweg mal renoviert wurden, was viele Filialen auch dringend nötig hatten. Weil der alte Name, aber nicht mehr genug Kunden anlockte, versuchte man mit einem neuen Namen, sich auch ein neues Image zu geben. Grundfarbe der Multistore-Filialen war blau, das Grundsortiment entsprach dem der Kaufhalle-Häuser.
[Bearbeiten] Marke 3: „oviesse“
Oviesse ist ein in Italien sehr erfolgreiches Unternehmen und spricht hauptsächlich junge Familien an. Gleiches wollte man auch in Deutschland tun. Weil Oviesse allerdings „nur“ Textilien verkauft, benötigen die Filialen nur etwa 1.000 – 1.200 m², die übernommen Kaufhalle-Filialen waren somit größtenteils zu groß für das Konzept, so wurden die Filialen immer relativ aufwendig umgebaut und man suchte Partner, wie etwa Elektrofachmärkte oder Supermärkte für die freigewordenen Verkaufsflächen.
[Bearbeiten] Probleme
Probleme hatte Oviesse in Deutschland von Anfang an: 1 Zunächst war die Qualität der Waren für den deutschen Markt nicht gut genug, auch die Größenangaben entsprachen anfänglich nicht den gewohnten deutschen Größen und schwankten zudem. 2 Größere Sorgen bereitete jedoch, dass man alle Filialen umbauen musste, um sie als Oviesse-Filialen betreiben zu können, für jeden Umbau mussten jedoch auch erstmal wieder Partner gefunden werden, welche dann neue Untermieter wurden, weil eine durchschnittliche Kaufhalle-Filiale doppelt so viel Verkaufsfläche bot, wie man für eine Oviesse-Filiale benötigte. 3 Außerdem waren einige Filialen sehr defizitär, sodass fraglich war, ob sie die Umbaukosten je rausholen könnten. Manche Filialen lagen auch an sehr fragwürdigen Stellen und konnten keinen regen Kundenstrom verzeichnen. 4 Ein ganz anderes Problem war, dass Oviesse keine Hartwaren verkaufen wollte, diese aber in allen Kaufhalle/Multistore-Filialen anbieten musste, bis sie in Oviesse umgewandelt werden konnten, ansonsten hätte es riesige Leerflächen in den Filialen gegeben.
[Bearbeiten] Lösungsversuche
1 Das Qualitätsproblem bekam man dank verbesserter Qualitätskontrollen relativ schnell in den Griff, da der Name „oviesse“ noch nicht sehr geläufig war, blieb auch kaum zu befürchten, das ein negatives Image der Marke dauerhaft anlastete. 2 Für die Umbau-Filialen fand man Partner, welche die Leerflächen übernahmen, hauptsächlich Elektro-Märkte wie „MediaMarkt“ oder Supermärkte wie „Rewe“. 3 Bei den Filialen wollte man möglichst wenige abgeben, schließlich trennte man sich jedoch von 10 Filialen, für welche keine Zukunftsperspektive gesehen wurde. 4 Für die Hartwaren konnte man einen Partner finden: Woolworth, welcher einst der größte Konkurrent in dem Segment, der Niedrigpreiskaufhäuser war (nachdem Hertie seine „Bilka“-Häuser aufgegeben hatte). Woolworth lieferte danach einen Großteil der Hartwaren an die weniger werdenden Kaufhalle/Multistore Häuser, die Versorgung mit Textilien übernahm Oviesse selbstverständlich selbst.
[Bearbeiten] 2002 – das erste Krisenjahr
2002 erlebte man bei Oviesse den ersten Schock der kurzen (deutschen) Firmengeschichte. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz um 12% im Vergleich zu 2001 und der Verlust verfünffachte sich: Aus 9 Millionen Euro Defizit im ersten Halbjahr 2001 wurden 45 Millionen im ersten Halbjahr 2002. Zu diesem Zeitpunkt fand ein Umdenken statt, Ende 2002 verkündete man dann, dass man, statt alle Filialen umzuwandeln, nun langfristig nur noch etwa 50 Filialen behalten wolle, dieses Ziel wurde allerdings nicht mehr umgesetzt.
[Bearbeiten] Das Ende in Deutschland
Das Jahr 2003 verlief ähnlich schlecht für Oviesse, die zehn jährlichen Kollektionen in den Jahren 2001-2003 trafen nur selten den Geschmack der deutschen Kunden, sodass die Ware regelmäßig in Rabattaktionen verkauft wurde, um Platz zu schaffen für die neue Kollektion. Ende 2003 wurde dann verkündet, dass man 74 teilweise schon zu Oviesse umgebaute Filialen mit 1.600 Mitarbeitern zum 31. Januar 2004 schließen wird und mit den restlichen 17 Filialen, welche auch nicht durchgehend profitabel waren, einen neuen Versuch starten wolle. 2005 wurden die übrigen Filialen dann allerdings auch geschlossen, Oviesse zog sich, wie Anfang 2005 aus der Schweiz, auch aus Deutschland zurück. Als Mietausfall musste die Gruppo Coin an die Kaufhalle AG noch eine Ablösesumme über 50 Millionen Euro tätigen, was allerdings bedeutend billiger war, als die Oviesse-Filialen weiter zu betreiben. Nach der Schließung übernahm der ehemalige Kooperationspartner Woolworth einige der ehemaligen Oviesse- bzw. Kaufhalle-Filialen.
[Bearbeiten] Schweizer Geschichte der Oviesse
Die Geschichte von Oviesse in der Schweiz unterscheidet sich in einigen Punkten stark von der deutschen Geschichte.
[Bearbeiten] Gründung
Im Jahr 2001 eröffnet Oviesse 30 Filialen in der Schweiz, jedoch im Franchise-System. Franchise-Nehmer war die Globus (Warenhaus), einer der bedeutendsten schweizerischen Einzelhändler.
[Bearbeiten] ABM-Warenhäuser
Wie in Deutschland die Kaufhalle-Filialen, bildeten in der Schweiz die ABM-Filialen die Grundlage des Oviesse-Filialnetzes, mit den 30 Filialen wurden die wichtigsten Märkte der Schweiz bedient. Die Filialen hatten Verkaufsflächen von 1.000 – 1.500 m².
[Bearbeiten] ABM-Umwandlung in Oviesse
Bei der Umwandlung von ABM zu Oviesse wurden die Verkaufsflächen verkleinert. Die Oviesse-Filialen in der Schweiz waren mit etwa 800m² Verkaufsfläche zwischen 200 bis 400m² kleiner als die deutschen Filialen. Die Leerflächen füllten Estorel-Drogerien und Cafés.
[Bearbeiten] Das Ende in der Schweiz
Der Betrieb war, wie in Deutschland, sehr unwirtschaftlich. Im Juli 2004 gab die Globus (Warenhaus) daraufhin ihre Absicht bekannt, die Oviesse-Filialen zu schließen. Der Textilhändler C&A war an einer Übernahme fast aller Standorte interessiert. In zwei Etappen wurden dann alle Filialen im Januar und Februar 2005 geschlossen, ab März 2005 eröffnete nach und nach an 24 Standorten C&A, die Verkaufsfläche wurde dabei wieder auf das alte ABM-Maß erhöht. Die Drogerien und Cafés mussten an den betroffenen Standorten dafür wieder schließen.
[Bearbeiten] Unterschiede zwischen Oviesse in Deutschland und in der Schweiz
- Deutschland - Schweiz
- eigene Filialen - Franchise-System
- ca. 1.100m² Verkaufsfläche - ca. 800m² Verkaufsfläche
- mehrere Vertriebsmarken - nur „oviesse“ als Vertriebsmarke
- aus eigenem Willen geschlossen - Franchisenehmer gab auf
[Bearbeiten] Quellen
- WAZ
- Stern
- SPIEGEL
- RHEINISCHE POST
- manager magazin
- NZZ