Paul Scarron
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Paul Scarron (* 4. oder 14. Juli 1610 in Paris; † 7. Oktober 1660 in Paris) war ein französischer Schriftsteller.
[Bearbeiten] Leben
Der zu seiner Zeit recht erfolgreiche, heute gern als Realist „avant la lettre“ gesehene Scarron stammt aus einer Juristen-Familie, deren Mitglieder im Umkreis des Obersten Gerichtshofes (des Parlement) tätig waren. Er erhielt eine gute Bildung und ließ sich 1634 die Niederen Weihen erteilen, was ihm 1636 das Besetzen einer einträglichen Domherrenpfründe in Le Mans erlaubte, nachdem eine Reise nach Rom 1635 seine Bildung vervollständigt hatte.
Als 1638 eine fortschreitende Muskellähmung sein Leben zu erschweren begann, verkaufte er 1640 seine Pfründe und kehrte nach Paris zurück, wo er Anschluss an die Literatenkreise fand. 1652 heiratete er, obwohl selbst nicht eben reich, eine mittellose 16-jährige kleinadelige Waise, die ihm durch kluge und wohlgesetzte Briefe aufgefallen war: Françoise d'Aubignée, die spätere Madame de Maintenon und eventuelle zweite Gattin von Ludwig XIV.. Dank des Witzes und Galgenhumors Scarrons, aber auch dank des Charmes und Esprits seiner jungen Frau wurde sein Haus zum Treffpunkt von Literaten und geistig interessierten Aristokraten.
Als ausgesprochener Vielschreiber, der er war, betätigte sich Scarron in fast allen Gattungen und konnte halbwegs vom Vermarkten seiner Werke und von den Zuwendungen seiner Hauptmäzene leben, des Kardinals de Retz und des Finanzministers Nicolas Fouquet. Sein größter Erfolg war Le Roman comique (2 Bde., 1651 und 1657), ein auch heute noch gut lesbarer burlesker Roman, dessen Rahmen- und Haupthandlung mit derber Komik den heroisch-galanten Roman der Zeit persifliert und dessen eingelegte Novellen und Binnenerzählungen im galant-sentimentalen Ton spanischer Vorbilder gehalten sind.
Scarron war aber auch erfolgreich als Autor von Komödien, u. a. Mantel-und-Degen-Stücken im spanischen Stil, sowie als Verfasser burlesker Parodien, darunter einer von Vergils Aeneis (Le Virgile travesti, 1648-52).
Vielleicht zu Unrecht wurde ihm 1651, während des letzten bewaffneten Aufstands anti-absolutistischer Kräfte, der „Fronde“, eine gegen den Minister-Kardinal Mazarin gerichtete gereimte Polit-Satire, La Mazarinade, zugeschrieben. Dies brachte Scarron nach dem Sieg Mazarins 1653 in Schwierigkeiten und veranlasste ihn zu einer mehrmonatigen Entfernung aus Paris.
Das Schaffen Scarrons fällt zeitlich in etwa mit dem Höhepunkt des Einflusses der spanischen Literatur auf die französische zusammen.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Paul Scarron – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Aktuelles Verzeichnis der Werke Scarrons im VD17
- Literatur von und über Paul Scarron im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gert Pinkernell: Artikel in „Namen, Titel und Daten der franz. Literatur“ (Quelle)
- Biografie (französisch)
Personendaten | |
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NAME | Scarron, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. oder 14. Juli 1610 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 7. Oktober 1660 |
STERBEORT | Paris |