Pijjut
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der hebräische Begriff Pijjut (plural: Pijjutim) bezeichnet die, für den liturgischen Gebrauch bestimmte, Dichtung im jüdischen Gottesdienst.
Inhaltsverzeichnis[Verbergen] |
[Bearbeiten] Begriff
Das Wort ist abgeleitet vom griechischen ποιητής (dt. Schöpfer, Dichter) bzw. ποιητος (dt. gemacht, künstlerisch gefertigt). Ursprünglich waren Pijjutim dazu gedacht, den festen Gebetstext wahlweise zu ersetzen, besonders an Feiertagen und Schabbatot, aber auch an Werktagen. Die Aufgabe des Pijjut ist die Schriftauslegung, sowie eine Erklärung von Festtagen und Gebräuchen.
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits im Talmud finden sich einzelne Abschnitte, deren Stil einem Pijjut ähnelt. Der erste namentlich bekannte Pajjtan (Poet) war Josse ben Josse. Er lebte vermutlich im Land Israel im 6. Jahrhundert. Von dieser Zeit an blühte das poetische Schaffen in Israel. Zu den bedeutendsten Pajjtanim zählen Jannai und Rabbi El'azar ha-Qallir. Neuerungen, welche sie einführten - und die auch in späteren Epochen anerkannt waren - sind das Akrostichon und der Reim.
Beginnend mit dem 10. Jahrhundert bilden sich neue Zentren der Dichtkunst: In Europa wurden Pijjutim geschrieben, die direkt aus der Tradition des eretz-jisra'elischen Pijjut schöpften. Demgegenüber gingen die Dichter des Goldenen Zeitalters des spanischen Judentums eigene Wege in ihren Schöpfungen. Ein Teil der Pijjutim, v.a. die "Slichot" und die "Qinot", spiegeln die harten Lebensbedingungen der Juden in Italien wider und schildern die erlebten Bedrängnisse und Verfolgungen. In dieser Periode ersetzen die Pijjutim bereits nicht mehr die festen Gebetstext; sie sind in ihn verwoben. Pijjutim, die in späteren Jahrhunderten geschrieben wurden, sind überhaupt nicht mehr in die Gebete eingeflochten, sondern werden bei anderen Anlässen rezitiert, z.B. als Gesänge bei den Schabbat-Mahlzeiten.
Im frühen Mittelalter wurde der Pijjut dann fast zu einer Modeerscheinung und drohte die Hauptgebete zu überlagern, da die jeweiligen Chazzanim der jüdischen Gemeinden, eine Art Konkurrenzkampf führten und bemüht waren immer kunstvollere Pijjutim zu verfassen.
[Bearbeiten] Gattungen und Formen
Pijjutim lassen sich in Gruppen einteilen entsprechend den Stellen im Gebetsablauf, denen sie zugedacht sind. So nennt man Pijjutim, welche der Chazzan bei der Wiederholung der Amida spricht, "Qrovot", während jene, die man als Segenssprüche vor dem Schma Jisrael spricht, als "Jotzrot" bezeichnet werden. "Slichot" sind die Pijjutim, die vor und im Verlauf der 10 Tage zwischen Rosch ha-Schanah und Jom Kippur, sowie an öffentlichen Fasttagen rezitiert werden. Die "Qinot" sind eine besondere Gattung für den 9. Av, den Gedenktag zur Zerstörung des Tempels.
Äußere Formen des Pijjut:
- alphabetisches Akrostichon
- Bibelvers-Akrostichon
- Namens-Akrostichon
Eine häufige Form ist das Namensakrostichon. Wobei häufig die Anfangsbuchstaben des Namens des Dichters die Anfangsbuchstaben der Strophen oder Zeilen bilden.
[Bearbeiten] Literatur
- Bregman, Dvora: A Bundle of Gold: Hebrew Sonetts from the Renaissance and the Baroque. Jerusalem/Beer Sheva 1997. ISBN 965-235-072-9 (hebräisch)
- Elbogen, I.: Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung. Frankfurt a. M. 1931.
- Schirmann, Jefim (Chajjim): The History of Hebrew Poetry in Muslim Spain. Edited, Supplemented and Annotated by Ezra Fleischer. Jerusalem: Magnes 1998. ISBN 965-223-914-3 (hebräisch)
- Schirmann, Jefim (Chajjim): The History of Hebrew Poetry in Christian Spain and Southern France. Edited, Supplemented and Annotated by Ezra Fleischer. Jerusalem: Magnes 1997. ISBN 965-223-963-1 (hebräisch)