Platen-Affäre
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Der Begriff Platen-Affäre bezeichnet die öffentliche Auseinandersetzung zwischen dem Dichter Heinrich Heine und seinem Kollegen August Graf von Platen, eine der heftigsten Kontroversen der deutschen Literaturgeschichte.
Heinrich Heine veröffentlichte als Anhang seiner Reisebilder. Zweiter Teil (1827) Epigramme des Dichters Karl Immermann, in denen er die Orientsucht in der Poesie verspottet. Platen bezog diese Kritik auf sich und verübelte Heine, den er für einen scharfen Konkurrenten hielt, die Veröffentlichung der Epigramme. In Der romantische Ödipus reagierte er mit antisemitischen Ausfällen. Heinrich Heine, von den Beschimpfungen wegen seiner jüdischen Herkunft tief verletzt, machte sich im dritten Band der Reisebilder (1830) über Platens Homosexualität lustig.
Unter anderem wegen der Angriffe Platens scheiterte Heines Bewerbung um eine Professur in München. Dieser "Vernichtungskrieg", wie er die Kontroverse einmal bezeichnete, beeinflusste auch Heines Entscheidung, 1831 nach Paris zu gehen. Zudem zeigt die Auseinandersetzung, dass seine protestantische Taufe im Jahr 1825 nicht den erhofften Schutz vor Anfeindungen und Diskriminierung bot.
Zeitgenossen verübelten Heine seinen Spott über Platens Homosexualität und bis heute gilt die Platen-Affäre als dunkler Fleck in der Biographie des Dichters. Der Literaturkritiker Karl Herloßsohn urteilte jedoch 1830: "In der Art, wie Heine angegriffen wurde von Platen, lag auch schon die Art, wie er sich verteidigen musste." Demnach bediente sich Heine lediglich der Waffen, mit denen er angegriffen worden war, und war nicht bereit, antisemitische Angriffe unwidersprochen hinzunehmen.