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Plattenvertrag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Plattenvertrag bezeichnet den Vertrag zwischen einer Plattenfirma und einem Musikkünstler oder einer Gruppe von Musikkünstlern. Die Musiker verpflichten sich hierbei, ihre Veröffentlichungen nur über ihre Plattenfirma herauszugeben. Im Gegenzug kümmert sich die Plattenfirma um Finanzierung, Herstellung und Vermarktung der Musik. Viele Plattenfirmen verhindern durch ihre starke Einflussnahme (die durch finanzielle Interessen begründet sind) in die künstlerische Freiheit der Musiker deren Eigenständigkeit. Allerdings wäre es für den Musiker oder die Gruppe von Musikern allein zu schwer, ihre Musik zu vermarkten. Die Bezeichnung Plattenvertrag kommt von Schallplatte, einem Tonaufzeichnungs- oder Musikmedium.

[Bearbeiten] Arten von Plattenverträgen

Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Plattenverträgen: den Bandübernahmevertrag und den Künstlervertrag.

[Bearbeiten] Bandübernahmevertrag

Beim Bandübernahmevertrag (in manchen Zusammenhängen auch "Tape-lease-deal" , "Masterband-Deal" oder kurz "BÜV" genannt) verpflichtet sich die Plattenfirma zur Veröffentlichung von einem oder mehreren Tonträgern eines Künstlers über einen gewissen Zeitraum und erwirbt die Option auf darauf folgende Produktionen.

Der Name kommt daher, dass früher die Rohdaten für den Tonträger im Studio auf ein Tonband aufgenommen wurde, dass die Plattenfirma sich verpflichtete, das als Grundlage für die Veröffentlichung "anzunehmen".

Üblicherweise handelt es sich dabei um sog. Masterbänder. Dieses Master dient als Vervielfältigungsgrundlage.

Bandübernahmeverträge werden meistens an etablierte Acts oder Newcomer vergeben, sowie an Künstler, die unabhängig von Einflüssen der Plattenfirma auf die Musik selbst Einfluss nehmen können/wollen. Der BÜV (Bandübernahmevertrag) gewährleistet der Band oder dem Künstler die wirtschaftlich größte Selbstständigkeit, da er nach Abschluss des BÜV zu allen anderen Beteiligten außer der Plattenfirma als Auftraggeber auftritt und für das Gelingen der Aufnahmen vollständig eigenverantwortlich ist. Das wiederum hält die Record-Company frei von vielen organisatorischen Arbeitsschritten wie z.B. Produzentensuche, Musiker buchen, Studios buchen, etc. pp. Weiterhin ist für die Plattenfirma die Einhaltung des vorher festgelegten Produktions-Budgets durch den Abschluss eines BÜV gewährleistet, was in anderen Konstellationen oft nicht der Fall ist.

Wie bei dem Künstlerexklusivvertrag ist die Abrechnung pro Rata, d.h. eine Beteiligung an den Verkäufen der Tonträger pro Stück. Üblicherweise wird hier auch vom HAP (Händlerabgabepreis) ausgegangen. Da hier die gesamte Produktion lizenziert wird, sind Lizenzen i.H.v. 12%-23% für die komplette Produktion möglich. Daraus müssen dann allerdings auch alle erforderlichen Lizenzen (z.B. an beauftragte Produzenten, Management, Promotion, etc.) bezahlt werden. Oft werden von den Plattenfirmen noch sog. Technikabzüge heruntergerechnet, die die vereinbarten Lizenzausschüttungen senken.

Auch beim Vertrieb der Produktion über Downloadportale (Musicload, iStore, etc.) wird der Künstler selbstverständlich im Rahmen der vertraglich vereinbarten Lizenzen beteiligt.

[Bearbeiten] Künstlervertrag

Mit einem Künstlervertrag binden Labels und/oder Tonträgerproduzenten Interpreten für eine bestimmte Zeit (eine bestimmte Anzahl von Produktionen) an sich. Über einseitige Optionen können die Labels / Tonträgerproduzenten die Laufzeit (bei Erfolg) verlängern. Dabei gehen die Labels/Tonträgerproduzenten lediglich eine durch zahlreiche Klauseln stark eingeschränkte Verpflichtung zur Veröffentlichung ein.

Der Künstlervertrag regelt auch die Möglichkeiten, nach Ablauf des Vertrags Optionen auszusprechen. Hiermit sind Anschlussverträge, deren Laufzeiten, Vergütungen und Produktionsumfang gemeint.

Der Künstler-Exklusiv-Vertrag beinhaltet jedoch meistens auch ALLE Arten des künstlerischen Vortrags, sowie die Übertragung aller Persönlichkeitsrechte an die Plattenfirma. Für den Künstler selbst ist diese Art der Vertragsgestaltung oft ein Problem, da die Plattenfirmen in vielen Fällen nicht in der Lage sind , einen Künstler oder Band über die Dauer seiner Karriere gleichmäßig gut und kompetent zu unterstützen, bzw. oft nicht die Ausdauer und den künstlerischen Weitblick haben. Aus diesem Grund geben immer mehr große Plattenfirmen diese Aufgaben an angeschlossene Labels und Produzenten ab.

Die Vergütung des Künstlers über einen o.g. Vertrag ist eine Beteiligung (Lizenz) an den Verkäufen der Tonträger. Hierbei hat sich die Abrechnungsbasis HAP (Händlerabgabepreis) etabliert. Der HAP ist der Betrag, den die Plattenfirma bei Lieferung der Gesamt-Produktion in Form einer CD oder DVD an den Großhändler in Rechnung stellt, also deutlich unter dem sog. Verkaufspreis. Vom HAP erhält der Künstler einen prozentualen Anteil, der in einer Größenordnung von 4 %–14 % liegen kann. Bei etablierten Künstlern kann das durchaus mehr sein, bei Newcomern auch deutlich weniger. Der Künstler-Exklusiv-Vertrag wird immer seltener von Major-Companies abgeschlossen, da die meisten Künstler mittlerweile über ihr eigenes Netzwerk an Musikern, Produzenten, Studios, Managern und Promotern verfügen und damit mehr wirtschaftliche und künstlerische Unabhängigkeit haben und lieber einen Bandübernahmevertrag abschließen. Ab einer gewissen Größe des Unternehmens des jeweiligen Künstlers gründet der Künstler auch oft ein eigenes Label.

Auf der Basis dieser im Künstlervertrag ausgehandelten Lizenzbeteiligungen wird meist auch das Recht am sog. Merchandising, also der Verwertung der mit dem Künstlerbild- oder Logo versehenen Fanartikel lizenziert.


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