Psychoanalytische Seelsorge

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Psychoanalytische Seelsorge ist ein Teilgebiet der Psychotherapeutischen Seelsorge. Psychoanalyse und Seelsorge stellten ursprünglich zwei sehr disparate Sachgebiete dar, die zum Teil auch stark gegeneinander kämpften. Heute gibt es Integrationsbemühungen verschiedener Seiten, die eine Psychoanalytische Seelsorge entstehen ließen.

Die kirchliche Seelsorge fand in Europa zunächst in den Klöstern statt. In der Reformationszeit entwickelte sich im Protestantismus daraus eine neue Form der Seelsorge, die gegenüber der klösterlichen Seelsorge schon fast säkulare Formen annahm. Diese Entwicklung einer eigenen protestantischen Seelsorge wäre ohne die vorhergehende Erfahrung der klösterlichen Seelsorge nicht möglich gewesen. So hatte Martin Luther in seiner Zeit im Augustiner-Kloster einen ausgezeichneten Seelsorger in Johannes von Staupitz. Die protestantische Seelsorge entwickelte sich im Pietismus weiter.

Als schließlich Sigmund Freud die ärztliche Psychoanalyse als Redekur entdeckte, kam es zu einer feindlich gespannten Beziehung zwischen Seelsorge und Psychoanalyse. Freud fühlte sich als Vertreter einer aufgeklärten Kultur, der die Religionen und deren Götter zu Projektionen innerpsychischer Anteile erklärte. Unter anderem beschäftigt er sich in seiner Schrift "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" von 1939 damit. Ungeachtet dessen durfte Freud den Pfarrer Oskar Pfister zu seinen frühesten Gefolgsleuten zählen.

Es nimmt nicht wunder, dass in Kirchenkreisen die Psychoanalyse von C. G. Jung viel freundlicher aufgenommen worden ist. Es hat nun fast 70 Jahre gedauert, bis in vielen kleinen Schritten sich eine Form von Seelsorge entwickelt hat, die in sehr große Nähe zur Psychotherapie gerückt ist. Carl Rogers, der sein Theologiestudium abgebrochen hatte, bevor er zum Psychologiestudium wechselte und dann, beeinflusst von dem Freud-Schüler Otto Rank [1] die Grundlagen für die Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie entwickelte.

[Bearbeiten] Drewermann und Scharfenberg: Kirche und Psychoanalyse

Einen großen Schritt auf die Psychoanalyse zu haben in Deutschland [Joachim Scharfenberg] vgl. den Text von Isolde Carle.doc über das Buch von Joachim Scharfenberg, Seelsorge im Gespräch, 1972 im evangelischen Bereich [2] und Eugen Drewermann [3] und [4] im katholischen Bereich gewagt. Eugen Drewermann verlor dafür sein Priesteramt und die Lehrbefähigung. Dennoch hat gerade sein Engagement wesentlich dazu beigetragen, dass auch in der evangelischen Kirche eine größere Bereitschaft entstanden ist, sich mit der Psychoanalyse zu befassen, oder sie wenigstens auch kirchenamtlich mehr zu dulden, denn man konnte es sich schlecht eingestehen, ebenso repressiv handeln zu wollen wie es die katholische Kirche getan hatte. Aber sicherlich hat er auf seine Weise viel bewegt, denn durch den Weggang von vielen ehemaligen Pfarrern aus der Kirche, die Psychoanalytiker oder Psychologen geworden sind, ist es eben nur sehr viel langsamer zu einer Annäherung von Psychoanalyse und Seelsorge gekommen.

Wenn man die Literatur von Drewermann und Scharfenberg vergleicht, so fällt auf, wie viel Drewermann geschrieben hat: Sein Werksverzeichnis umfasst über 110 Bücher, das Verzeichnis von Scharfenbergs Büchern umfasst 5 Bücher:

• Scharfenberg, Joachim Titel: Sigmund Freud und seine Religionskritik als Herausforderung für den christlichen Glauben Verlag: Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1971
• Scharfenberg, Joachim Titel: Seelsorge als Gespräch, Zur Theorie und Praxis der seelsorgerischen Gesprächsführung, 153 S. Verlag: Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlag 1972
• Lapple, Volker; Scharfenberg, Joachim Titel: Psychotherapie Und Seelsorge Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, [Abt. Verl.] 1977
• Scharfenberg, Joachim Titel: Freiheit und Methode Wege christlicher Einzelseelsorge Verlag: Herder Verlag, Wien 1979
• Scharfenberg, Joachim Titel: Einführung in die Pastoralpsychologie. Verlag: Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1985 Beschreibung: TB., Oktav, 244 S.

Wenn man die einzelnen Titel von Scharfenberg ansieht, so steht das Buch über Freuds Religionskritik am Anfang, und die Einführung in die Pastoralpsychologie am Ende. Man könnte fast meinen, dass die Einführung in die Pastoralpsychologie wie ein abschließendes Grundlagenbuch für ein zu gründendes Institut für Pastoralpsychologie geschrieben worden ist.

[Bearbeiten] In welcher Form haben sich nun Psychoanalyse und Seelsorge aufeinander zubewegt?

Die Psychoanalyse hat sich ebenso auf die Seelsorge zu bewegt, wie es der personenzentrierte Ansatz getan hat:

• Peter F. Schmid, PERSONALE BEGEGNUNG Der personzentrierte Ansatz in Psychotherapie, Beratung, Gruppenarbeit und Seelsorge Mit ausführlichen Literaturverzeichnissen und Registern Würzburg (Echter) 1989, 3. Auflage 2004 ISBN 3-429-01243-0

Die Bewegung Psychotherapie und Psychoanalyse auf die Seelsorge zu geschah, weil beide sich verändert haben. Die Psychotherapie und Psychoanalyse sind klarer und verständlicher geworden, und die Seelsorge ist menschlicher geworden. Im Bereich der Psychoanalyse ist es besonders ein Verdienst der psychoanalytischen Selbstpsychologie [5] der letzten Jahre, dass man davon reden kann, dass die Psychoanalyse verständlicher geworden ist, so dass sie zu einer allgemein anwendbaren und verstehbaren Handlungsanleitung geworden ist, die nicht mehr mit einem umstrittenen Theoriegebäude belastet ist.

Und auf der Seite der Seelsorge kann man ähnlich sagen: Die Seelsorge ist von einem hohen Thron der Theologie heruntergestiegen und ist endlich beim Menschen mit seinen realen Sorgen, Ängsten und Fragen angekommen. So konnte nun das Projekt einer Psychoanalytischen Seelsorge entstehen [6].

Die weitere Standortbestimmung der psychoanalytischen Seelsorge zwischen den heute aktuell vertretenen Seelsorgerichtungen und psychoanalytischen Richtungen ( wie etwa Jungianisch, Freudianisch, Ich-Psychologisch, Kleinianisch, Selbstpsychologisch) bedarf noch einer weiteren Entfaltung.