Richard Courant
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Richard Courant (* 8. Januar 1888 in Lublinitz/Oberschlesien, heute Polen; † 27. Januar 1972 in New York) war ein deutsch-(US) amerikanischer Mathematiker.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Seine Eltern zogen in seiner Jugend oft um, nach Glatz, Breslau und schließlich 1905 nach Berlin. Den letzten Umzug machte er nicht mehr mit, sondern nahm sein Studium in Breslau auf. Er fand die Vorlesungen eher unbefriedigend und ging nach Zürich und anschließend nach Göttingen, wo er der Assistent des bedeutenden David Hilbert wurde. 1910 promovierte Courant dort und habilitierte sich 1912. Er wurde zum Ersten Weltkrieg eingezogen, aber bald verwundet und wieder aus dem Kriegsdienst entlassen. Danach kehrte er nach Göttingen zurück, wo er, nach zwei Jahren in Münster, 1922 zum Professor ernannt wurde und schließlich sogar zum Leiter des mathematischen Instituts, das damals das Zentrum der mathematischen Welt war. Sowohl in seinem Interesse für die Anwendungen der Mathematik als auch in seinem Organisationstalent war er dort der Nachfolger von Felix Klein.
Courant war jüdischer Herkunft und verließ Deutschland bereits im Sommer 1933. Er verbrachte ein Jahr in Cambridge und ging anschließend nach New York, wo er 1936 Professor wurde. Dort bekam er die Aufgabe, ein mathematisches Forschungszentrum aufzubauen, und er tat das mit sehr großem Erfolg. Schon in Göttingen hatte er gute Arbeit geleistet, doch die Aufgabe, aus dem Nichts ein neues Institut aufzubauen, war für ihn wesentlich interessanter. Er gewann einige bedeutende Mathematiker wie Kurt Friedrichs, den er aus Göttingen mitbrachte, und den jungen Peter Lax. Auch beim Auftreiben von Sponsorengeldern war Courant das gerade Gegenteil des Mathematikers aus dem "Elfenbeinturm". Das Courant Institute for Mathematical Sciences (wie es seit 1964 heißt) an der New York University ist bis heute eines der angesehensten Institute für Angewandte Mathematik.
Ganz abgesehen von seinem außerordentlichen Organisationstalent war Courant auch ein herausragender Mathematiker. Er entwickelte die Finite-Elemente-Methode weiter ("direkte Methoden", ursprünglich von Walter Ritz), die ursprünglich von Ingenieuren angewandt wurde, und stellte sie auf eine mathematische Basis. Diese Methode ist heute eines der Standard-Verfahren zur numerischen Lösung partieller Differentialgleichungen, unter anderem deshalb, weil aufgrund der starken theoretischen Fundierung in vielen Fällen konkrete Fehlerabschätzungen möglich sind. Das Lehrbuch Methoden der mathematischen Physik von Courant und Hilbert[1] ist auch über 80 Jahre nach seinem Erscheinen eines der Standardwerke dieses interdisziplinären Gebiets. Im Bereich der numerischen Strömungssimulation ist er vor allem für die Courant-Friedrichs-Levy-Zahl bekannt, die für die Berechnung hyperbolischer partieller Differentialgleichungen wichtig ist. In Amerika befasste er sich u.a. mit der Theorie der Schockwellen.
Schon in seiner Dissertation befasste er sich mit dem Dirichlet´schen Prinzip und seiner Anwendung in der Uniformisierungstheorie. Er kehrte später in seinen Arbeiten über Minimalflächen und konforme Abbildungen darauf zurück.
Sein Buch mit Herbert Robbins "Was ist Mathematik ?" ist eine der besten Einführungen in das Thema überhaupt.
[Bearbeiten] Werke
- Courant, Robbins Was ist Mathematik ?, Springer Verlag (Neuauflage bearbeitet von Ian Stewart)
- Courant, Hurwitz Funktionentheorie Springer Verlag
- Courant, Hilbert Methoden der mathematischen Physik, 2 Bde., Springer Verlag, 1968 (zuerst 1930), völlig neu bearbeitet in englischer Ausgabe, Interscience, 1953, 1961
- Courant Vorlesungen über Differential- und Integralrechnung, 2 Bde., Springer Verlag 1970 (zuerst 1924)
- Courant Dirichlets principle, conformal mappings and minimal surfaces, 1950
- Über konforme Abbildung von Bereichen, welche nicht durch alle Rückkehrschnitte zerstückelt werden, auf schlichte Normalbereiche. *Mathem. Zeitschr. Bd. 3, Heft 1/2, S. 9, Springer, Berlin (1919).
- Über die Theorie der linearen partiellen Differenzengleichungen. Nachr. d. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Mathem.-phys. Klasse v. 23. Dezember 1925.
- Bemerkungen zur Frage der numerischen Auflösung von Randwertproblemen, die aus der Variationsrechnung entspringen. Nachr. d. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Mathem.-phys. Klasse v. 18 Dezember 1925.
- Über eine Klasse von kovarianten Funktionalausdrücken, welche aus Variationsproblemen entspringen. Nachr. d. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Mathem.-phys. Klasse v. 18 Dezember 1925.
- Über direkte Methoden bei Variations- und Randwertproblemen, Jahresbericht Deutscher Mathematikerverein 1926.
[Bearbeiten] Literatur
- Constance Reid: Richard Courant, Springer Verlag 1979
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Richard Courant im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie McTutor
Die "alte" 1924 Ausgabe der "Methoden der mathematischen Physik" ist online hier: [1]
[Bearbeiten] Quellen und Fussnoten
- ↑ Bei den damals geschriebenen Büchern der Hilbert-Schule muss man was die Autorschaft angeht bedenken, dass sie häufig von den Assistenten verfasst wurden, die dadurch Karriere machten. Beim "Hilbert-Courant" ist fast ausschliesslich Courant verantwortlich, natürlich unter Benutzung von Ideen aus Hilberts Vorlesungen, liess aber viele Teile von Assistenten wie Pascual Jordan schreiben.
Personendaten | |
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NAME | Courant, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Mathematiker |
GEBURTSDATUM | 8. Januar 1888 |
GEBURTSORT | Lublinitz/Oberschlesien, heute Polen |
STERBEDATUM | 27. Januar 1972 |
STERBEORT | New York |