Sünde wider den Heiligen Geist
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Eine Sünde wider den Heiligen Geist ist nach christlichem Verständnis eine Sünde, bei welcher das Wirken des Heiligen Geistes zurückgewiesen und dem Bösen zugerechnet wird.
Der Begriff taucht im Neuen Testament auf:
- Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden. Und wenn jemand ein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wenn aber jemand gegen den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen. (Matthäus 12,31.32, Elberfelder)
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biblischer Kontext
Der Ausdruck Sünde wider den Heiligen Geist beruht wohl auf einem biblischen Vorfall, der im Evangelium nach Matthäus, Kapitel 12, Verse 22-32, beschrieben wurde. Die Pharisäer behaupteten, Jesus würde die bösen Geister durch den Obersten der bösen Geister austreiben, anstatt durch den Heiligen Geist. Darauf sagte er zu ihnen, dass "die Lästerung gegen den Geist nicht vergeben wird".
Die religiöse Relevanz besteht wohl darin, dass Sünden wider den Heiligen Geist, im Unterschied zu allen anderen, nicht vergeben werden. Dabei ist es zu beachten, dass es im besagten Vorfall keine einfachen Menschen waren, gegen die sich die Aussage richtet, sondern Pharisäer, die Gesetzesgelehrten. Damit kommt, zusätzlich zur Lästerung, die Dimension des Machtmissbrauchs hinzu, die diese Sünde ausmacht.
Die Katholische Kirche hat das Thema (mutmaßlich) über die rein biblische Bedeutung hinaus erweitert.
[Bearbeiten] Katholisches Verständnis
Nach katholischem Verständnis trifft die Unmöglichkeit der Vergebung nur dann zu, wenn ein Mensch in der Sünde wider den Heiligen Geist bis zu seinem Tod verharrt. Die katholische Kirche unterscheidet 6 Sünden wider den Heiligen Geist:
- Verzweiflung am Heil (desperatio)
- Vermessene Hoffnung auf das Heil ohne Verdienste (praesumptio)
- Die erkannte Wahrheit zurückweisen (impugnatio veritatis christianae agnitae)
- Neid auf die Gnadengabe eines anderen (invidentia fraternae gratiae)
- Verstockung in den Sünden (obstinatio)
- Unbußfertig bleiben bis zum Tod (impoenitentia)
Diese Sünden sind nicht zu verwechseln mit den sieben Todsünden (Hauptsünden).
[Bearbeiten] Protestantische Tradition
Mit der Definition der vermessenen Heilsgewissheit als Sünde kann die Römisch-Katholische Lehre im theologischen Widerspruch zur reformatorischen Tradition ausgelegt werden, die als Voraussetzung für das Heil nur den Glauben (sola fide - allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt) sieht.
Nach dem Apostel Paulus entstammen die Taten eines Menschen seinem Glauben. Gerechte Taten sollen das Evangelium in dieser Welt bezeugen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Kommentare zum Matthäusevangelium zu Mt 12,31-32
- David Flusser: "Die Sünde gegen den heiligen Geist". In: Ernst Ludwig Ehrlich (Hrsg.): "Wie gut sind deine Zelte, Jaakow...". FS Reinhold Mayer. Bleicher Verlag, Gerlingen 1986, S. 139-144
- Thomas Gerhard Ring: "Augustins Deutung der "Sünde wider den Hl. Geist" in Mt 12,31f". In: Augustiniana 50 (2000), S. 65-84
- Amy M. Donaldson: "Blasphemy against the Spirit and the Historical Jesus". In: Society of Biblical Literature: Seminar papers 139 (2003), S. 157-171