Sakramentshaus
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Ein Sakramentshaus ist ein steinernes Gehäuse zur Aufbewahrung der geweihten Hostie. Es befindet sich meist auf der "Evangelistenseite" neben dem Altar.
Das Tridentinum (1545-63), ordnet die Unterbringung der Hostie im Tabernakel auf dem Altar an und macht das Sakramentshaus überflüssig. Das 2. Vaticanum (1962-65), lässt seinen Gebrauch wieder zu.
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[Bearbeiten] Bekannte Sakramentshäuser
[Bearbeiten] Nürnberger Kirche St. Lorenz
Das Sakramentshäuschen in der Nürnberger Kirche St. Lorenz gilt als Meisterwerk Adam Krafts. Es ist ein 18,70 Meter hoher Turm aus Stein, der an geflochtene Ranken eines Baums erinnert und der von vier Figuren gestützt wird. In einer der vier Figuren hat sich Kraft selbst verewigt. Trotz seiner filigranen Gestalt und der starken Beschädigung der Lorenzkirche durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg konnte das Sakramentshäuschen durch eine Umhüllung aus Gips vor der Zerstörung bewahrt werden.
[Bearbeiten] Ulmer Münster
Das Sakramentshaus im Ulmer Münster gilt als das höchste in Deutschland. Es hat eine Höhe von 26 Metern und wurde wohl zwischen 1467 und 1471 errichtet. Im Gegensatz zum hölzernen Kanzeldeckel mit ähnlicher Struktur ist das Sakramentshaus in Ulm ganz aus Kalk- und Sandstein gehauen. Die Hohlkehlen des Handlaufs enthalten eigenartige Figuren: Tiger, Zungenstrecker, Zottelträger, Affen und Echsen.
[Bearbeiten] Dom St. Marien in Fürstenwalde/Spree
Sakramentshaus im Dom St. Marien (Fürstenwalde/Spree), 1517 von Franz Maidbug geschaffen.
[Bearbeiten] Stadtkirche St. Peter und Paul in Weil der Stadt
Spätrenaissance-Sakramentshaus von 1611 (Höhe über 11 m) aus hellem Sandstein im Chor der Stadtkirche St. Peter und Paul der ehemaligen freien Reichsstadt Weil der Stadt, geschaffen von Georg Miler, gestiftet von dem Weiler Bürgermeister Junker Franz Marquart von Flade.
[Bearbeiten] Salemer Münster
Sakramentshaus von 1494 im Salemer Münster. Das mit gotischen Ornamenten geschmückte steinerne Türmchen ist 16 Meter hoch. Er stand ursprünglich als Monument auf dem Grab des großen Abts Johannes I. Stantenat (1471-1494) und steht heute an der Nordwand des Querhauses, wo er teilweise von der Empore verdeckt wird. Die Fialen sind Steinmetzarbeiten aus Salemer Werkstätten, vermutlich aus der Hand des überregional wirksamen Werkmeisters Hans von Safoy. Die vergoldeten Schnitzfiguren wurden nicht für den Sakramentsschrein angefertigt, sondern sind wahrscheinlich Reste des von Michel Erhart gefertigten Hochaltars. Seitdem er 1751 an seinen heutigen Platz gerückt wurde, rahmen den Schrein vergoldete Putten und Wolkentürme aus Josef Anton Feuchtmayers Werkstatt.
[Bearbeiten] Lübecker Marienkirche
Sakramentshaus von 1479 in der Lübecker Marienkirche mit ca. 1000 bronzenen, teilweise vergoldeten Einzelteilen (9,5 m hoch), an der Nordwand des Chorraums.
[Bearbeiten] Sint-Maartenskerk in Kortrijk
[Bearbeiten] Literatur
Wolfgang Lipp, Begleiter durch das Ulmer Münster, Langenau 1999, ISBN 3-88360-011-3.
Achim Timmermann,“Two Parlerian Sacrament Houses and Their Microarchitectural Context,” Umĕní, 47 (1999), 400-412.
Ders., “Good and Evil, Not-So-Good and Not-So-Evil: Marginal Life on Gothic German Sacrament Houses,” Virtues and Vices in the Index of Christian Art, ed. by Colum Hourihane (Princeton: Princeton University Press, 2000), 66-92.
Ders., "Vier Architekturrisse der Spätgotik,” Das Münster, 55 (2002), 117-126.
Ders., “Eucharistie und Architektur: Sakramentshäuser der Parlerzeit,” Das Münster, 55 (2002), 2-13.
Ders., “Ein mercklich köstlich und wercklich sacrament gehews: Zur architektonischen Inszenierung des Corpus Christi um die Mitte des 15. Jahrhunderts,” Kunst und Liturgie im Spätmittelalter: Architektur, Ausstattung und Nutzung von Choranlagen, ed. by Anna Moraht-Fromm (Stuttgart: Thorbecke, 2003), 207-230.
Ders., “Altissimum ac pretiosum: The Vienna Cathedral Lodge and Sacrament House Design in East Central Europe,” Umĕní, 53 (2005), 539-550,
Ders., “Designing a House for the Body of Christ, ca. 1300: The Beginnings of Eucharistic Architecture in Western and Northern Europe,” Arte Medievale, n. s., 4/1 (2005), 125-135.