Schartenhöhe
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Unter der Schartenhöhe versteht man in der Geographie die Höhendifferenz zwischen einem Berggipfel und der höchstgelegenen Einschartung, über die man einen höheren Gipfel erreichen kann.
Die Schartenhöhe (auch als Prominenz oder Schartentiefe bezeichnet) ist daher ein Maß für die Selbstständigkeit eines Berges und neben der Dominanz ein wichtiges Kriterium einen Gipfel als Berg zu klassifizieren. Je höher die Schartenhöhe ist, desto freistehender wirkt ein Berg. Die Schartenhöhe gibt somit an, wie viele Höhenmeter man mindestens absteigen muss, um auf einen höheren Berg zu gelangen. Bei einer Erhebung auf einem Grat ist die Schartenhöhe meist sehr gering und man spricht dann von einem Nebengipfel oder einer Graterhebung, und nicht von einem freistehenden Berg.
[Bearbeiten] Hochgebirge
In den Alpen gilt eine Schartenhöhe von ca. 300 Metern als Mindestmaß, um von einem eigenständigen Berg zu sprechen.
Als Beispiel sei der Große Hundstod (2593 m) in den Berchtesgadener Alpen angeführt. Um von ihm zu einem höherem Gipfel zu gelangen, muss man mindestens bis zur Dießbachscharte (2119 m) absteigen, über die man z. B. zum Hochkönig (2941 m) im Steinernen Meer gelangen kann. Damit ergibt sich hier eine Schartenhöhe von 474 Metern. Hier ist auch ersichtlich, dass die Schartenhöhe nicht zwingendermaßen der Höhe der Scharte entspricht, die zum nächsthöherem Berg führt. Denn der nächsthöhere Berg wäre in diesem Fall eigentlich der Watzmann (2713 m), allerdings muss man, um zu diesem zu gelangen, noch weiter absteigen, nämlich zum 1774 Meter hoch gelegenen Trischübelpass. In der nebenstehenden Grafik ist eine ähnliche Situation dargestellt.
[Bearbeiten] Mittelgebirge
Will man die obigen Überlegungen in tiefere Regionen übertragen, muss man die Zahlen selbstredend anpassen, da Schartenhöhen von 300 m dort höchst selten sind.
Zum Beispiel ist die Scharte zwischen den beiden höchsten Gipfeln des Thüringer Waldes, dem Großen Beerberg (978 m) und dem Schneekopf (983 m) nur etwa 60 m tief bei einer Dominanz des kleineren Schneekopfes von 1,6 km (was hier fast identisch ist mit der Entfernung zwischen beiden Gipfeln ist). Trotzdem werden beide Berge überall und unangezweifelt als unabhängige Gipfel geführt, was auch dem optischen Erscheinungsbild entspricht.
Hingegen sind die sich westlich an den Großen Beerberg anschließenden Erhebungen Sommerbachskopf (941 m) und Wildekopf (943 m) bei 800 m Dominanz und nur 20 m Schartentiefe zweifelsfrei Nebengipfel des erwähnten Berges.
Allerdings ist es nicht einfach, für Höhenlagen dieser Größenordnung eine feste Zahl für die Schartenhöhe (z. B. 30 m, 50 m oder einen festen Prozentsatz der Höhe über Talniveau) anzugeben, da jedes Gebirge seine eigene Charakteristik hat und ein gleichhoher Gebirgszug im Durchschnitt sowohl steiler als auch flacher abfallen kann.
Sind – wie im vorliegenden Fall – zwei Gipfel auch noch annähernd gleich hoch, so wird man schließlich, wenn man sich in Richtung des kleineren Gipfels entfernt, ziemlich weit reisen müssen, um den minimal höheren, aber entfernteren Berg tatsächlich als „höher“ zu sehen.
Letzten Endes wird auch weiterhin meistens das optische Erscheinungsbild entscheiden, ob man von zwei Hauptgipfeln oder einem Haupt- und einem Nebengipfel spricht.
[Bearbeiten] Weblinks
- Wann ist ein Berg ein Berg? Artikel aus der Zeitschrift Die Alpen, 01/2003 des Schweizer Alpen-Clubs
- Gipfellisten damals und heute - Messung der Eigenständigkeit von Bergen mittels Prominenz und Dominanz
- Eigenständigkeit von Gipfeln